Bochum. Peter Stöger sollt den VfL Bochum vor dem Abstieg retten. Er sagte ab. Ein Trainer mit seinen Qualitäten ist nun dennoch gesucht.

Am Dienstag wird Thomas Letsch noch einmal an der Castroper Straße vorfahren. Der 55-Jährige wird sich dann zusammen mit seinem Assistenten Jan Fießer von der Mannschaft verabschieden, die er seit Montag nicht mehr betreut. Der VfL Bochum hat seinen Trainer freigestellt und wollte mindestens bis Saisonende auf Peter Stöger setzen. Der Österreicher sollte in den letzten sechs Spielen der Saison den Klassenerhalt in der Bundesliga absichern, nachdem der VfL in den vergangenen Wochen bedenklich gen Abstiegsplätze taumelte. Am Montagabend der Schock: Stöger sagte dem VfL Bochum ab. Nun geht die Suche weiter.

Anne Castroper - der Stadtwerke-Bochum-VfL-Talk von WAZ und Radio Bochum" : Nach Letsch-Aus beim VfL Bochum: Wer reißt das Ruder rum?

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    Einer wird aber definitiv nicht mehr an der Linie stehen. Letsch wurde die Abwärtsentwicklung der vergangenen Wochen zum Verhängnis. Seit dem 3:2 gegen den den FC Bayern Mitte Februar ist Bochum sieglos, verspielte zuletzt gegen Darmstadt 98 und den 1. FC Köln Führungen, verlor im Rheinenergie-Stadion auf bittere Art und Weise. Diese Partie hat bei den Verantwortlichen für ein Umdenken gesorgt. Die sportliche Talfahrt in Verbindung mit Fehlern, die Letsch zu Last gelegt werden, führten zur Freistellung des Schwaben. Daran änderten auch die Erinnerungen an den erfolgreichen Klassenerhalt in der vergangenen Saison nicht, den vor allem Letsch zu verantworten hatte. „In unserer aktuellen Situation haben wir nicht mehr die Überzeugung, es in der bisherigen Konstellation zu schaffen“, sagte Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian am Montag.

    VfL Bochum: Darum musste Thomas Letsch gehen

    Letsch wurde intern vor allem vorgeworfen, dass er speziell in den vergangenen Wochen mit seinen Auswechslungen negativen Einfluss auf die Spiele genommen habe. Er habe es nicht geschafft, seiner Mannschaft durch Wechsel in der Schlussphase Sicherheit zu verschaffen. Stattdessen herrschte eher Chaos, kein Spieler habe mehr genau gewusst, welche Aufgabe er eigentlich zu erledigen habe, wer sein direkter Gegenspieler sei. Auch war man mit der Gesamtentwicklung nicht zufrieden, nachdem im November 2023 der in diesem Sommer auslaufende Vertrag noch bis 2026 verlängert worden war – gültig übrigens auch für die 2. Bundesliga. Damals eine klare Positionierung beider Seiten, die nun keine Gültigkeit mehr hat. Im Vereinsumfeld wurde man zusehends nervös, weil ein Abstieg die Gesamtplanung für die Zukunft konterkarieren würde.

    Führte den BVB 2018 in die Champions League: Peter Stöger (r.)
    Führte den BVB 2018 in die Champions League: Peter Stöger (r.) © dpa | Ina Fassbender

    Auch hatte Letsch offenbar das uneingeschränkte Vertrauen der Mannschaft verloren. Am Sonntag sprachen die Verantwortlichen mit den Spielern, fragten sie nach ihrer Meinung, wie die aktuelle Situation umgekehrt werden könne. Offenbar waren viele nicht davon überzeugt, dass es mit Letsch gelingen könnte. Der Trainer selbst hat Fabian und Sportdirektor Marc Lettau in einem Krisengespräch am Sonntag ebenfalls nicht überzeugt. „Wir haben es nicht geschafft, uns nachhaltig zu stabilisieren und die zurückliegenden Spiele so erfolgreich zu gestalten, wie es möglich gewesen wäre“, sagte Lettau laut Vereinsmitteilung. Vom Kader sind sie in Bochum derweil voll überzeugt. „Die Mannschaft hat die Qualität, in der Bundesliga zu bestehen, weshalb wir durch den Wechsel einen entscheidenden Impuls für den erfolgreichen Klassenerhalt setzen möchten“, so Lettau.

    Peter Stöger sollte den VfL Bochum retten

    Diese Impulse sollte künftig Peter Stöger setzen. Nach der Absage geht die Suche beim VfL Bochum nun wieder los. In Krisengesprächen am Sonntag wurde in Krisengesprächen nach Informationen dieser Redaktion unter anderem über Stefan Kuntz, Urs Fischer, Bo Svensson und auch Dirk Schuster gesprochen. Ob nun einer von ihnen wieder auf den Radar rückt? Klar scheint, dass ein Mann mit Stögers Qualitäten gefragt ist. „Peter Stöger hat eine sehr, sehr hohe Führungskompetenz. Das ist im heutigen Fußball sehr entscheidend“, sagt dessen Vertraute Werner Zöchling gegenüber dieser Redaktion. „Er kann gut mit Menschen umgehen.“ Stöger könne Menschen mitnehmen, akzeptiere jeden Einzelnen. Genau das, was es nun in Bochum brauche, so Zöching, der seit zehn Jahren als Führungscoach mit Stöger zusammenarbeitet. Seit Montagabend ist aber klar: Stöger wird es nicht.

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    Nun könnte es sein, dass Kuntz wieder in den Fokus rückt. Er könne sich grundsätzlich wohl ein Engagement in Bochum vorstellen - aber nur kurzfristig. Langfristig will er nach Informationen dieser Redaktion wieder eine Nationalmannschaft betreuen. Er wäre die Lösung mit Stallgeruch beim VfL Bochum, war als Spieler und Sportdirektor bereits beim VfL unter Vertrag.