Bochum. .

Ernst-Otto Stüber, von 1994 bis 2004 Bochums Oberbürgermeister, ist bereit die Nachfolge von Werner Altegoer als Aufsichtsratsvorsitzender des VfL Bochum anzutreten.

„Ich trete nicht an um mich zu bewerben oder zu einer Kampfkandidatur, aber wenn man meint, ich könne dem VfL in einer schwierigen Lage helfen, werde ich mich nicht verweigern“, sagte Ernst-Otto Stüber gegenüber dieser Zeitung, machte aber die Einschränkung, dass seiner Wahl ein „geordnetes Verfahren“ vorausgehe. „Deshalb bin ich jetzt noch zurückhaltend, man muss ja auch noch mit den Fan-Gruppierungen reden“, sagte der 70-Jährige und fügte hinzu: „Ich bin für einen transparenten und offenen Weg.“

VfL-Fan Stüber sitzt nicht nur alle zwei Wochen auf der Tribüne des rewirpower-Stadions, sondern hat in seiner Amtszeit auch die strukturelle Modernisierung und Investition des Klubs in Steine unterstützend begleitet. Der Alt-OB ist darüberhinaus immer noch gut verdrahtet in Politik und Verwaltung. Was umso wichtiger ist, weil der ehemalige Stadtdirektor Gerd Kirchhoff bereits aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden ist.

Eine Nachwahl auf einer noch einzuberufenden außerordentlichen Mitgliederversammlung war notwendig geworden, weil während der ordentlichen Versammlung im Oktober dem Aufsichtsrat die Entlastung verweigert worden war. Daraufhin traten die gewählten AR-Mitglieder Werner Altegoer, Heinz Hossiep und Horst Christopeit sowie die berufenen Mitglieder Gerd Kirchhoff und Volker Goldmann spontan zurück. Altegoer und Hossiep erklärten sich später dazu bereit, ihre Aufgaben in diesem Gremium so lange wahrzunehmen, bis ihre Nachfolger gewählt sind.

Außer Stüber müssten zwei weitere Mitglieder - für Christopeit und Hossiep - gewählt werden. Das könnten Bernd Wilmert und Hans-Peter Villis sein, die damit sozusagen aufrücken würden - von kürzlich erst berufenen zu gewählten Mitgliedern.

Goosen bliebe viertes gewähltes Mitglied

Viertes gewähltes Mitglied des Aufsichtsrates bliebe dann Frank Goosen, fünftes wäre nach jetzigem Stand Klaus-Peter Schütt, der als einziges Mitglied des 2007 zuletzt gewählten Aufsichtsrates um Werner Altegoer nicht zurücktreten mag, obwohl er einst sein Schicksal an das von Altegoer geknüpft haben soll. Sollte Schütt, der in weiten Teilen des VfL-Umfeldes auf massive Ablehnung stößt, seine Meinung noch ändern und sich zurückziehen, müssten allerdings nicht drei, sondern vier Kandidaten gewählt werden. Zudem gehört dem Aufsichtsrat nach wie vor der Fan-Vertreter Axel Treffner an, der ebenfalls keine Neigung zeigt, den Weg freizumachen für einen anderen Kandidaten.

Stüber, Villis und Wilmert stünden, so sie denn gewählt würden, für politische und wirtschaftliche Kompetenz, Goosen wäre weiterhin das mediale, eloquente und durchaus zur Selbstkritik fähige Gesicht des VfL. Fehlt noch die sportliche Kompetenz. Über Jupp Nehl wurde an dieser Stelle bereits gesprochen, der ehemalige Profi hat sich noch nicht zu einer Entscheidung durchringen können. Von anderer Seite werden offenbar weitere ehemalige Spieler des VfL Bochum ins Gespräch gebracht. Gerd Wiesemes und Jürgen Köper sollen dazu gehören, während Hermann Gerland gerne helfen würde, aber wohl nicht in Frage kommt. Er ist Angestellter des FC Bayern München, da ist perspektivisch der Interessenkonflikt vorprogrammiert.

Werner Altegoer
Werner Altegoer © imago sportfotodienst

Am 18. November wird sich der Wahlausschuss des VfL erstmals beraten, bis dahin und natürlich auch danach bis zwei Wochen vor der außerordentlichen Versammlung, so Gremiumsmitglied Günter Bernhörster, sind weitere Vorschläge erwünscht. „Fünf, sechs andere“ Bewerber, außer Ernst-Otto Stüber, sagte Bernhörster, seien dem Wahlausschuss bislang bekannt. Da ist noch Luft nach oben, zumal ja auf Sicht auch die bereits ausgeschiedenen lediglich berufenen Aufsichtsratsmitglieder Kirchhoff und Goldmann ersetzt werden sollten.

Man müsse „aus der Lähmung raus, dabei aber nicht in Hektik“ verfallen, meinte Ernst-Otto Stüber, dessen Bekenntnis zu einem „transparenten und offenen Weg“ bei den Mitgliedern der Fan-Initiative „Wir sind VfL“ auf offene Ohren stoßen wird. Die Initiative wird am 23. November (19.30 Uhr) im „riff“ eine weitere Fanversammlung veranstalten, um die jüngere Vergangenheit aufzuarbeiten und den Blick in die Zukunft zu richten. Dabei sollten bereits im Vorfeld der außerordentlichen Mitgliederversammlung „strittige Fragen“ (Satzungsänderung/Wahlausschuss/en bloc-Wahl) geklärt werden. „Sollten Namen (von Aufsichtsratskandidaten, d. Red.) öffentlich werden, laden wir diese Personen sofort ein“, sagte Andreas Wiemers, einer der Sprecher der Initiative.

Ein Angebot an Stüber, aber auch an die anderen Kandidaten, vielleicht etwas mehr preiszugeben als Alter, Beruf und Familienstand.

„Der VfL Bochum ist nach wie vor für diese Stadt von großer Bedeutung und ein wichtiger Werbeträger“, sagt Ernst-Otto Stüber, dessen „Lebensziel“ es nicht war, irgendwann eine wichtige Rolle in diesem Klub zu spielen. Wenn er jedoch für die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden antrete, so Stüber weiter, dann „ganz oder gar nicht“. Zwar sei die Amtszeit bis zur nächsten turnusmäßigen Wahl auf zwei Jahre begrenzt, er stehe aber „nicht nur befristet zur Verfügung“.