Cottbus. Der VfL Bochum entfernt sich immer weiter von den Aufstiegsrängen der Zweiten Bundesliga. Trotz einer 1:0-Führung verloren die Bochumer in Cottbus mit 1:2.
Friedhelm Funkel hatte im Vorfeld des Spiels für eine Überraschung gesorgt und alle drei Innenverteidiger aufgeboten. Anthar Yahia, der gegen Aachen noch gefehlt hatte, musste allerdings anstelle von Björn Kopplin auf der linken Seite verteidigen. Mit den drei zentralen Abwehrspielern reagierte Funkel auf die Kopfball-Stärke der Cottbuser, die bereits sechsmal per Kopf getroffen hatten. Außerdem spielte Slawo Freier für den verletzten Milos Maric, der gar nicht erst mitgereist war, und Zlatko Dedic ersetzte Mahir Saglik. Funkel hatte von einer Mittelfeld-Raute auf ein 4-3-3-System in der Offensive umgestellt, wollte mit der Hereinnahme von Dedic das notorisch unterentwickelte Laufvermögen der Mannschaft stärken und nach Möglichkeit Flanken des Gegners verhindern.
VfL verliert in Cottbus
Ein schöner Plan, dessen Umsetzung allerdings Probleme bereitete. Besonders Daniel Adlung, der permanent die Seite wechselte, war kaum unter Kontrolle zu bekommen. Immer wieder segelte der Ball in den Bochumer Strafraum, doch es fehlte der Offensive der Hausherren an Präzision. Eigentlich hätte Energie aber bereits früh zurückliegen müssen. Denn Markus Brzenska stoppte Chong Tese, der allein aufs Cottbuser Tor zustrebte, mit unsauberen Mitteln. Der Pfiff des unsicheren Schiedsrichters Markus Schmidt blieb jedoch aus.
Emil Jula entwickelte sich allmählich zur Hauptfigur eines Spieles, das mit Haken und Ösen geführt wurde und im ersten Durchgang nur wenige spielerischen Höhepunkte bot. Der routinierte Stürmer der Gastgeber bewegte sich gut, spielte auch gut, traf jedoch nicht, jedenfalls nicht ins Bochumer Tor. So war VfL-Torhüter Andreas Luthe bei Julas erstem Versuch auf dem Posten, wenig später, als Marcel Maltritz den Energie-Stürmer aus den Augen gelassen hatte, setzte er den Ball über den Kasten. Treffsicherer war Jula dann auf der anderen Seite. Eine Freistoßflanke von Faton Toski brachte er sicher im eigenen Gehäuse unter. Es war, etwas sarkastisch betrachtet, der siebte Kopfballtreffer der Cottbuser in dieser Saison.
Energie wollte das Missgeschick zügig wieder wettmachen, hatte jedoch im ersten Durchgang kein Glück. Auch Nils Petersen nicht, der mit sieben Treffern in der Torjägerliste notiert war. Nach Adlungs Vorarbeit zielte der junge Stürmer ebenso unpräzise wie nach einer der zahlreichen Ecken. Der VfL machte vor dem Pausenpfiff nur noch einmal auf sich aufmerksam, als Dedic aus der Drehung abzog.
Nach dem Wiederanpfiff hätte Chong Tese, der offenbar in einem kleinen Tief steckt, nach Toskis Balleroberung auf 2:0 erhöhen können, sein Roller kullerte aber am langen Eck vorbei. Und dann zahlten sich die Bemühungen der Gastgeber doch noch aus. Erst ließ Anthar Yahia Petersen allein hoch steigen - 1:1, dann blieben Yahia und Mergim Mavraj nach Petersens Kopfball-Verlängerung - im Vertrauen auf den jeweils anderen - untätig; lachender Dritter war Adlung, der sich diese Chance nicht entgehen ließ und den Siegtreffer erzielte.
Petersen scheiterte an der Latte
Energie hätte sogar noch das 3:1 markieren können, aber Petersen scheiterte mit einem weiteren Kopfball an der Latte. Und dennoch hatte Cottbus Glück, dass die Schlussoffensive des VfL sich nicht im Ergebnis niederschlug. Erst parierte Energie-Schlussmann Thorsten Kirschbaum Teses schlecht geschossenen Foulelfmeter, Takahito Soma hatte zuvor Slawo Freiers Sololauf regelwidrig beendet, dann traf der Koreaner per Linksschuss nur den Pfosten, und schließlich landete Christoph Dabrowskis Kopfball nicht im sondern am Netz. Innerhalb von nur vier Minuten hätte der VfL das Spiel noch drehen können, schaffte es aber nicht. An die sofortige Rückkehr in die Bundesliga dürften nun nur noch ganz sonnige Gemüter denken.
Zumal sich das Gesicht der Mannschaft vor dem Heimspiel gegen den FSV Frankfurt ändern wird. Chong Tese handelte sich die fünfte Gelbe Karte ein und ist nun für ein Spiel gesperrt. Was Friedhelm Funkel überhaupt nicht gefiel. "Wir haben schon vor Wochen mit ihm darüber gesprochen, dass er sich zu viele Karten wegen Meckerns abholt. Das wird Konsequenzen nach sich ziehen."