Bochum. Dem VfL Bochum droht im Schlussspurt um die Aufstiegsplätze die Luft auszugehen. Die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel riskiert ein bitteres Saisonende. Besonders, wenn Stammspieler ausfallen, offenbart sich ein Leistungsgefälle im Kader.

Andreas Luthe, der einem leid tun konnte, fasste den schwarzen Freitag in Ingolstadt in wenigen Worten zusammen. „Ein Tag zum Vergessen“, so kommentierte der VfL-Schlussmann, nachdem seine Mannschaft in Oberbayern einen unwürdigen Auftritt abgeliefert hatte. Nun müssen die Bochumer aufpassen, dass aus dem Tag nicht eine komplette Saison zum Vergessen wird.

Konzentration, Dynamik, Konsequenz, Spielfreude - alle entscheidenden (Fußball-)Tugenden wurden ausschließlich bei den Hausherren gesichtet. Sollte der VfL nicht aufsteigen, worauf immer mehr hindeutet, wird man Ingolstadt in der kommenden Spielzeit vermutlich in einer anderen Rolle erleben - als Konkurrent um einen der vorderen Plätze.

Funkels Wunschdenken

Friedhelm Funkel hat immer wieder betont, dass es keine Rolle spiele, wenn mal der eine oder andere Stammspieler ausfällt. Das ist Wunschdenken. Schon geringe personelle Veränderungen wirken sich immens aus, und gibt man die defensive Grundordnung mit drei zentralen Mittelfeld-Spielern vor der Abwehr auf, dann droht postwendend dauerhafte Konfusion. So wie in Ingolstadt, als Funkel nach dem Seitenwechsel mit Zlatko Dedic für den fast unsichtbaren Andreas Johansson und Slawo Freier für den außen einmal mehr falsch positionierten Giovanni Federico die Offensive stärken wollte und extreme Durchlässigkeit erntete. Hatten die Gastgeber bei ihren ersten beiden Toren noch von individuellen Fehlern profitiert, so spielten sie den VfL nun regelrecht auseinander. Die Struktur stimmte nicht mehr.

Erst recht nach der Ampelkarte für Anthar Yahia. Die Anzahl der Platzverweise ist inzwischen beängstigend hoch und spricht dafür, dass man zu oft ans Limit gehen muss. Fünfmal haben sich Bochumer Spieler schon Gelb-rot eingehandelt. Nicht alle Karten waren zwingend notwendig, aber aussagekräftig ist diese Zahl in der Summe schon.

Und es drohen die nächsten Gelb-Sperren. Christoph Dabrowski (9), der zwar vor Weihnachten mit für die Wende zum Positiven gesorgt hatte, seit Jahresbeginn aber schwächer und schwächer geworden und inzwischen auf dem Tiefpunkt angekommen ist, sowie Kevin Vogt (4) dürften nur mit viel Glück um eine Zwangspause herumkommen.

Handlungsbedarf für beide Ligen

Wegen der ungeklärten Aufstiegsfrage, heißt es, hielten sich derzeit Spieler, die man als Kandidaten betrachtet für die kommende Saison, zurück. Bedeutet: Verpflichtet wird erst nach Abpfiff der Spielzeit. Auch in dieser Frage ist der abgeklärte Funkel, wie man weiß, total entspannt.

Handlungsbedarf besteht gleichwohl in erheblichem Umfang, unabhängig von der Ligenzugehörigkeit. Funkel hat es zwar geschafft, dank defensiver Disziplin, eine beachtliche Aufholjagd zu starten, aber spielerisch ist diese Mannschaft limitiert, einigen fehlt es auch an Tempo und Beweglichkeit. Steuert man nicht konsequent personell dagegen, dann bekommt man Schwierigkeiten - auch in der Zweiten Bundesliga.