Auf die „Ungeduld der Bochumer Zuschauer“ hatte FSV-Geschäftsführer Bernd Reisig gesetzt und sich damit kräftig verkalkuliert. Der frühe Treffer von Zlatko Dedic, der das Spiel am Freitag entscheiden sollte, und der Kickstart der um Wiedergutmachung bemühten Bochumer Mannschaft erzeugten eine Stimmung auf den Tribünen, wie man sie in den letzten, enttäuschenden Wochen angesichts der lethargischen Auftritte vermisst hatte.

Friedhelm Funkel bedankte sich anschließend bei dem „fantastischen Publikum“, auf dessen Unterstützung er auch in der Zukunft hofft. Ob die Friedhofsruhe, die zuletzt um sich gegriffen hatte, dauerhaft aus dem rewirpower-Stadion vertrieben werden kann, hängt vom VfL selbst ab.

Gegen Frankfurt sah man, was eine anständige Laufleistung und ein angemessenes Zweikampfverhalten im Fußball bedeuten können. Bringen die Bochumer das auf den Rasen, sind sie sicher den meisten Zweitligakonkurrenten überlegen, lassen sie die Zügel schleifen und warten ab, dann werden sie sich nicht durchsetzen können und weiterhin im Mittelfeld der Tabelle verharren.

Die Frage ist, ob die Mannschaft diese simple Tatsache verinnerlichen kann. Das wird sie tun müssen, wenn sie auch einmal gegen ein Spitzenteam der Zweiten Liga gewinnen will. Der FSV Frankfurt zählt nicht dazu, auch wenn Funkel mit Recht darauf verwies, dass die Hessen „nicht von ungefähr“ 18 Punkte sammeln konnten bislang. Die Statistik sprach ebenfalls nicht für eine deutliche Überlegenheit der Gastgeber, was aber nur unterstreicht, dass Ballbesitz nicht alles ist im Fußball.

Denn der VfL spielte wesentlich genauer, schneller und konkreter als in der jüngsten Vergangenheit. Und Funkels Kunstgriff mit Andreas Johansson zahlte sich aus. Der Schwede kann als Ein-Kontakt-Spieler wichtig sein, wenn alles um ihn herum in Bewegung ist, er also immer eine Option hat. Aber nur dann. Muss er selbst den Ball führen oder gar einen Offensiv-Zweikampf bestreiten, wird’s eng.

Funkels Kunstgriff mit Andreas Johansson zahlte sich aus.
Funkels Kunstgriff mit Andreas Johansson zahlte sich aus.

Durch die Hereinnahme Johanssons als Absicherung konnte jedenfalls Christoph Dabrowski Dampf machen. Wenn auch Funkel später kritisch anmerkte, dass der Kapitän sich seine Kraft „besser einteilen“ könne, hatte Dabrowskis furioser Start doch eine wichtige Signalwirkung - für die Mitspieler und für die Fans.

Dass „Bochum in der zweiten Halbzeit einiges liegen gelassen hat“ an Torchancen, wie FSV-Trainer Hans-Jürgen Boysen sagte, gehörte am Freitag zu den unschönen Erlebnissen. Ein leicht möglicher höherer Sieg hätte dem Team sicher gut getan vor der hohen Hürde in Berlin, die der VfL am 15. November zu nehmen hat. Denn noch steht der Beweis aus, dass die Bochumer auch gegen eine Spitzenmannschaft gewinnen können. Gegen die weit oben in der Tabelle notierten Teams Aue (2.), Cottbus (4.), Augsburg (5.) und Fürth (7.) setzte es ausnahmslos Niederlagen.

Hertha BSC ist denn auch, so sagte es Sportvorstand Thomas Ernst, trotz der ersten Saisonniederlage in Paderborn, ein „anderes Kaliber“ als der FSV Frankfurt. Im Olympiastadion wird sich also entscheiden, wohin der Weg des VfL Bochum führt. Eine deutliche Niederlage dort dürfte die zart keimende Hoffnung auf Konstanz und Stabilität zunichte machen. Behauptet sich der VfL jedoch dort, gibt’s endlich wieder Rückenwind.