Bochum.
Es kam knüppeldick für den VfL an diesem lauen Montagabend: Spitzenreiter Hertha BSC beendete die Bochumer Serie von 15 Spielen ohne Niederlage mit einem verdienten 2:0-Sieg. Mimoun Azaouagh und Ümit Korkmaz humpelten verletzt vom Platz.
Azaouagh droht eine längere Pause (siehe Text unten). Bei Korkmaz, der unglücklich vom eigenen Teamkollegen Federico getroffen worden war, könnte die alte Knöchel-Verletzung wieder aufgetreten sein. In Ingolstadt am Freitag wird zudem Linksverteidiger Matthias Ostrzolek fehlen, der zum zweiten Mal in dieser Saison die Gelb-Rote Karte sah. Auch Mahir Saglik wird gesperrt fehlen: Der Stürmer holte sich kurz nach seiner Einwechslung nach einer überflüssigen Schwalbe die fünfte Gelbe Karte ab.
Dieser Abend tat richtig weh.
In Azaouagh und vielleicht auch Korkmaz fehlen dem VfL nach Chong Tese (mindestens) spielstarke Säulen in der Offensive in den kommenden, entscheidenden Wochen. Platz eins ist nun wohl an Berlin vergeben, und Augsburg hat als Zweiter bereits drei Punkte Vorsprung und das klar bessere Torverhältnis. Fünf Spiele vor Schluss muss der VfL aufpassen, Platz drei vor Fürth (vier Punkte zurück) zu behaupten.
Dabei hatte das Topspiel zwischen den besten Teams der Rückrunde so stimmungsvoll wie lange nicht begonnen: Gut 24 000 Zuschauer im rewirpower-Stadion sorgten für eine prickelnde Atmosphäre. Und von Beginn an zeigten beide Teams hohes Engagement. Allein: Spielerisch war wenig Klasse zu sehen, Torchancen blieben folglich aus, es entwickelte sich das erwartete, von Taktik und Zweikämpfen geprägte Spiel, in dem beide Mannschaften auf den entscheidenden Fehler des Gegners lauerten.
Nach gut zehn Minuten aber übernahm Berlin mehr und mehr das Kommando. Beim VfL häuften sich die Querschläger, Fehlpässe, man verhederte sich in Dribblings, statt den Ball laufen zu lassen. Mirkan Aydin, der wie erwartet gemeinsam mit Korkmaz für Tese und Saglik in die Startelf gerückt war, hatte als einzige Spitze kaum Unterstützung. Dass die Berliner, geordnet vom „Sechser“ Peter Niemeyer, nicht nur starke Offensivkräfte haben, sondern vor allem defensiv kompakt stehen, zeigten sie eindrucksvoll und mitunter rustikal. Fußballer nennen das: abgezockt.
Berlin wurde, auch das war keine neue Erkenntnis, vor allem über Standards gefährlich. In der 23. Minute war es passiert: Nach einer Freistoß-Flanke landete Vogts Kopfball auf dem Fuß von Lasogga, dessen Volleyschuss vollstreckte Niemeyer mit der Fußspitze aus kurzer Distanz - 0:1. Aber Bochum lebte noch: Nach dem ersten gelungenen Spielzug legte Dabrowski quer, Ebert blockte Korkmaz’ Schuss so eben noch ab (30.).
Mit Federico für Azaouagh kam der VfL nach dem Wechsel gut in die Partie, Aydin hatte zwei Möglichkeiten, ehe Korkmaz’ Aus (61.) der nächste Rückschlag für den VfL war, von dem er sich nicht mehr richtig erholte - auch wenn er sich im Rahmen seiner Möglichkeiten „wehrte“, wie Trainer Funkel sagte, und Dabrowski noch zwei Möglichkeiten zum Ausgleich hatte (66./80.) Hertha spielte sein Pensum runter, war „ein Stück weit cleverer“, wie Marcel Maltritz meinte.
Berlin hätte nach Kontern eher alles klar machen müssen: Der eingewechselte Raffael scheiterte erst am linken, dann am rechten Pfosten, ehe er doch noch zum 2:0 traf. Bochum hatte seine Deckung entblößt, agierte zudem bereits in Unterzahl. Funkel gab sich nach der ersten Pleite seit Mitte November aber nicht niedergeschlagen: „Insgesamt hat die reifere Mannschaft gewonnen“, erkannte er die Stärke Berlins an.
Azaouagh droht das Saisonaus
Mimoun Azaouagh zog sich nach einem Foul von Levan Kobiashvili, für das der Berliner nur Gelb sah, nach erster Diagnose einen Bänderriss im Sprunggelenk zu. Er humpelte ab der 37. Minute nur noch über den Platz, Trainer Funkel wechselte ihn aber erst acht Minuten später aus. Der Mittelfeldspieler droht mindestens drei Wochen, vermutlich länger auszufallen. Funkel rechnete sogar mit dem Saison-Aus für Azaouagh. „Das tut uns weh, aber wirft uns nicht um“, so Funkel, der Kobiashvili in Schutz nahm: „Das passiert im Fußball, das war sicher keine Absicht.“ Azaouagh fehlt zunächst definitiv in Ingolstadt am Freitag und in Paderborn am Gründonnerstag. Auch für die Partien gegen Union Berlin, in Osnabrück und gegen Duisburg dürfte es eng werden.