Bochum. Keine Gnade für brutale Fußball-Gewalttäter: Dies ist das Signal des Bielefelder Landgerichts, das am Montag eine folgenschwere Attacke auf einen Ordner (35) von Arminia Bielefeld unter anderem mit Gefängnisstrafen ahndete. Das Opfer leidet noch heute unter den schweren Folgen des Angriffs.

Ein Ordner war am 3. Mai 2008 war im Fanblock des VfL Bochum derart heftig geschlagen und getreten worden, dass er schwerste Kopfverletzungen mit langfristigen, vielleicht sogar dauerhaften Schäden erlitt.

Rauchbombe gezündet

Der Ordner war damals vor Spielbeginn in den Bochum-Block gegangen,weil dort von einem Unbekannten ein extrem lauter Knallkörper gezündet worden war. Außerdem hatte ein 21-jähriger Fleischer aus Werl eine Rauchbombe abgefackelt. In dem Block wurde der Ordner dann von einem 19-jährigen Lehrling aus Bochum ins Gesicht geschlagen. Dann sprang eine damals 21-jährige Bochumerin, eine angehende Anwalts- und Notarfachangestellte, von einem Wellenbrecher aus mit den Füßen voran auf den Ordner und riss ihn zu Boden. Dort trat der Werler dann zweimal auf das wehrlose Opfer ein, mindestens einmal wuchtig gegen den Kopf, wie das Gericht feststellte.

Nur einmal gab es Bewährung

Dafür bekam er zwei Jahre und neun Monate Jugendhaft wegen gefährlicher Körperverletzung. Die Frau soll für zwei Jahre ins Gefängnis, nach Erwachsenenstrafrecht. Der dritte Täter erhielt zehn Monate Jugendstrafe auf Bewährung und 100 Sozialstunden. Alle Strafen lagen über dem Antrag der Staatsanwaltschaft.

Nur die Frau war strafrechtlich vorbelastet, ebenfalls wegen Körperverletzung. Sie hat bereits ein jahrelanges bundesweites Stadionverbot. Alle drei waren im Grunde geständig. Die Bochumerin berief sich auf eine sehr starke Alkoholisierung. Das hielt die Jugendstrafkammer aber für zweifelhaft. Die Täterin wurde für voll schuldfähig erklärt.

"Ein selbstständiges Leben zerstört"

Der Ordner erlitt damals Brüche des Jochbeins, des Unterkiefers, einer Augenhöhle sowie Blutungen unter der Hirnhaut. Bewusstlos musste er von Kollegen aus dem Stehblock getragen werden - ein Szene, die einen Tiefpunkt in der Fußball-Bundesliga darstellte. Einige wenige Chaoten im Block riefen dem Schwerverletzten - zum Entsetzen aller Umstehenden - noch höhnische Sprüche hinterher. Bis heute ist der Ordner nicht arbeitsfähig. „Er ist ein Wrack, vor allem psychisch”, sagte unlängst sein Anwalt.

Richter Reinhard Kollmeyer rechnete die schweren Folgen allen drei Tätern zu. Und stellte fest: „Hier ist ein selbstständiges Leben zerstört worden, nicht vernichtet, aber zerstört.”

Massive Schadensersatzforderungen

Alle Verurteilten müssen mit massiven Schadensersatz- und Schmerzensgeldforderungen rechnen. Die Rede war vor kurzem von 100000 Euro. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Beim Bundesgerichtshof ist eine Revision wegen möglicher Rechtsfehler möglich.

DFB-Strafsanktion

Nach der Gewaltattacke hatte damals der DFB der Arminia und dem VfL Bochum eine Gesamtstrafe von 50 000 € verpasst (20 000 Euro Bielefeld, 30000 Euro Bochum). Davon flossen 30 000 Euro direkt an das Opfer, das damals ehrenamtlich im Einsatz war - nur für eine Aufwandsentschädigung. Zur Strafe musste der VfL zudem sein letztes Saisonheimspiel gegen Rostock vor leerer Fankurve austragen.