Bochum. . Etwa 400 Fans kamen am Dienstag zum vorletzten Training des VfL Bochum vor dem „Finale“ gegen Borussia Mönchengladbach. Mimoun Azaouagh ist im Kader - Chong Tese nicht.
Um 16.10 Uhr setzt sich ein Tross überwiegend junger und sehr junger VfL-Fans in Bewegung. „VfL, wir sind da, jedes Spiel, ist doch klar“ singen sie und, natürlich: „Tief im Westen, daher kommen wir“. Dann ist das Ziel, der Zaun am oberen Trainingsplatz des VfL am Stadion, auch schon erreicht. Stille. Gut 40 Minuten später, nach dem Ende eines unspektakulären Trainings, ziehen sie wieder ab.
Etwa 400 mögen es sein, weniger als von manchen erhofft, wobei: Man hört auch etliche Stimmen, die wollten diesen Aufmarsch beim (vor-)letzten Training ja gar nicht.
Man erinnert sich ungern.
Vor einem Jahr, vor dem „Finale“ gegen Hannover 96, kamen knapp 2000. Mit Bannern, Bengalos, Dauergesang. Einen Tag später schlug die Unterstützung in Wut und Trauer, zum Teil Hass um: 0:3 hatte der VfL verloren. Fliegende Stühle und Fäuste prägten das Bild des Abstiegs.
Zu derart hässlichen Szenen aus dem Bochumer Fan-Lager wird es am Mittwochabend nicht kommen, unabhängig vom Ausgang des Relegations-Rückspiels gegen Mönchengladbach im längst ausverkauften rewirpower-Stadion (20.30 Uhr/live ARD). Die Mannschaft spielt um den Aufstieg nach einer starken Rückrunde und nicht gegen den Abstieg nach einer katastrophalen Saison. Die Fans stehen wieder hinter ihr: „Wir sind alle gespannt wie ein Flitzebogen“, sagt „Macke“ vom Fanclub „Die Treuen“, einer der älteren, besonnenen Alles-Fahrer. „Heute müssen wir nochmal für eine Stimmung sorgen wie in Gladbach - nur mit 20000 Bochumern mehr.“
„Die Ruhe vor dem Sturm“ nennt er das Rumgestehe beim Abschluss-Training. Überspitzt könnte man sagen: Auch Chong Tese hat die Ruhe weg. Während sich ein Mimoun Azaouagh auch beim Spielchen 6 gegen 2 reinhaut, grätscht und ärgert, wenn er den Ball nicht erwischt, wirkt Tese emotionslos, ja: lustlos. Die Quittung erhält er ein paar Torschuss-Übungen später: Tese, immer noch erfolgreichster Torschütze des VfL, steht im entscheidenden Spiel nicht im Kader. Mit seinem Halswirbel-Anbruch, den er sich in Frankfurt zugezogen hatte, hat das nichts mehr zu tun, zumal sich Tese im Hinspiel in der zweiten Halbzeit beweisen durfte - und enttäuschte.
Trainer Friedhelm Funkel zieht dem in der Hinrunde so gefeierten 10-Tore-Mann Oguzhan Kefkir vor - einen 19-Jährigen, der erst einen Kurzeinsatz in dieser Saison vorzuweisen hat. Zudem rückt Zlatko Dedic für den gesperrten Björn Kopplin in den Kader. Funkels Begründung: „Özi und Dedic waren energischer und effektiver im Training.“ Das ist deutlich, die Zeichen stehen auf Abschied: Sollte es ein akzeptables Angebot für den in der Mannschaft nicht richtig integrierten Tese geben, werden sich die Wege nach einem Jahr wohl trennen.
Spielen werden Kefkir, Dedic und Ersatztorwart Michael Esser, der erneut den erkrankten Philipp Heerwagen vertritt, sicherlich nicht. Ob Mimoun Azaouagh von Beginn an versuchen soll, das 0:1 zu drehen, darf man zumindest bezweifeln. Azaouagh machte gestern einen guten Eindruck, war aber wochenlang verletzt, angeschlagen, selten beim Training. Realistischer ist, dass Funkel mit Federico oder Saglik auf rechts beginnt und Azaouagh bringt, wenn die Zeit dafür reif ist. Etwa nach einer Stunde, wenn es noch 0:0 stehen sollte. Unwahrscheinlich ist das nicht: Beide Teams werden taktisch zunächst so eingestellt sein, dass sie kein Tor kassieren. In Funkels Worten: „Wir werden Vollgas geben bei einer kontrollierten Offensive.“
SO STEIGT DER VFL BOCHUM AUF
Es zählt die Auswärtstor-Regel (auch in einer möglichen Verlängerung). Der VfL Bochum steigt nach dem 0:1 im Hinspiel also in exakt zwei Fällen auf. 1.: Bochum gewinnt nach 90 oder 120 Minuten mit zwei Toren Differenz. 2.: Bochum gewinnt das Elfmeterschießen, wenn es sowohl nach 90 als auch nach 120 Minuten 1:0 für den VfL steht.