Karlsruhe. Nach einem souveränen und nie gefährdeten, aber noch lange nicht aufstiegsreifen 2:0-Sieg beim hilflosen Karlsruher SC hat der VfL Bochum die obere Tabellenhälfte wieder fest im Blick.

Der VfL Bochum hat einen ersten Schritt nach vorne getan, mehr nicht. Mit einem souveränen und nie gefährdeten, aber noch lange nicht aufstiegsreifen 2:0-Sieg beim hilflosen Karlsruher SC hat der Bundesliga-Absteiger wenigstens die obere Tabellenhälfte wieder fest im Blick.

Es war keine berauschende Leistung, die der VfL an diesem verregneten Oktobertag in Karlsruhe bot. Es war eher "ein hartes Stück Arbeit", wie Trainer Friedhelm Funkel hinterher meinte. Einsatz, Wille, Zweikampfstärke waren diesmal Trümpfe des VfL, endlich mal wieder. Und gegen den harmlosen, konzeptlos wirkenden und den VfL mit vielen Fehlern geradezu einladenden KSC reichten die Routine, die Abgezocktheit der Bochumer, angeführt vom überall zu findenden Kapitän Christoph Dabrowski, um den zweiten Auswärtssieg in Folge zu holen.

"Wir haben gegen eine erfahrene und clevere Mannschaft verloren, die unsere Fehler gnadenlos ausgenutzt hat", sagte der "sehr, sehr enttäuschte" KSC-Trainer Markus Schupp, der mit seiner Mannschaft einem langen Abstiegskampf entgegen blicken muss. Denn dass Funkel eine extrem hohe Laufbereitschaft der Karlsruher lobte, muss man als "nette Gast-Worte" verstehen, wie es Schupp auch tat: "Danke für das Lob, wir werden versuchen, das demnächst umzusetzen", sagte er. "Heute waren wir beim Umschalten schlecht, wir haben nicht nachgesetzt."

Funkel setzte im Mittelfeld wie erwartet auf eine Raute als Grundformation. Den rechten Part übernahm der ebenfalls läuferisch verbesserte Milos Maric, den es freilich immer wieder nach innen zog, links erhielt Faton Toski eine neue Chance, nachdem er gegen Fürth einen Denkzettel erhalten hatte - und dies offenbar verstanden hatte. Der gut aufgelegte Toski rückte für Slawo Freier in die Startelf, Mahir Saglik als zweite Spitze neben Chong Tese für Roman Prokoph. Hinter den Stürmern sollte der vor gut drei Jahren noch in Karlsruhe als Aufstiegsheld gefeierte Giovanni Federico seine spielerische Klasse stärker zur Geltung bringen, was ihm das eine oder andere Mal gelang. Ein Aufwärtstrend jedenfalls war klar zu erkennen.

Wie bei der gesamten Mannschaft, die präsenter wirkte als zuletzt: Die Basis dafür, dass vor allem in der ersten Halbzeit neben Kampf auch Klasse aufblitzen konnte, zumindest gegen diesen biederen Gegner, der es mit einer Mischung aus Routiniers wie Adoube und Iashvilli und jungen Wilden wie Zimmermann (18), Müller und Chrisantus (beide 20) versuchte - und am Ende gnadenlos ausgepfiffen wurde von den eigenen Fans.

Von Beginn an stand die Defensive um die guten Yahia und Mavraj meist sicher, 90 Minuen lang ließ sie kaum Chancen zu. Bereits nach vier Minuten dagegen vergab Chong Tese nach Kopfball-Ablage von Saglik aus drei Metern, Saglik verpasste nach Federico-Pass (20.), doch dann war Tese, die Bochumer Lebensversicherung, zur Stelle. Toski, offensiv mit einigen guten Aktionen, steckte ihm den Ball zu, Tese nahm ihn geschickt in der Drehung mit und ließ damit Karlsruhes 20-jährigen Stefan Müller alt aussehen: Ein einziger - und erstklassiger - Bewegungsablauf, mit dem sich Tese freie Bahn verschaffte und vollstreckte. Das wichtige 1:0 für den angeschlagenen VfL, Teses fünftes Saisontor.

Kurz darauf schlug die Glücks-Minute des Anthar Yahia: Der Innenverteidiger legte erst Iashvilli die Riesenchance zum 1:1 auf, die der Karlsruher vergab - und war dann auf der anderen Seite zur Stelle. Toski hatte einen Freistoß von rechts mit links scharf hereingetreten, Yahia köpfte - wie schon in Oberhausen - ins Netz. 2:0 - ein Doppelschlag zur rechten Zeit für den VfL.

Die Karlsruher leisteten viel zu wenig Gegenwehr und gönnten sich viel zu viele Fehler, Bochum aber schlug zu wenig Kapital daraus. "Mit unserer Chancenverwertung muss man unzufrieden sein", nannte Funkel das Hauptmanko des VfL, der allerdings auch einmal Glück hatte, als Torwart Andreas Luthe, nach Standards mitunter nicht Herr seines Strafraums, einen strammen 30-Meter-Schuss von Andreas Schäfer an den rechten Pfosten lenkte (37.). Auf der anderen Seite aber hätten Tese nach feinem Spielzug über Federico und Saglik (40.) sowie Saglik, der frei vor Torwart Robles mit einem Schlenzer scheiterte (43.), bereits vor der Pause alles klar machen können.

"Kämpfen und siegen" schallte es noch im zweiten Durchgang auffordernd aus dem KSC-Block, das Team von Markus Schupp mühte sich nun auch, aber am Strafraum war Endstation. Ein Kopfball von Adoube nach einer Ecke war noch die größte Chance. Echte Partylaune herrschte nur bei den rund 300 VfL-Fans, die fast ein Saison-Novum gefeiert hätten. Federico schickte mit einem Traumpass Saglik. Der lauffreudige, aber erneut im Abschluss glücklose Stürmer hatte frei vor Robles viel Zeit, schoss den Keeper aber an. Toski mit einem Freistoß und Federico kurz vor Schluss hätten das Ergebnis noch höher schrauben können.

Die Talfahrt des Vereins ist nach der turbulenten Mitgliederversammlung zumindest sportlich vorerst gestoppt, entsprechend zufriedene Gesichter gab es beim Vorstand: "Wir waren von Beginn an die bessere Mannschaft, wir hätten nur früher alles klar machen müssen", sagte Ansgar Schwenken, und Thomas Ernst sah vor allem in der ersten Halbzeit einen Auftritt, der ihn optimistisch stimmte: "Da haben wir sehr konzentriert gespielt und auch nach vorne einen guten Ball gespielt. Insgesamt war das ein verdienter und für uns sehr wichtiger Sieg."