Bochum. . Die Fans stehen vor dem Duell mit Borussia Mönchengladbach geschlossen hinter dem VfL Bochum. Die Begeisterung vor dem zweiten Relegationsspiel erinnert schon an selige Bochumer Uefa-Cup-Zeiten.

Das Feuer brennt wieder. Nach vielen Monaten des Zwistes, des Ärgers und der Zurückhaltung entfacht der VfL Bochum vor dem zweiten Relegationsspiel gegen Mönchengladbach am Mittwoch eine Begeisterung, die fast schon an selige Uefa-Cup-Zeiten erinnert. Die „Aktion Stehplatz! Bochum wie es singt und steht“ wurde im Internet ins Leben gerufen, etliche Fans wollen der Mannschaft während des Trainings am Dienstagnachmittag den Rücken stärken, und eine Choreographie (Tafeln mit der 1 für die 1. Liga) wird diskutiert.

Geht es so weiter, dann wird Friedhelm Funkel Recht behalten mit seiner Prognose. „Ich bin überzeugt davon, dass wir am Mittwoch eine Stimmung haben werden, wie sie hier noch nie war“, hatte Funkel nach der unglücklichen Niederlage in Gladbach gesagt. Im Borussia-Park standen die knapp 5000 Bochumer Fans nicht nur sinnbildlich wie ein Mann hinter ihrer Mannschaft, sie standen auch im wahrsten Sinne des Wortes - und zwar auf ihren Sitzen. Das am Mittwoch im eigenen Stadion in einem größeren Maßstab zu wiederholen, ist Ziel der „Aktion Stehplatz“, die im Forum „VfL4u“geboren und auch von durchaus kritischen Gruppierungen wie „Wir sind VfL“ unterstützt und verbreitet wird.

Ausverkauft ist diese Partie mit Pokal-Charakter schon lange, 29.000 Menschen werden beim letzten bedeutenden Spiel dieser Saison in Deutschland das Privileg haben, live dabei sein zu dürfen. Der VfL hätte im Vorfeld erheblich mehr Karten verkaufen können, auch das erinnert an die „internationalen Zeiten“. Anders als üblicherweise bei Spielen gegen die Bayern, gegen Schalke oder Dortmund, werden dieses Mal die VfL-Fans deutlich in der Überzahl sein. Mit maximal 4000 Gladbach-Fans rechnet man in Bochum, etwa 3000 Tickets durfte die Borussia offiziell für sich in Anspruch nehmen.

„Mannschaft, Fans und Stadt sind wieder zu einer Einheit geworden, das liegt auch am Charakter der Spieler“, sagte Sportvorstand Thomas Ernst, und Kapitän Christoph Dabrowski dankte bereits vorab für die „fantastische Unterstützung in den letzten Wochen“. Der 32-Jährige schaut der Partie ebenso gespannt entgegen wie die Fans: „Selbst für alte Hasen wie den Trainer und mich ist das etwas Besonderes und ein absolutes Highlight.“

Luthe und Johansson waren die besten Bochumer

Andreas Luthe: Der gewohnt sichere Rückhalt für den VfL Bochum.
Andreas Luthe: Der gewohnt sichere Rückhalt für den VfL Bochum. © Gero Helm / WAZ FotoPool
War immer zur Stelle, wenn Gefahr drohte, spielte klug mit und konnte sich in der Schlussphase noch zweimal auszeichnen, konnte den Gegentreffer aber nicht verhindern. Note: 2
War immer zur Stelle, wenn Gefahr drohte, spielte klug mit und konnte sich in der Schlussphase noch zweimal auszeichnen, konnte den Gegentreffer aber nicht verhindern. Note: 2 © WAZ FotoPool
Björn Kopplin: Klärte in höchster Not gegen Idrissou (26.) und Neustädter (34.), erst Mitte der ersten Halbzeit besser im Spiel.
Björn Kopplin: Klärte in höchster Not gegen Idrissou (26.) und Neustädter (34.), erst Mitte der ersten Halbzeit besser im Spiel. © Gero Helm / WAZ FotoPool
Sah in der 68. Minute seine fünfte Gelbe Karte (wegen eines dummen Fouls) und ist für das Rückspiel gesperrt. Note: 3
Sah in der 68. Minute seine fünfte Gelbe Karte (wegen eines dummen Fouls) und ist für das Rückspiel gesperrt. Note: 3 © WAZ FotoPool
Marcel Maltritz: Drosch die Bälle einfach wuchtig aus dem Strafraum. Bei einem Konter fast erfolgreich (22.).
Marcel Maltritz: Drosch die Bälle einfach wuchtig aus dem Strafraum. Bei einem Konter fast erfolgreich (22.).
Ansonsten stabil und vor allem in Halbzeit zwei cool gegen Idrissou. Aber ließ mit Yahia de Carmago aus den Augen. Note: 3
Ansonsten stabil und vor allem in Halbzeit zwei cool gegen Idrissou. Aber ließ mit Yahia de Carmago aus den Augen. Note: 3 © imago sportfotodienst
Anthar Yahia: Machte den etwas sicheren Eindruck im Vergleich zu seinem Nebenmann Maltritz.
Anthar Yahia: Machte den etwas sicheren Eindruck im Vergleich zu seinem Nebenmann Maltritz. © imago sportfotodienst
Hatte wie Maltritz de Camargo in der Schlusssekunde nicht im Blick, bediente den Gladbacher Stürmer unglücklich. Note: 3
Hatte wie Maltritz de Camargo in der Schlusssekunde nicht im Blick, bediente den Gladbacher Stürmer unglücklich. Note: 3 © imago sportfotodienst
Matthias Ostrzolek: Hatte aus seiner linken Seite die schwierige Aufgabe, Marco Reus' Aktionsradius klein zu halten.
Matthias Ostrzolek: Hatte aus seiner linken Seite die schwierige Aufgabe, Marco Reus' Aktionsradius klein zu halten. © imago sportfotodienst
Machte mit seinen jungen Jahren ein abgeklärtes Spiel, war aber in der 75. Minute etwas ungeschickt vor dem eigenen Strafraum. Note: 3
Machte mit seinen jungen Jahren ein abgeklärtes Spiel, war aber in der 75. Minute etwas ungeschickt vor dem eigenen Strafraum. Note: 3 © imago sportfotodienst
Christoph Dabrowski: Im Mittelfeld in der Luft kaum zu bezwingen. Allerdings noch nicht der Alte, was seine Offensivaktionen angeht.
Christoph Dabrowski: Im Mittelfeld in der Luft kaum zu bezwingen. Allerdings noch nicht der Alte, was seine Offensivaktionen angeht. © imago sportfotodienst
Ordentliche Leistung des Kapitäns und fast mit einem Traumtor in letzter Minute. Note: 3
Ordentliche Leistung des Kapitäns und fast mit einem Traumtor in letzter Minute. Note: 3 © imago sportfotodienst
Andreas Johansson: Knüpfte nahtlos an seine überragende Leistung aus dem Duisburg-Spiel an.
Andreas Johansson: Knüpfte nahtlos an seine überragende Leistung aus dem Duisburg-Spiel an. © imago sportfotodienst
Starkes Zweikampfverhalten, gute Übersicht und immer bereit, einen Schritt mehr zu machen als die anderen auf dem Platz. Wieder eine prima Leistung des VfL-Schweden Note: 2
Starkes Zweikampfverhalten, gute Übersicht und immer bereit, einen Schritt mehr zu machen als die anderen auf dem Platz. Wieder eine prima Leistung des VfL-Schweden Note: 2 © imago sportfotodienst
Faton Toski (bis 82.): Trieb den Ball schnell und sicher nach vorne. Machte ein gutes Spiel in der ersten Halbzeit, weil auch seine Standardsituationen gefährlich waren.
Faton Toski (bis 82.): Trieb den Ball schnell und sicher nach vorne. Machte ein gutes Spiel in der ersten Halbzeit, weil auch seine Standardsituationen gefährlich waren. © imago sportfotodienst
War in der zweiten Halbzeit nicht mehr so aktiv. Note: 3
War in der zweiten Halbzeit nicht mehr so aktiv. Note: 3 © imago sportfotodienst
Slawo Freier: Bemüht und aktiv.
Slawo Freier: Bemüht und aktiv. © imago sportfotodienst
Wurde häufig gefoult und gut von der Gladbacher Defensive gedeckt. Konnte sich deshalb nicht so entfalten. Note: 3
Wurde häufig gefoult und gut von der Gladbacher Defensive gedeckt. Konnte sich deshalb nicht so entfalten. Note: 3 © imago sportfotodienst
Mirkan Aydin (bis 46): In der Anfangsviertelstunde nervös. Hatte einen schweren Stand gegen die solide Gladbacher Innenverteidigung.
Mirkan Aydin (bis 46): In der Anfangsviertelstunde nervös. Hatte einen schweren Stand gegen die solide Gladbacher Innenverteidigung. © imago sportfotodienst
Konnte seine feine Technik nicht ausspielen. Blieb ungefährlich. Note: 4,5
Konnte seine feine Technik nicht ausspielen. Blieb ungefährlich. Note: 4,5 © imago sportfotodienst
Ümit Korkmaz (bis 71.): Es hatte den Anschein, als spiele er ausschließlich mit der Hacke. Man könnte meinen, der Österreicher ist eher ein Brasilianer.
Ümit Korkmaz (bis 71.): Es hatte den Anschein, als spiele er ausschließlich mit der Hacke. Man könnte meinen, der Österreicher ist eher ein Brasilianer. © imago sportfotodienst
Bleib aber dafür zu häufig am Gegenspieler hängen. Note: 4
Bleib aber dafür zu häufig am Gegenspieler hängen. Note: 4 © imago sportfotodienst
Chong Tese (ab 46.): Der Nordkoreaner gab sein Comeback nach seinem Halswirbelbruch.
Chong Tese (ab 46.): Der Nordkoreaner gab sein Comeback nach seinem Halswirbelbruch. © WAZ FotoPool
Brachte seinen Trainer Friedhelm Funkel aber eher zur Verzweiflung, als dass er Torgefahr ausstrahlte. Mit einer großen Chance. Note: 4,5
Brachte seinen Trainer Friedhelm Funkel aber eher zur Verzweiflung, als dass er Torgefahr ausstrahlte. Mit einer großen Chance. Note: 4,5 © WAZ
Giovanni Federico (ab 71): Diesmal nicht der Joker für seine Mannschaft. Ohne Note.
Giovanni Federico (ab 71): Diesmal nicht der Joker für seine Mannschaft. Ohne Note. © WAZ FotoPool
Giovanni Federico (ab 71): Diesmal nicht der Joker für seine Mannschaft. Ohne Note.
Giovanni Federico (ab 71): Diesmal nicht der Joker für seine Mannschaft. Ohne Note. © WAZ FotoPool
Mimoun Azaouagh (ab 82.): Durfte noch acht Minuten ran, um zu gucken, ob es für das Rückspiel reicht. Ohne Note.
Mimoun Azaouagh (ab 82.): Durfte noch acht Minuten ran, um zu gucken, ob es für das Rückspiel reicht. Ohne Note.
Mimoun Azaouagh (ab 82.): Durfte noch acht Minuten ran, um zu gucken, ob es für das Rückspiel reicht. Ohne Note.
Mimoun Azaouagh (ab 82.): Durfte noch acht Minuten ran, um zu gucken, ob es für das Rückspiel reicht. Ohne Note.
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Nach dem knappen Ergebnis im Hinspiel und vor allem wegen des Spielverlaufs (Funkel: „Das haben uns viele gar nicht zugetraut“) ist die Zuversicht, das Blatt noch wenden zu können, bei allen Bochumer Beteiligten gestiegen. „Mit der Unterstützung unserer Fans ist alles möglich“, sagte Funkel, der durchaus Parallelen sieht zwischen den Mannschaften in der Saison- und Leistungsentwicklung. „Der einzige Unterschied“, so Funkel: „Mönchengladbach musste den Trainer wechseln, der VfL nicht.“

Sollte der Aufstieg tatsächlich noch gelingen, wird auch in Bochum gefeiert, wenn auch nicht ganz so ausschweifend wie zuvor in Dortmund und Gelsenkirchen. Für den Erfolgsfall vorgesehen ist am Donnerstag um 12 ein Besuch im Rathaus bei Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz. Für musikalische Untermalung und die dem Anlass entsprechenden Getränke wäre in diesem Fall auch gesorgt.

Aller Anspannung zum Trotz muss jedoch auch der Alltag bewältigt werden. So hat sich MEK Ankaragücü inzwischen beim VfL gemeldet. Der türkische Erstligist möchte den bislang nur ausgeliehenen Stanislav Sestak behalten, aber nicht zu den per Kaufoption vereinbarten Konditionen. Eine neue Verhandlungsrunde steht also an. Vereinbart war ursprünglich eine Ablösesumme in Höhe von 2,8 Millionen Euro, zuzüglich 500.000 Euro Leihgebühr, die die Türken bislang nicht bezahlt haben. Weil Sestak selbst gerne in Ankara bleiben würde, wird der VfL sich zumindest anhören, was MEK anbietet. Eine Rückkehr des Slowaken ist eher unwahrscheinlich.