Bochum. .
Im Fußball werden Personalien immer heiß diskutiert, auch die jenseits des Platzes in den Führungsgremien. Dass der kritische VfL-Fan und Autor Frank Goosen künftig, wenn er denn gewählt wird am 4. Oktober, im Aufsichtsrat Verantwortung übernehmen will, war das Bochumer Thema der letzten Tage.
Nun aber hat es den Anschein, als ob weitere Veränderungen anstünden.
Goosen, der sicher kein Geld mitbringt und auch nicht die große Fußball-Kompetenz, wie er selbst einräumt, sieht seine Aufgabe vor allem in der Außendarstellung. Daneben muss der Klub aber bemüht sein, sich weitere Reputation und Kontakte auf Wirtschaftsebene zu verschaffen. Zwei Plätze sind noch, Goosens Wahl vorausgesetzt, frei, dann wäre die Maximalzahl von zehn Aufsichtsräten erreicht - sofern niemand abspringt.
Dass der „Reviersport“ vor der anstehenden Mitgliederversammlung mit den Namen von Bernd Wilmert und Hans-Peter Villis spekuliert, kommt nicht von ungefähr. Wilmert, seit 1993 bei den Bochumer Stadtwerken Sprecher der Geschäftsführung, hat in den letzten Jahren über die Stadtgrenzen hinaus stetig an Ansehen und Einfluss gewonnen. Er ist Aufsichtsratsvorsitzender der Trianel-Gruppe, in der 80 kommunale Wasser- und Energieversorger vereinigt sind, und seit ein paar Monaten steht er sogar als Präsident dem europäischen Verband lokaler Energieunternehmen vor. Die „CEDEC“ nähert sich mit ihren angeschlossenen Unternehmen allmählich einem Jahresumsatz von 100 Milliarden Euro.
Bereits seit einiger Zeit ist man bei den Stadtwerken nicht gerade erfreut darüber, dass der größte Geldgeber des VfL Bochum weder Sitz noch Stimme hat in dem entscheidenden Gremium des Klubs. Was nicht unbedingt und ausschließlich am VfL Bochum selbst liegen muss. Denn für eine Führungskraft einer Stadt-Tochter sind weitere Aktivitäten, vor allem die, die dem Image des Unternehmens abträglich sein könnten, genehmigungspflichtig. Letztlich dürfte also Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz darüber entscheiden, ob Bernd Wilmert beim VfL Bochum mit von der Partie sein darf. Gelegentlich ändert man ja seine Meinung.
Hans-Peter Villis, Diplom-Ökonom wie Wilmert, ist derzeit Vorstandschef des drittgrößten Energieunternehmens Deutschlands EnBW. Villis hat sich auf seinen Stationen Veba, Gelsenwasser und EON einen guten Namen gemacht und sich für höhere Aufgaben qualifiziert. Obwohl er in Karlsruhe präsent sein muss, hat der langjährige VfL-Fan noch immer einen Wohnsitz in der Heimat Castrop-Rauxel. Villis gilt als kompetenter, sachorientierter Mann und wurde von der „Financial Times“ in einem Vergleich mit seinem omnipräsenten und zu Provokationen neigenden Vorgänger mal als „Anti-Claassen“ bezeichnet. Weil EnBW bereits den VfB Stuttgart und den KSC sponsert, würde der Sohn eines Bergarbeiters neue Finanzquellen nicht direkt sprudeln lassen können für den VfL, vielleicht aber durch seine Verbindungen.
Ob Villis überhaupt zur Verfügung steht, ist schwer einzuschätzen. Als er vor zwei Jahren bei EnBW antrat, endete der Artikel darüber in der „Financial Times“ mit diesen Worten: „Nun aber werden die Wurzeln langsam abreißen - die Wurzeln zur Heimat und früher oder später wohl auch die zu seinem VfL.“