Bochum. .

Ernst-Otto Stüber will beim VfL Bochum alles auf den Prüfstand stellen, falls er zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt wird.

Zu einem weniger präsidial und stärker unternehmerisch geführten Verein will Ernst-Otto Stüber, Kandidat für den Vorsitz des VfL-Aufsichtsrats, den VfL Bochum weiterentwickeln. Zuvor will er alles auf den Prüfstand stellen - und dann schnell handeln.

„Sollten wir gewählt werden, werden wir noch am selben Abend den Aufsichtsrat konstituieren. Anfang des Jahres beginnt dann auch schon die Arbeit. Wir haben nicht viel Zeit, die Struktur zwingt uns zu schnellem Prüfen und Handeln.“ Ernst-Otto Stüber, bis 2004 Oberbürgermeister dieser Stadt und nun Kandidat für die Position des Aufsichtsrats-Chefs beim VfL Bochum, erweckt den Eindruck, als habe er bereits vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 20. Dezember die Ärmel hochgekrempelt.

Ernst-Otto Stüber: „Zum Unternehmerischen gehören Hierarchien“ Foto: Ingo Otto / WAZ FotoPool
Ernst-Otto Stüber: „Zum Unternehmerischen gehören Hierarchien“ Foto: Ingo Otto / WAZ FotoPool © Ingo Otto / WAZ FotoPool

Dabei weist Stüber, der gemeinsam mit Hans-Peter Villis und Bernd Wilmert zur Nachwahl antreten wird, im Gespräch mit der WAZ noch einmal darauf hin, dass er „keinen Wahlkampf“ zu führen gedenkt. Und in Details möchte er auch noch nicht gehen, denn das „wäre vermessen“. „Ich kenne weder den Wirtschaftsplan noch die Verträge und deren Laufzeiten. Erst einmal muss man sich alles anschauen, bevor man sich seriös dazu äußert.“

Gleichwohl möchte Stüber die, wie er sagt, bisherige „eher präsidiale“ Führung des Aufsichtsrates mehr ins „Unternehmerische“ lenken. „Und zum Unternehmerischen gehören Hierarchien. Da muss ein Aufsichtsrat auch einmal loslassen und Verantwortung tragen lassen. Es kann nicht sein, dass der Vorstand an der engen Leine geführt wird. Er ist in der Verantwortung und trifft Entscheidungen.“ Für die er, so sieht es der ehemalige Oberbürgermeister, aber auch gerade zu stehen hat: „Wenn es nicht läuft, muss der Vorstand die Verantwortung dafür übernehmen.“

„Erfolgreich zu spielen“, so Stübers Kernaussage, sei „die Aufgabe von Trainer und Sportvorstand“, die müssten „miteinander klar kommen“. Und weil in den kommenden Wochen und Monaten alles auf den Prüfstand kommen soll beim VfL Bochum, die „sportliche Kompetenz“, das „Jugendleistungszentrum“, das „Scouting“, die Sponsorenaquise und anderes, wird auch die sportliche Führung nicht ausgeklammert werden. „Ich denke, dass der Trainer auf einem guten Weg ist. Aber wir werden im Trainingslager noch mal eine Prüfphase haben, zum Teil auch für den Trainer.“ Sagt Stüber, der sich aber keinesfalls en detail in die Arbeit einmischen will.

Die Zeit drängt

Das klingt sehr nach nötiger und umfassender Bestandsaufnahme, das klingt aber auch ein wenig nach Unzufriedenheit. Und die Zeit drängt, daran lässt Ernst-Otto Stüber keinen Zweifel. Das Winter-Transferfenster steht nur für eine kurze Zeit offen, die strukturellen Dinge dürften auch nicht auf die lange Bank geschoben werden: „Die erste Januarhälfte wird sehr haarig werden. Ich will ja auch im Haus sein und mit den Leuten reden.“ Schließlich will Stüber zügig die Kernfrage beantworten: „Sind wir optimal aufgestellt?“ Er hat sich sogar ein Zeitlimit gesetzt: „Ende Januar muss unsere Linie stehen.“

Ernst-Otto Stüber: „Der VfL steht besser da, als viele meinen.“ Foto: Ingo Otto / WAZ FotoPool
Ernst-Otto Stüber: „Der VfL steht besser da, als viele meinen.“ Foto: Ingo Otto / WAZ FotoPool © Ingo Otto / WAZ FotoPool

Vielleicht noch nicht im Detail, was personelle Kernfragen angeht, wie Stüber sagt. Zweitrangig sei es in diesem Zusammenhang auch, ob das Gremium weitere Aufsichtsräte ernennen wird, wobei er in diese Richtung zielt, wenn er von einem „Bundesligisten“ spricht, der neben einer starken Verankerung in der Stadt auch „bundesweit aufgestellt“ sein müsse. „Heimatverbunden und weltoffen“, sagt Stüber, müsse der VfL agieren, und die „hohen Sympathiewerte“, die der Verein nach Ansicht des Ex-OB als „unverzichtbarer Werbe- und Imageträger für die Stadt“ genieße, besser rüberbringen. Mit deutschlandweit über 200 Fanklubs, nennt er ein Beispiel, stünde der VfL „besser da, als viele meinen.“

Zwei Linien müsse man fahren: Einerseits Fans und Mitglieder „stärker mit einbeziehen“, sich andererseits nicht von Emotionen leiten lassen. „Fußball lebt von Emotionen, das zeichnet ihn ja aus. Fußball ist aber auch ein professionelles Geschäft, das ein klares unternehmerisches Konzept benötigt.“ Das gelte es zu optimieren: Stüber, seine Wahl vorausgesetzt, will nicht von einem „Neuanfang“ sprechen, sondern von einer Weiterentwicklung.

Entsprechend gelassen kontert der Politik-Profi, der den Fußball weniger als „fanatischer Fan“, sondern „rationaler“ betrachtet, die von manchen vorab geäußerte Kritik, mit einem „Rentner“ an der Spitze könne sich nichts ändern: „Muss ein 70-Jähriger senil und doof sein?“