Bochum. Der VfL Bochum lässt bei Borussia Mönchengladbach wichtige Punkte liegen - und verliert Torhüter Riemann. Spätfolgen sind möglich.
Es war der 7. Oktober 2023, der siebte Spieltag der laufenden Bundesliga-Saison. Beim 0:0 des VfL Bochum bei RB Leipzig avancierte Torhüter Manuel Riemannzum Helden, er hielt zwei Elfmeter und trug maßgeblich dazu bei, dass dieses Spiel ein Wendepunkt in dieser Spielzeit für die Mannschaft von Thomas Letsch darstellen sollte. Sky-Experte Dietmar Hamann brachte ihn im Nachgang sogar für den deutschen EM-Kader ins Gespräch. An diesem Wochenende, gut fünf Monate später, stellt sich die Situation anders dar: Der 35 Jahre alte Riemann kassierte bei der derben 2:5-Pleite bei Borussia Mönchengladbachseine fünfte Gelbe Karte und fehlt im Rückspiel gegen Leipzig gesperrt. Ein Bärendienst für seine Mannschaft - und nicht der einzige Aussetzer.
Riemann erwischte in Mönchengladbach, seiner privaten Heimat, anders als so häufig in dieser Saison einen schwachen Tag. Zwar rettete er nach sechs Minuten noch gegen Gladbachs Jordan, warf sich in der zweiten Halbzeit aber einen Kopfball des Stürmers selbst ins Tor zum zwischenzeitlichen 1:4. Auch ansonsten wirkte er nicht immer sicher und fiel eher durch Meckereien und wildes Gestikulieren Abseits des Balls auf. So wie in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit, als ein hartes Einsteigen von Florian Neuhaus gegen Kevin Stöger zur Rudelbildung führte. In dieser mischte auch Bochums Keeper mit - in der gegnerischen Hälfte - und sah dafür die Gelbe Karte. Wieder einmal wegen Meckerns. Er ist der erst siebte Torhüter, der mit einer Gelbsperre fehlen wird, und der erste seit René Adler in der Saison 2012/2013.
VfL Bochum: Riemann fehlt gegen Leipzig gesperrt
Eine unrühmliche Statistik, die auch Trainer Letsch nachdenklich zurücklassen wird. „Jede Gelbe Karte, die nicht aufgrund eines Zweikampfs, sondern wegen Meckerns gegeben wird, ist eine unnötige“, sagte er diplomatisch. Dass er sich am 24. Spieltag Gedanken darüber machen muss, ob nun Andreas Luthe oder Niclas Thiede gegen Leipzig am Samstag (15.30 Uhr, Sky) auf dem Platz stehen werden, dürfte ihn verärgern. Zumal Riemanns Verhalten auch den Mitspielern gegenüber nicht immer auf Gegenliebe stoßen dürfte. Was in den vergangenen Monaten oft hingenommen wurde, sorgte gegen Gladbach, als der VfL Bochum durch ein Eigentor von Cristian Gamboa (28. Minute) und einen umstrittenen Elfmeter durch Julian Weigl nach 35 Minuten zurücklag, für Irritationen. Riemann gestikulierte wild in Richtung Bank. Forderte offenbar von Letsch eine Umstellung, gar eine Auswechslung. Wenngleich alle Beteiligten den Vorfall nicht überbewertet wissen wollten.
Es ist bekannt, dass Riemann während einer Saison und auch während der Spiele zwischen Genie und Wahnsinn pendelt. Die Gladbach-Partie war ein Ausreißer nach unten und könnte für den VfL Bochum Spätfolgen haben. Anstatt sich mit einem Sieg wohl aus dem Abstiegskampf zu verabschieden, werden die nächsten Wochen zur Zitterpartie. Noch beträgt der Vorsprung auf den Relegationsrang acht Punkte, auf einen direkten Abstiegsplatz zehn. Vor diesem Hintergrund ist die Stimmung rund um die Castroper Straße noch gut - sie könnte aber kippen. Denn mit Leipzig, wenn ein Ersatzkeeper gegen die starke RB-Offensive die Kohlen aus dem Feuer holen muss, und dem SC Freiburg kommen in den nächsten zwei Wochen starke Gegner ins Ruhrstadion, bevor Bochum gegen drei direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt spielt. Erst geht es nach Mainz, dann kommt Darmstadt 98, bevor Anfang April das Auswärtsspiel beim 1. FC Köln ansteht. Der Druck auf die Mannschaft steigt.
VfL Bochum: Lettau fordert fokussierte Mannschaft
Entsprechend enttäuscht waren die Verantwortlichen nach der schwächsten Bochumer Auswärtsleistung seit dem 0:7-Debakel beim FC Bayern in der Hinrunde. „Das war absolut nicht so, wie wir es uns vorgestellt haben“, sagte Bochums Sportdirektor Marc Lettau nach einer Partie, nach der auch wieder einmal über den Schiedsrichter diskutiert wurde. „Wir müssen von Woche zu Woche fokussiert sein. Man muss in jedem Spiel ans Limit kommen“, so der 38-Jährige. Der VfL Bochum konnte sein aggressives Pressing gegen Gladbach nie lückenlos aufziehen, die schnellen Gladbacher schafften es immer wieder durchzubrechen. Vor allem in der zweiten Halbzeit, in der die Bochumer allerdings aufmachten und fast nur noch Offensivspieler auf dem Platz stehen hatten. Die Treffer von Philipp Hofmann, der sein erstes Tor seit April 2023 erzielte, und Keven Schlotterbeck waren nur Randerscheinungen an diesem enttäuschenden Nachmittag, der aus Sicht der Bochumer nicht zum Spiegelbild der kommenden Wochen werden soll.