Bochum. Der Antrag ist gestellt. Der VfL Bochum meldet ein zweites Team. Verbandsfußballausschuss tagt in dieser Woche.

Der Antrag ist gestellt. Der VfL Bochum hat dem Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen mitgeteilt, zur kommenden Saison wieder eine zweite Mannschaft an den Start bringen zu wollen. Laut Verbandspräsident Manfred Schnieders wird das Präsidium dem Antrag wohl zustimmen.

In der kommenden Saison wird wieder eine zweite Mannschaft des VfL Bochum am Spielbetrieb teilnehmen. Die Spielklasse scheint dann aber doch noch nicht festzustehen. Die Verantwortlichen des VfL Bochum waren bisher davon ausgegangen, dass es die Westfalenliga wird. Nun könnte es aber wohl auch die Oberliga werden.

Verbandsspielausschuss bereitet Entscheidung vor

Zumindest wird beim Verband noch darüber diskutiert, in welche Klasse der VfL Bochum II eingruppiert werden soll. Vor der Präsidiumssitzung, die endgültig entscheiden würde, in welcher Liga das Team starten wird, wird es in dieser Woche noch eine Sitzung des Verbandsspielausschusses geben. Der wird eine Entscheidung vorbereiten. Dem Vernehmen nach, könnten da auch Argumente zum Tragen kommen, dass es Sinn machen würde und den Statuten entspräche, das Team in die Oberliga einzugruppieren.

Beim VfL Bochum würden sich die Verantwortlichen nicht dagegen wehren. Erklärtes Ziel als Spielklasse ist die Oberliga. Wenn das Team nicht erst aus der Westfalenliga aufsteigen müsste, hätte der VfL Bochum etwas Zeit gewonnen und könnte auch bei der möglichen Verpflichtung von Spielern anders argumentieren.

Zweite Mannschaft als weitere Ausbildungsstufe

Unabhängig davon ist der VfL Bochum bei den Planungen für das wieder neue zweite Team schon weit fortgeschritten.

Der Bundesligist sieht die zweite Mannschaft als weitere Ausbildungsstufe. Bei der WM 2022 waren vier Spieler im DFB-Kader, die beim VfL Bochum ausgebildet worden sind, so viele wie von keinem anderen Verein: Ilkay Gündogan, Leon Goretzka, Lukas Klostermann, Armel Bella Kotchap. Patrick Fabian, Geschäftsführer Sport beim VfL Bochum sagt daher: „Also könnten wir selbstbewusst fragen: Wer soll denn ausbilden, wenn nicht wir? Wir wissen aber auch: Wir müssen immer adaptieren, müssen uns weiterentwickeln, müssen das Talentwerk ausbauen und verbessern.“

Wie ist der aktuelle Stand bei einem möglichen Antrag auf Wiedereingliederung der zweiten Mannschaft in den Spielbetrieb aus Sicht des VfL Bochum?

Fabian: Unser Wille ist, demnächst im Zuge der Maßnahmen zur Anpassung unserer Prozesse und Strukturen im Talentwerk eine Nachwuchsmannschaft unterhalb des Lizenzspielerkaders zu etablieren. Dazu wollen wir eine U21 melden, die am offiziellen Spielbetrieb teilnimmt. Das aktuelle Perspektivteam absolviert ja „nur“ Freundschaftsspiele. Es stehen allerdings noch Gespräche aus. Mit dem Verband, aber auch intern.

FLVW-Präsidium entscheidet am Anfang März

Anfang März wird der Verband eine Präsidiumssitzung haben, wo das weitere Vorgehen besprochen wird. Wir sind optimistisch, dass sich das Präsidium für eine Wiedereingliederung unserer Zweiten Mannschaft in den Ligabetrieb aussprechen wird, Stand jetzt in der Westfalenliga. Und wir arbeiten mit Hochdruck daran, diese Möglichkeit wahrnehmen zu können.

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Heiko Butscher, Sportlicher Leiter des Talentwerkes: Es gibt viel Organisatorisches, was zu beachten ist, schließlich wäre es eine komplette Mannschaft mehr im Nachwuchsleistungszentrum, die wir dann besetzen müssen. Deshalb arbeiten wir bereits im Hintergrund daran und bereiten alles vor. Die neue Mannschaft braucht Trainings- und Spielmöglichkeiten.

Wer soll in der Mannschaft spielen? Wer ist als Trainer und Betreuer angedacht? Wo und wann soll die U21 trainieren und spielen?

Fabian: Das Ziel muss sein, die Positionen innerhalb dieser Mannschaft größtenteils durch Spieler aus den eigenen Reihen zu besetzen. Es ist aber nicht per se ausgeschlossen, dass auch jemand von außerhalb dazu kommt. Wir reden dann über eine ganzheitliche Kaderplanung. Wenn wir wissen, dass wir Talente auf bestimmten Positionen bereits im Verein haben, dann gilt es abzuwägen, ob ein externer Spieler zwingend notwendig ist.

Auch von außerhalb können Spieler dazustoßen

Wir fördern unsere jungen Spieler. Was aber nicht ausschließt, dass wir Chancen, die sich uns eröffnen, nicht auch wahrnehmen. So wie bei Agon Elezi, einem nordmazedonischen A-Nationalspieler mit guter Perspektive. Dass zu unserer U19 oder der U21 punktuell auch Spieler von außerhalb dazustoßen können, ist auch klar. Wichtig ist, dass die Spieler vernünftig betreut, trainiert und gefördert werden.

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Butscher: Wie das Trainer- und Betreuerteam aufgestellt sein wird, werden wir zu gegebener Zeit festlegen und kommunizieren. Zudem werden wir prüfen, ob und wo sich Synergieeffekte im Talentwerk ergeben. Wichtig ist, was wir wollen. Wenn wir alle der Meinung sind, dass wir eine U21 benötigen, um die Spieler besser zu machen, um die Spieler auch hier zu halten und die Spielertypen zu bekommen, die wir uns wünschen, dann ist sie sinnvoll.

VfL will „Spieler Bochumer Prägung“ haben

Aber mit ganz klaren Leitplanken und Rahmenbedingungen. Es sollte auch ein Statement für die Stadt Bochum sein, welche Spieler wir holen. Unser Ansatz ist der, dass wir als Fußballkreis Bochum wieder stark werden. Wir haben einen Bundesligisten, der strahlt, das sollte Signalwirkung für die Bochumer Vereine haben. „Spieler Bochumer Prägung“ im wörtlichen Sinn, die aus Bochumer Klubs ins Talentwerk wechseln.

VfL will Talente finden, die sonst keiner auf dem Schirm hat

Wir haben jüngst eine Kooperation mit dem TuS Hordel gestartet. Ich davon überzeugt, dass wir auf unserem Stadtgebiet, aber auch in einem relativ überschaubaren Umkreis genug Talente haben. Wir versuchen die Talente hier zu finden, die sonst keiner auf dem Schirm hat, die Bock haben, diesen Weg mitzugehen. Denn die vergangenen Jahre haben gezeigt: Die Spieler, die es bei uns gepackt haben, kommen alle von hier.

Heiko Butscher ist Sportlicher Leiter des Talentwerkes beim VfL Bochum und Trainer der U19.
Heiko Butscher ist Sportlicher Leiter des Talentwerkes beim VfL Bochum und Trainer der U19. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Fabian: Natürlich wird uns eine U21 vor Herausforderungen stellen. Gerade, was die Infrastruktur anbelangt. Wir reden über Platzbelegung, Spielstätten. Zeitgleich treiben wir die Professionalisierung im VfL-Frauenfußball voran. Wir müssen das alles unter einen Hut bringen. Aber wir bekommen es hin. Und das mit einer großen Freude, alle haben richtig Bock. Sowohl im Talentwerk als auch bei den Frauen und Mädchen. Das ist eine gute Dynamik drin. Wenn wir diesen Schwung mitnehmen, können wir als Verein profitieren.

Was ist die Idee des VfL Bochum bei der neuen zweiten Mannschaft?

Fabian: Es wird eine weitere Ausbildungsstufe sein. Das Team soll nicht das Auffangbecken für die Profis sein. Es soll eine weitere Ausbildungsstufe hin zum Profitum sein. Wir werden eine frühe Altersbeschränkung setzen, maximal drei oder vier Spieler hinzunehmen, die darüber liegen. Wie alt die sind, wird man dann sehen.

Butscher: Der Fußball im Herrenbereich ist ein komplett anderer Fußball ist als im Jugendbereich. Die Jungs brauchen Körperlichkeit in den Zweikämpfen, brauchen Erwachsenenfußball. Wir haben mit unserem Perspektivteam Spiele gegen Ober- oder Westfalenligisten gemacht, da mussten die Jungs richtig ackern. Wir bieten den zukünftigen Perspektivspielern aber optimale Rahmenbedingungen im Sinne der Ausbildung, unabhängig von der Liga.

Mehr Spielpraxis durch Teilnahme am normalen Spielbetrieb

Durch den normalen Spielbetrieb bekommen sie deutlich mehr Spielpraxis, als wenn sie ab und zu bei den Testspielen der Profis mitmachen. Das bringt viel mehr, als wenn wir irgendwann vielleicht in der Regionalliga spielen und wir den Kader mit Spielern von außerhalb verstärken müssten. Für mich ist eine U21, so wie wir sie an den Start bringen wollen, für die Jungs aus dem Talentwerk wie ein Sechser im Lotto. Wir wollen es mit unserem Personal machen, das eine VfL-DNA hat.

Wie hoch soll das Budget sein? Wie soll die Zusammenarbeit mit Profis und Talentwerk aussehen?

Fabian:Wenn die Jungs aus der U19 herauskommen, sind sie dann auch meist mit der Schule fertig. Sie können dann auch am Vormittag trainieren. Wir wollen auch das Budget überschaubar halten. Wir sind ganz klar auf Ausbildung getrimmt. Die Mannschaft ist zwar organisatorisch im Talentwerk verankert, allerdings betrachten wir die U19, die U21 und die Profis gemeinschaftlich.

VfL Bochum plant mit schmaleren Kadern

Geplant wären demzufolge schmalere Kader, sodass wir bei Bedarf Spieler in die U21 hochziehen könnten oder sie bei den Profis rausnehmen und ihnen die Wettkampfpraxis in der U21 ermöglichen. Wir wollen bei Bewertung der Spieler deutlich individueller sein und wollen die Ausbildung mehr in den Vordergrund rücken. Da muss der Geist bei allen gleich sein.

U21 als Zwischenschritt zu den Profis

Wir wollen die Teams als ein Produkt sehen, dass der Ausbildung der Toptalente dient und die Durchlässigkeit erhöhen. Wir betreiben das Talentwerk, um Spieler zu den Profis zu bringen. Mit einer U21 hätten unsere Spieler eine größere Sicherheit, sich entwickeln zu dürfen und zu können. Der Schritt von der U19 zu den Profis ist groß. Da könnte ein Zwischenschritt helfen.

Butscher: Wir wollen unsere Talente auf den Profifußball vorbereiten und sie in unseren Lizenzspielerkader bringen. Also wollen wir versuchen, auf jeder Position Alternativen zu schaffen. Das ist ein Prozess über mehrere Jahre. Wenn klar ist, dass bei den Profis eine Position frei wird, sollen sich die jungen Spieler, die das Anforderungsprofil erfüllen, genau auf und für diese Positionen vorbereiten.