Bochum. Trotz der 1:4 Heimpleite gegen Greuther Fürth will Sportdirektor Jens Todt keine Diskussion um Friedhelm Funkel führen. Der Trainer selbst ist davon überzeugt, dass der VfL nach der Länderspielpause wieder “in die Spur kommt“. Die Stimmen zum Spiel.
Friedhelm Funkel (Trainer VfL Bochum) zum Spiel: „Es war eine ganz, ganz bittere Heimniederlage – vor allem, wenn man die Leistung der ersten Halbzeit zugrunde legt. Wir haben den Gegner von unserem Tor weggehalten, Pressing gespielt, sehr früh Ballbesitz gehabt und Tormöglichkeiten erarbeitet. Wir haben alles umgesetzt, was wir im Training erarbeitet haben – aber es nicht in die Führung umgemünzt, obwohl wir zwei, drei hochkarätige Chancen hatten. Wir sind dafür bestraft worden mit einem Konter, der mit mehr Robustheit hätte verhindert werden können. Wenn man so viele Tormöglichkeiten nicht nutzt, wird das in der Regel bestraft, auch weil wir in vielen Situationen zu anständig sind. Dann kommt es zu Ballverlusten wie von Takashi Inui, der mit viel Risiko spielt. Er verliert vor dem 1:2 den Ball, hat die Möglichkeit, den Spieler umzureißen, eine Karte zu riskieren, um den Spielfluss zu verhindern. Dann wäre das zweite Tor für Fürth nicht gefallen. Unmittelbar danach hatten wir trotzdem durch Slawo Freier eine Riesenmöglichkeit zum 2:2, haben die aber nicht genutzt. Mit dem 3:1 war das Spiel entschieden. Das Ergebnis war am Ende zu hoch.“
Friedhelm Funkel über die „Funkel-raus“-Rufe: „Dass die Unruhe schon während des Spiels da war, ist der Situation geschuldet. Damit müssen wir leben. Natürlich versuchen wir, die Situation schnellstens zu ändern. Wir haben 14 Tage Zeit, um das ein oder andere zu überlegen, um in Dresden die Wende zu schaffen. Die entscheidenden Leute werden das in Ruhe analysieren – und dann werden wir diesen Weg weitergehen und wieder in die Spur kommen. Davon bin ich zu 100 Prozent überzeugt.“
Friedhelm Funkel über einen Vergleich mit der vergangenen Saison: „Wir hatten auch im letzten Jahr einen sehr schweren Start, aber man kann die Situationen nicht vergleichen. Es klingt paradox, aber die Mannschaft ist viel, viel weiter. In der vergangenen Saison stimmte die Mannschaft nicht, da sind einige Veränderungen vorgenommen worden. Früher hätte man gesagt: ,Die Jungs reißen sich schon den Arsch auf.’ Sie haben in der ersten Halbzeit ein richtig gutes Spiel gemacht.“
VfL-Verteidiger völlig von der Rolle
Friedhelm Funkel über mögliche Änderungen in der Mannschaft: „Natürlich schweben einige Dinge durch den Kopf. Natürlich ist es gut, dass wir 14 Tage Zeit haben. Man hat genug Gelegenheit, über das ein oder andere intensiver nachzudenken und dann die richtigen Schlüsse für Dresden zu ziehen. Ich hoffe, dass Christoph Dabrowski zurückkommt, er ist ganz wichtig für die Mannschaft.“
Friedhelm Funkel über die Schiedsrichter-Leistung: „Es gibt die ein oder andere Möglichkeit, wo wir einen Elfmeter hätten zugesprochen bekommen müssen – bei einem Handspiel oder als Sinkiewicz umgerissen wird. Das sind Dinge, die sich hoffentlich im Laufe einer Saison ausgleichen.“
Jens Todt (Vorstand Sport VfL Bochum) zur Trainerfrage: „Eine Trainerentlassung steht nicht auf der Agenda. Es gibt keine anderen Pläne, als mit Friedhelm Funkel weiterzumachen. Dass die Mannschaft dem Trainer folgt, dass das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer intakt ist, daran gibt es keinen Zweifel. Wir hatten während der Woche richtig gute Trainingseinheiten, eine gute Mentalität.“
Jens Todt zur Situation: „Es ist eine schwierige Situation und wir machen uns schon Sorgen. Denn wir haben andere Ziele.“
Jens Todt zum Spiel: „In der ersten Halbzeit haben wir alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Die Niederlage ist ganz bitter, richtig bitter. Wir haben eine Mannschaft gesehen, die einen unglaublichen Lauf hat und eine mit einem Anti-Lauf. Dann bekommst du die Elfmeter nicht – und dann geht eben ein Schuss an den Pfosten und nicht rein. Im Spiel gab es einen Nackenschlag zu viel für die Mannschaft.“
Daniel Ginczek: Ich denke, dass wir das in der ersten Halbzeit richtig gut gemacht haben. Wir haben nicht viel zugelassen - und kriegen dann so ein Tor. In der zweiten Halbzeit waren wir nicht mehr ganz so aggressiv. Das sind jetzt sechs Spiele - wir haben noch 28 Spiele. Es gibt noch viel zu arbeiten. Friedhelm Funkel macht schon gute Arbeit. Er hat Bochum im letzten Jahr aus dem Dreck gezogen. Die Mannschaft steht hinter ihm.
Andreas Luthe: Ich halte nichts davon, zu sagen, der Aufstieg ist kein Thema mehr. Wir spielen hinten aber teilweise haarsträubend und müssen heute fünf Tore machen, um zu gewinnen - das ist Wahnsinn. Wie wir nach vorn spielen, ist absolut okay - wir müssen zusehen, dass wir uns als Mannschaft zusammenreißen. Der Trainer hat damit nichts zu tun. Wir waren in der Halbzeit davon überzeugt, zu gewinnen. Dann so bitter zu verlieren, ist eine Ohrfeige. Ich hoffe, die macht uns wach. Das erinnert mich schon ein bisschen an das Ingolstadt-Spiel aus der letzten Saison.
Mirkan Aydin: Ich denke schon, dass Friedhelm Funkel auch gegen Dynamo Dresden Trainer sein wird. Man hat gesehen: die Mannschaft ist intakt. In der ersten Halbzeit haben wir das Spiel ganz klar bestimmt. Wenn man dann beim Rückstand versucht, das Spiel zu retten, fängt man sich den ein oder anderen Konter. Es bringt jetzt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken - es geht ja weiter.
Mirko Reichel (Co-Trainer SpVgg Greuther Fürth): „Es war für uns kein einfaches Spiel, wir wussten, dass die Bochumer mit aller Macht siegen wollen. Das haben sie dokumentiert durch ihr frühes Pressing. Bochum hat das Spielgeschehen bestimmt und sich Chancen erspielt – wir sind glücklich in Führung gegangen. Danach hat Bochum verdient den Ausgleich erzielt. Wir wollten in der zweiten Halbzeit aggressiver zum Ball arbeiten, haben aber immer wieder Lücken für den Gegner aufgelassen. Auf der anderen Seite haben wir unsere Konterstärke sehr gut umgesetzt mit schnellen Gegenstößen und so die Entscheidung herbeigeführt. Das Ergebnis ist eindeutig zu hoch ausgefallen. Wir sind natürlich hochzufrieden, weil wir wieder auswärts gewonnen haben.“