Side.

Der VfL Bochum hat exzellente Bedingungen im Trainingslager in Side. Nur Sportvorstand Thomas Ernst ärgerte sich: Mergim Mavraj wechselt nach Fürth - aber erst zum 1. Juli und nicht im Winter.

Eine Viertelstunde eher als nach Plan landete die Maschine mit den VfL-Profis an Bord am späten Montagabend in Antalya. „Wir haben eben Rückenwind“, sagte der kurz vor Mitternacht noch gut aufgelegte Trainer Friedhelm Funkel trocken am Gepäckband. Eine Anspielung auf die jüngsten vier Siege in der Liga und beim Hallenturnier in Frankfurt, Erfolge, die „für eine ganz andere Stimmung bei uns gesorgt haben“, so Funkel - und doch nur ein Anfang sind.

Mag sein, dass der Wettergott deshalb die 39 Bochumer mit Blitz und Donner begrüßte auf der Fahrt ins Vier-Sterne-Resort „Sensimar Side“ in der 12 000-Einwohner-Stadt Side; begleitet von strömendem Dauerregen. Soll keiner denken, es herrsche schon eitel Sonnenschein beim Tabellenachten der 2. Liga. „Nur durch die vier Siege sind wir noch lange nicht über dem Berg“, sagte Sportvorstand Thomas Ernst in der Lobby des großzügigen Hotelkomplexes. Und Funkel packte seine Ambitionen fürs einwöchige Trainingslager und die Rückrunde in einen Satz: „Die Spieler“, sagte er zur Frage nach gemeinsamen Aktivitäten jenseits von Training und Essen, „die haben Weihnachten gefeiert, haben Silvester gefeiert. Die sollen im Mai wieder feiern.“

Mergim Mavraj verlässt den VfL Bochum im Sommer.
Mergim Mavraj verlässt den VfL Bochum im Sommer. © imago sportfotodienst

Und bis dahin arbeiten. In der Türkei zweimal täglich auf einem für den VfL reservierten Platz und mit deutscher Gründlichkeit bereitet. Der Rasen jedenfalls ist „ in einem sehr guten Zustand“, so Funkel vor der anderthalbstündigen Einheit am Nachmittag, als die zaghaft auftauchende Sonne die Pfützen ringsum langsam trocknete.

Exzellente Bedingungen bei knapp 15 Grad also. Und es war auch nicht der 20-stündige Dauerregen, der Thomas Ernst ein wenig die Stimmung vermiest hatte. Sondern eine Nachricht von Mergim Mavraj. Der Innenverteidiger hat bei der Spvgg Greuther Fürth einen Vertrag unterschrieben - Beginn: 1. Juli. „Ärgerlich“, nannte Ernst das Ende der Verhandlungstaktik. Der von Funkel in die zweite Mannschaft aussortierte 24-Jährige, dessen Kontrakt im Sommer ausläuft, hält sich also ab 6. Januar bei der Reserve fit und kassiert Geld vom VfL. Man konnte sich nicht einigen mit Fürth auf einen Wintertransfer. Ernst: „Unsere Auffassungen waren komplett konträr.“ Offenbar wollte Fürth Mavraj zum Nulltarif und obendrein noch ein wenig Gehaltskosten vom VfL abzwacken - die Bochumer pochten auf eine Ablöse oder Leihgebühr. „Er ist kein so teurer Spieler, dass wir ihn ablösefrei zu einem direkten Konkurrenten gehen lassen, nur um etwas Geld zu sparen“, betonte Ernst, der für Marc Pfertzel, den zweiten in die Reserve verbannten Profi, noch keine Anfrage vorliegen hat. Auf Führungsebene ist also für Zündstoff gesorgt, wenn die Franken am Donnerstag (15 Uhr) der erste Testspielgegner in Side sind.

Verträge von Maltritz und Fabian laufen aus

Die positive Stimmung freilich soll die Personalie Mavraj nicht trüben, auch bei Ernst nicht, der bereits ankündigte, noch in Side Vertragsverlängerungen zu vermelden. Dabei könnte es um die Innenverteidiger Marcel Maltritz und Patrick Fabian gehen, die einzigen noch verbliebenen Spieler, deren Verträge im Sommer auslaufen. Maltritz, der sich ins Team zurückgekämpft hat und den Funkel seit seinem Amtsantritt lobt, hat sich gerade nach Rückschlägen stets vorbildlich verhalten, seine Leistungen waren solide. Und Fabian hat als Alternative einen Schritt nach vorne gemacht.

Dass es vor der Rückkehr nach Bochum noch einen externen Zugang gibt, ist unwahrscheinlich und für Funkel ohnehin kein Thema. Er sieht personell „keine Not“, was nicht ausschließt, dass bis Ende Januar noch ein Rechtsverteidiger kommt: Das Geld dazu sei vorhanden, versicherte Ernst. Man wird in jedem Fall tätig, wenn Funkels interne Lösung nicht funktioniert: Sollte Björn Kopplin ausfallen, rückt der bisher nur als Offensivkraft bekannte Slawo Freier nach hinten rechts. „Er ist aggressiv, geht keinem Zweikampf aus dem Weg. Vielleicht ist er dort sogar ein Stück weit besser“, sagte Funkel. Gestartet wird das Experiment gegen Fürth. Philipp Bönig soll links beginnen. Sollte er in der Türkei voll auftanken, wäre er „meine Idealvorstellung“ auch für den Rückrunden-Auftakt in München, so Funkel. Wenn nicht, „habe ich kein Problem damit, Matthias Ostrzolek zu bringen.“

Körperlich bereits bei 100 Prozent sei Mirkan Aydin: Der Stürmer, der ja ebenfalls die komplette Hinrunde ausgefallen war, soll für den beim Asiencup weilenden Chong Tese starten und „im Zentrum vorne zeigen, ob er sich auch in dieser Leistungsklasse durchsetzen kann“.