Bochum.

Die Tournee durch die Zweitligastadien entwickelt sich in dieser Spielzeit für den VfL Bochum zu einem andauernden Treffen mit alten Freunden. Nicht weniger als zwölf ehemalige Bochumer spielen bei den Konkurrenten. Da könnte man glatt auf die Idee kommen, der VfL befinde sich dort, wo er sich gerade aufhält, an der richtigen Stelle.

Beispiel Benjamin Auer. Nach einem Verhandlungs-Marathon im Sommer hat sich der Stürmer für drei weitere Jahre an Alemannia Aachen gebunden. „Ich habe das erste Mal das Gefühl, dass ich eine sportliche Heimat gefunden habe“, sagte Auer anschließend erleichtert. Er war im Oberhaus nach mehreren Versuchen durchgefallen und hat nun wohl den idealen Platz für sich gefunden hat. Einer seiner Mitspieler bei der Alemannia ist Thomas Zdebel. Der ehemalige VfL-Kapitän lässt seine Karriere durchaus nobel und relativ wohnortnah ausklingen, nach Zoff und Trennung vom VfL erst in Leverkusen, jetzt in Aachen. Zdebel ist inzwischen 37, er hat sich halt einfach ein bisschen kleiner gesetzt zum Abschluss.

Ähnlich wie Auer in Aachen gehört Oliver Schröder beim FC Erzgebirge Aue zu den tragenden Säulen der bisherigen Überraschungsmannschaft. Hertha BSC, Köln, Bochum, danach Rostock und nun Aue - auch Schröder hat schon auf höherem Niveau gespielt, dort aber nicht die Anerkennung erfahren, die er jetzt bekommt.

Filip Trojan ist einst als verkanntes Schalker Talent zum VfL gekommen. Der Tscheche ist inzwischen ins Revier zurückgekehrt und kickt für den MSV Duisburg. Seine Bilanz aus jungen Jahren liest sich wie die eines ganz Großen. 61 Jugendländerspiele hat Trojan für Tschechien bestritten, aber kein einziges für die A-Nationalmannschaft. Für St. Pauli und Mainz hat Trojan, den die Duisburger ausgeliehen haben, zwischenzeitlich gespielt, durchsetzen konnte er sich dort nicht.

Mamadou Diabang, genannt Momo, ist wieder in Deutschland gelandet - beim VfL Osnabrück. In der vergangenen Saison durfte der Senegalese sich sogar in der Europa League präsentieren - im Trikot von Austria Wien. Doch die Torausbeute des 31-jährigen Stürmers war zu karg, nun versucht er mit Osnabrück den Klassenerhalt zu stemmen, übrigens gemeinsam mit Gaetano Manno, den der VfL vor einigen Jahren in Sprockhövel entdeckt hatte und der zweimal auch in der Bundesliga mitspielen durfte.

Heinrich Schmidtgal, inzwischen kasachischer Nationalspieler, kam beim VfL Bochum trotz seines Profivertrages nicht über die U23 hinaus und ist bei RW Oberhausen längst eine feste Größe, ebenso wie Daniel Gordon, der als Jugendlicher aus Dortmund gekommen war, dorthin zurückkehrte, sich über ein paar Bundesliga-Einsätze freuen durfte und weiterzog in den Westen.

Claus Costa, auch er beim VfL ein Jungprofi, hat sich, als es in Bochum nicht weiterging, bei Fortuna Düsseldorf regelrecht hochgekämpft, aus der U23 hinaus ins A-Team.

Um Marvin Matips Wechsel nach Köln hat es vor Jahren reichlich Theater gegeben an der Castroper Straße. Doch so richtig angekommen in der Bundesliga ist der ältere Bruder des Schalkers Joel Matip anschließend nicht. Inzwischen steht er in Ingolstadt unter Vertrag.

Und dann wären da noch zwei Routiniers. Rene Renno (31) ist seiner Rolle treu geblieben und drückt als Nummer zwei bei Energie Cottbus die Reservebank, und der gleichaltrige Benjamin Lense muss gerade verletzt zusehen, wie Arminia Bielefeld der Dritten Liga entgegen rauscht. Lense hat sich nach zwei Saisonspielen einen Innenbandriss zugezogen. Er war aus Nürnberg nach Bochum gekommen, wechselte dann zu Hansa Rostock und später nach Koblenz. Etablieren in der Bundesliga konnte Lense sich nie.