Bochum.
„Überrascht und menschlich tief enttäuscht“, aber auch professionell: So reagierte Frank Heinemann auf sein abruptes Ende bei „seinem“ VfL Bochum, bei dem er 35 Jahre lang aktiv war.
Wie berichtet, hatte der neue Aufsichtsrat beschlossen, sich von den bisherigen Führungskräften der Nachwuchsabteilung Heinemann (46) und Jürgen Heipertz (52) sowie von U-23-Trainer Nico Michaty (37) zu trennen, deren Verträge Ende Juni auslaufen. Michaty macht bis zum Saisonende weiter, Heipertz und Heinemann wurden am Montag freigestellt - und nicht, wie Heinemann nochmal betont, beurlaubt: „Wir haben ja keine goldenen Löffel geklaut.“
Wie Michaty und Heipertz hätte er gerne seine Arbeit fortgeführt - und war wie seine langjährigen Kollegen auch davon ausgegangen, weil es in den wöchentlichen Gesprächen „mit dem Vorstand“, in erster Linie mit Thomas Ernst, „keine Anzeichen, keine Andeutungen für eine Trennung gab“, so Heinemann. Im Gegenteil: „In den Gesprächen hat es nie den Anschein gehabt, dass sich personell etwas ändert.“ Als Sportvorstand Ernst ihm am Montag die Trennung mitteilte, war Heinemann umso mehr „überrascht und sehr verwundert“.
Zehn Minuten dauerte dieses „Gespräch“. Heinemann süffisant: „Der Jürgen war auch 16 Jahre im Verein, der hat ja auch nur 10 Minuten gekriegt. Ich wollte noch nie eine Sonderrolle haben. Mir fehlten da aber auch die Worte.“
Natürlich hat ihn dieses Vorgehen getroffen, das auch Michaty und vor allem Heipertz bereits schwer kritisiert hatten (Heipertz: „Das ist ganz schlechter Stil, niveaulos“). Heinemann: „Enttäuschend ist die Art und Weise. Und nicht, dass wir uns trennen.“
Nachvollziehen kann er den Schritt freilich nicht, weil „wir als Team gute Arbeit geleistet haben“. Dass fünf Hauptamtliche, so Heinemann, für eine Abteilung mit 400 Aktiven, ständigen Gesprächen mit jungen Spielern, Eltern und Beratern, Kooperationen mit vier Eliteschulen und dem Olympiastützpunkt, dem Nachwuchs-Leistungszentrum und etlichen Aufgaben mehr „zu viel“ seien, sieht Heinemann anders. Und sein Konzept für die Zukunft sah er auf einem guten Weg.
VfL Bochum spielt remis
Der Aufsichtsrat aber wolllte eine „Konzentration der Kräfte“, so Ratsvorsitzender Ernst-Otto Stüber - und hat, so schildern es die Betroffenen, Heinemann und Heipertz gar nicht erst gefragt. Anders als Alexander Richter, der zum Abteilungschef aufstieg, und Iraklis Metaxas, künftig Cheftrainer Nachwuchs und U-23-Trainer. Heinemann: „Mit mir hat vom Aufsichtsrat niemand gesprochen, mein Ansprechpartner war immer der Vorstand.“
Heinemann gibt sich aber auch professionell: Wenn die Entscheidung, seinen Vertrag nicht zu verlängern, gefallen sei, dann sei es besser, „sofort aufzuhören. Ich kann nicht Gespräche etwa mit einem Berater führen, der genau weiß, dass ich im Sommer nicht mehr da bin.“
Und, so Heinemann: „Ich bin nicht naiv. Ich weiß, dass irgendwann auch mal die Uhr abläuft.“ Als Jugendspieler, Profi (216 Spiele, 15 Tore) und Co-Trainer war er seit 1976 beim VfL am Ball, „oft erfolgsbezogen“, mit kurzen Vertragslaufzeiten. Als Interimstrainer hoffte der Fußball-Lehrer im Herbst 2009 auf den Aufstieg zum Chefcoach, ehe Heiko Herrlich kam. Heinemann wurde im März 2010 Chef der Nachwuchsabteilung.
Und jetzt? Natürlich will er im Fußballgeschäft bleiben, sagt Heinemann. Ein Job als Trainer kommt in Frage oder „in einem neuen Team“ zu arbeiten, auch außerhalb der Region, so der Ur-Bochumer, der mit seiner Familie in Witten wohnt. Heinemann: „Ich bin 46, ich kann ja nicht nur zu Hause rumhängen.“