Bochum.

Dass Chong Tese nun doch am Asien-Cup teilnehmen wird und niemand weiß, wann genau und vor allem in welchem Zustand er zurückkehren wird, könnte beim VfL zu einem Sinneswandel geführt haben.

„Gut gelaunt“, sagte Friedhelm Funkel nach dem Turniersieg in Frankfurt am Sonntagabend, könne man jetzt in die Türkei fliegen. Eine Woche lang bereitet sich der VfL Bochum dort auf die Rückrunde der 2. Bundesliga vor.

Im WAZ-Interview kurz vor Weihnachten hatte Funkel noch davon gesprochen, dass die Suche nach einem Rechtsverteidiger, der qualitativ in der Lage sein müsste, Björn Kopplin Konkurrenz zu machen, Priorität habe. Nun bekannte der VfL-Trainer, dass sich in diesem Punkt „gar nichts tut im Moment“. Stattdessen will Funkel in den kommenden Tagen eine „interne Lösung“ ausprobieren. Dabei kann es sich aufgrund seiner taktischen Disziplin und Laufbereitschaft eigentlich nur um Roman Prokoph handeln. Und der Verzicht auf einen sofortigen Transfer nährt den Verdacht, dass der VfL bereits einen Kandidaten für die rechte Seite an der Angel hat, der aber erst in einem halben Jahr verfügbar sein wird.

Cenk Tosun (r.) und Marcel Heller (l.) wurden in Frankfurter Medien als Kandidaten für den VfL genannt.
Cenk Tosun (r.) und Marcel Heller (l.) wurden in Frankfurter Medien als Kandidaten für den VfL genannt.

Vielleicht aber hat sich auch einfach die Bochumer Prioritätenliste verändert. In Frankfurter Medien wurden als mögliche Kandidaten für den VfL Marcel Heller und Cenk Tosun genannt. Heller (24) war einst von Funkel aus Siegen zur Eintracht geholt worden, verschwand aber nach einem für ihn erfolgreichen ersten halben Jahr dort zusehends in der Versenkung. Heller wäre bezahlbar, sein Vertrag endet 2011. Aber benötigt der VfL gerade dringend einen mittelmäßigen Mittelfeld-Spieler, von dem keine großen Leistungssprünge mehr zu erwarten sind?

Skibbe lobte Tosun

Anders sieht es bei Tosun aus. Den 19-jährigen Stürmer hatte Funkel bereits Anfang 2009 so charakterisiert: „Der hat was. Dem muss ich nicht viel sagen, der packt an.“ Zwar ließ Tosuns Durchbruch bis heute auf sich warten, aber auch Funkels Nachfolger in Frankfurt Michael Skibbe lobte den Auswahlspieler des DFB: „Er hat viel Potenzial und bei uns eine gute Perspektive.“ Skibbe befürwortete noch im November eine auswärtige Lehr- und Reifezeit für Tosun und wollte mit ihm über eine Ausleihe sprechen: „Möglicherweise könnte er zu einem Zweitligisten wechseln.“

Dass Chong Tese nun doch am Asien-Cup teilnehmen wird und niemand weiß, wann genau und vor allem in welchem Zustand er zurückkehren wird, könnte beim VfL zu einem Sinneswandel geführt haben. Mirkan Aydin, der nicht wirklich über Profi-Erfahrung verfügt und ein halbes Jahr verletzt zuschauen musstte, ist momentan der einzige Stoßstürmer, von dessen physischer Präsenz die Mitspieler profitieren könnten. Weder Mahir Saglik noch Zlatko Dedic eignen sich für diese Rolle.

Funkel gibt sich gelassen

Und wenn sich am heutigen Dienstag der neue Aufsichtsrat des VfL Bochum trifft und über sein weiteres Vorgehen berät, wird auch „über das Mittel des Ausleihens“ neu nachgedacht. Das sagte kürzlich Bernd Wilmert, voraussichtlich der kommende Stellvertreter des Aufsichtsrats-Vorsitzenden Ernst-Otto Stüber. Für den „Fall“ Tosun könnte das beispielsweise bedeuten: Ausleihe für eineinhalb Jahre, wenn das Offensivtalent gleichzeitig seinen Vertrag mit den Frankfurtern über 2012 hinaus verlängert. Dann behielte die Eintracht in jedem Fall die Transferrechte. Der VfL kennt sich damit inzwischen aus, denn bei Christian Fuchs und Stanislav Sestak ist man auch nach diesem Muster verfahren. Allerdings haben hier die aufnehmenden Vereine eine Kaufoption bekommen. Und das wird mit den Frankfurtern angesichts von Tosuns Entwicklungspotenzial vermutlich nicht zu machen sein.

Diesen Fragen begegnet Friedhelm Funkel mit Gelassenheit. Er werde sich in Transferangelegenheitern nicht drängen lassen, sagte er im Sommer. Sein Fokus liegt auf der Entwicklung der aktuellen Mannschaft. Die „Kleinigkeiten“, die einen „zurück werfen“, gilt es zu minimieren. Denn „nicht immer kommt man zurück“.