Aue. .
Spielerisch limitierte Auer erkämpfen sich gegen ideen- und mutlosen VfL Bochum den Sieg. Funkel brodelt: „Haben unsere spielerische Linie verloren“.
Die rund 10 000 Sachsen standen längst, als der Schiedsrichter abpfiff und die Auer Spieler ihren Torwart fast erdrückten vor Freude. Dabei hatte Martin Männel zuvor lediglich einen harmlosen Freistoß von Faton Toski festgehalten und in der regulären Spielzeit doch wenig Gelegenheit gehabt, sich auszuzeichnen. Seine biederen, aber (zwei-)kampfstarken Vorderleute räumten vorher alles weg, und dem VfL fiel am Ende nichts mehr ein gegen die „leidenschaftliche Verteidigung“, wie VfL-Trainer Friedhelm Funkel hinterher sagte. Sauer war der Coach, unübersehbar.
Ein 1:0 für den Abstiegskandidaten aus Aue gegen den Aufstiegs-Mitfavoriten aus Bochum, das will erstmal verdaut sein.
Dabei war Bochum gewarnt: Seit 15 Ligaspielen waren die Veilchen in ihrer idyllisch gelegenen, in lila-weiß gehüllten Arena unbesiegt. Dichter Wald und eine großzügige Schrebergarten-Anlage hoch über der Tribüne umsäumen das Erzgebirgs-Stadion, in das mit 16 000 Zuschauer fast so viele Menschen reinpassen wie in der beschaulichen Kreisstadt Aue wohnen.
Und allerspätestens, als die Teams in der einstigen Bergbau-Hochburg mit dem „Steigerlied“ einmarschierten, sollte jedem Bochumer klar gewesen sein: Hier zählt nur Maloche, Kampf, Einsatz.
Doch die 200 weit gereisten Anhänger, die gegen die Übermacht der Auer lautstark dagegen hielten, sahen zunächst das alte Leid: zu harmlos agierte der zwar klar feldüberlegene und spielerisch überlegene, daraus aber kaum Nutzen ziehende VfL. Bochum, wie erwartet mit der gleichen Startelf wie beim Auftakt-Sieg gegen die Löwen, brachte es bis zur Pause sogar auf 9:1 Ecken - eine Statistik ohne Wert. Es fehlte die letzte Konsequenz, der letzte Biss, der entscheidende Pass, die Genauigkeit, die Effektivität. Anders Aue: Wie aus dem Nichts köpfte der starke Mittelfeldmann Kevin Schlitte das 1:0 (15.). Curri hatte die einzige Auer Ecke des gesamten Spiels scharf in den Fünfmeter-Raum geschlagen, Torwart Philipp Heerwagen, erneut ein Unsicherheitsfaktor, kam nicht ran, und der ungedeckte Schlitte hatte keine Mühe. Ein „vermeidbares“ Tor nannte Funkel das, und man spürte, dass es in ihm brodelte.
Die kompakt, diszipliniert spielenden Aufsteiger zogen sich noch weiter zurück, und nach gut 25 Minuten hatte der VfL seine beste Phase, zeigte einige gute Kombinationen, hatte Chancen zum Ausgleich. Saglik verzog aus 14 Metern, Kopplin und Toski scheiterten mit Distanzschüssen, ehe sich die Bochumer selbst im Weg standen. Chong Tese fälschte einen Schuss von Saglik noch ab, so dass Torwart Männel klären konnte (42.).
Irgendwie symptomatisch.
Im strömenden Regen begann die zweite Hälfte, und der VfL wollte sichtlich nicht so baden gehen wie noch im Pokal in Offenbach. Bochum setzte sich in der Auer Hälfte fest, Christoph Dabrowski mühte sich um Zeichen des Willens. Aber auch dem Kapitän fiel nichts Konstruktives ein, ein Giovanni Federico tauchte mehr und mehr ab - der VfL verlor komplett die Linie in einer zweiten Halbzeit, die Sportvorstand Thomas Ernst schonungslos als „katastrophal“ bezeichnete.
Die Gastgeber verlegten sich aufs Verteidigen des Vorsprungs, und sie mussten nicht wirklich zittern, weil das fehlerhafte VfL-Spiel am Strafraum endete. Keine Flanken von den Flügeln, nur Tingel-Tangel durch die Mitte: Statt konsequent den Abschluss zu suchen, verliefen Doppelpässe und Aktionen der Marke „Hacke-Spitze“ im Nichts. „Wir haben nach der Pause unsere fußballerische Linie verloren“, kritisierte Funkel. Fürwahr: Keine einzige nennenswerte Chance brachte der VfL noch zustande – viel zu wenig für einen Aufstiegsanwärter bei einem derart limitierten Abstiegskandidaten.
Aber das ist Zweite Liga pur. Willkommen, VfL.