Bochum. . Keine Personalsorgen hat der VfL Bochum vor dem Spitzenspiel der 2. Liga am Sonntag bei der SpVgg Greuther Fürth. Die Franken dagegen haben bisher allen Verletzungssorgen getrotzt.
Mike Büskens war richtig gut drauf an diesem 2. Oktober. 2:0 hatte seine SpVgg Greuther Fürth in Bochum gewonnen, hochverdient. Später, in der Winterpause, hat Friedhelm Funkel, 57, rückblickend seinen jungen Kollegen, 42, geadelt. In zwei Spielen, resümierte der VfL-Coach, hatte sein damals ja noch oft genug zerrupftes Team in der Hinrunde tatsächlich keine Chance, weil der Gegner ihm keine ließ. Gegen Augsburg (0:2). Und gegen Fürth (0:2).
Büskens aber redete weniger über den Sieg als vielmehr über Funkel. Voller Hochachtung, glaubhaft. Dass der VfL seinen Weg machen werde mit diesem Trainer, sagte er sinngemäß; zwei Tage, bevor Werner Altegoer auf der Jahreshauptversammlung seinen Rücktritt als Aufsichtsratschef ankündigte. Büskens zu Funkel: „Als junger Trainer kann ich nur hochschauen und sagen: aller höchster Respekt. Er ist ein Vorbild für mich.“
Es war Funkels 1081. Einsatz als Spieler und Trainer in den Fußball-Bundesligen. Ein Rekord, den er mittlerweile um 16 Spiele ausgebaut hat - und Büskens Meinung (erneut) bestätigte. Funkel hat die Ruhe bewahrt, dann durchgegriffen, ist nun um einen (Vereins-)Rekord reicher und sein Team seit zehn Spielen unbesiegt.
Es hat sich einiges getan seitdem, der verjüngte VfL spielt im Kern mittlerweile so wie Fürth seit Saisonbeginn. Mit Disziplin, Geschlossenheit, Einsatz und einer starken Defensivarbeit (18 Gegentore sind Liga-Spitze) hat die Spielvereinigung sich Platz fünf, zwei Punkte hinter dem VfL, verdient. Und: Fürth hat von den letzten zehn Partien nur eines (in Düsseldorf ) verloren.
Honoriert worden ist das kaum. Zum Spitzenspiel gegen Cottbus (3:1) vor zwei Wochen kamen wie immer nur 6500 Fans. Der 1. FC Nürnberg überstrahlt alles, was beim fast fußläufig erreichbaren Nachbarn passiert. Umso höher bewertet nicht nur Funkel die Leistung des Klubs, der nun mehr will als „nur“ ein beachtetes Spitzenteam der 2. Liga. Nach vielen Fast-Aufstiegen soll der Aufstieg her. „Relegation? Da wollen wir nicht hin“, sagte Manager Rachid Azzouzi laut „kicker“.
Haushalten müsste Fürth trotzdem, und dazu gehört, Top-Talente zu verkaufen. Jüngstes Beispiel: Nicolai Müller, 23-jähriger Kreativspieler im Mittelfeld, wechselt nach dieser Saison zum FSV Mainz, für 2 Millionen Euro Ablöse - Vereinsrekord.
Mavraj freut sich auf das Wiedersehen
Ein bisschen Geld aber hatte man im Winter doch noch in der Kasse, um auf langfristige Ausfälle von Stammkräften zu reagieren. Max Grün, in der Hinserie vielleicht der beste Torwart der Liga, zog sich im Trainingslager in der Türkei zwei Tage nach dem Testspiel gegen den VfL (2:1) einen Schienbeinbruch zu - Saisonaus. Fürth lieh Alexander Walke von RB Salzburg aus - bisher ein guter Griff. Auch Miroslav Slepicka (Dinamo Zagreb) kam - neben Burak Kaplan (Bayer Leverkusen) - auf Leihbasis, weil sich in Onuegbu (Knöchelbruch) ein weiterer Topmann Ende Januar verletzte. Zudem fehlen am Sonntag Falkenberg, Schröck, Nöthe, Karaslavov, die alle zum Kader-Stamm zählten.
Mit „Teamgeist“ aber und einer „guten Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern“, sagt Kapitän Thomas Kleine, „konnten wir unser unglaubliches Verletzungspech kompensieren“. Und mit einem weiteren Neuen an seiner Seite. Mergim Mavraj, aussortiert nach dem Ingolstadt-Debakel (1:4), landete Mitte Januar in Fürth, nachdem die SpVgg seinen Vorgänger Biliskov an Ingolstadt verkauft hatte. In den letzten drei Partien spielte Mavraj durch - und freut sich nun auf das Wiedersehen mit „einer Menge Freunde“, wie er im Gespräch mit „Radio Bochum“ sagte.
Andererseits fühlt sich der 24-Jährige nach dreieinhalb Jahren beim VfL „ein Stück weit vom Hof gejagt“. Funkel oder Vorstand Thomas Ernst greift er zwar nicht direkt an. „Gründe“ für die Trennung aber, meint der Ex-Bochumer, seien ihm „nicht genannt worden“. Insofern sei es für ihn auch „eine Freude, denen zu zeigen, was ich kann“.
TRAININGSNOTIZEN BEIM VFL
Abschluss-Spiel am Donnerstag, zehn gegen zehn. Ein älterer Zaungast sagt: „So langsam kann man sich das wieder ansehen.“ In der Tat: Es war Aggressivität drin im Training, auch Spielfreude, und „alle sind hoch konzentriert, das ist das Wichtige“, sagte Friedhelm Funkel. Der Trainer hielt sich für Startelf und Kader in Fürth alle Optionen auf den - vergleichsweise - vakanten Positionen in der Offensive offen, zumal bis auf Concha und Freier alle kerngesund sind.