Bochum/Köln. Dominique Heintz kehrt mit Köln ins Ruhrstadion zurück. Vor dem Duell bei seinem Ex-Klub VfL Bochum spricht er über Krise, Fans und Asano.
Dominique Heintz pflegt noch etliche Kontakte zu Spielern, Trainern, Verantwortlichen des VfL Bochum. „Gutes Timing“ schrieb ihm nun einer seiner Ex-Kollegen, den Namen will er nicht verraten. Aufgeräumt, unaufgeregt wirkt der 30-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion vor seiner Rückkehr ins Vonovia-Ruhrstadion mit dem 1. FC Köln am Samstag (18.30 Uhr/Sky) – und voller Vorfreude.
Gutes Timing? Erstmals in dieser Saison stand der Neuzugang der Kölner, der kurz vor Transferschluss von Union Berlin zu den Domstädtern wechselte und einen Vertrag für diese Saison erhielt, in der Startelf nach zuvor nur ein paar Minuten Spielzeit gegen Hoffenheim. Nach dem 0:6 in Leipzig setzte Trainer Steffen Baumgart die bisherige Stammkraft Leart Paquarada auf die Bank, Heintz übernahm dessen Posten als linker Außenverteidiger im 4-2-3-1-System. Auch beim VfL spielte der gelernte Innenverteidiger in der vergangenen Saison meist auf der defensiven Außenbahn.
Startelf-Debüt für Heintz beim Kölner 1:1 gegen Augsburg
Der Routinier mit der Erfahrung von 201 Bundesliga-Spielen zeigte beim 1:1 gegen Augsburg eine ordentliche Leistung. „Es ist immer schön zu spielen, aber darauf werde ich mich nicht ausruhen, sondern weiter Gas geben. Ich habe jetzt nur Bochum im Kopf“, sagt er.
Bochum. Die Wahlheimat der Familie Heintz in der vergangenen Saison, als der VfL ihn ausgeliehen hatte von Union Berlin. „Ich hatte in Bochum mit meiner Familie eine schöne Zeit. Ich freue mich, viele wiederzusehen am Samstag, auf das Stadion, auf die Fans. Ich denke, sie werden mir einen positiven Empfang bereiten.“ Die Bochumer Anhängerinnen und Anhänger, sagt Heintz, würden das Team immer nach vorne peitschen. „Beide Vereine haben super Fans. Die werden am Samstag richtig Stimmung machen, das wird dann ein richtig geiles Flutlichtspiel.“
Heintz bleibt ruhig im Abstiegskampf – in Bochum wie in Köln
Heintz merkt man nicht an, dass der FC in der Krise steckt mit erst fünf Punkten aus zehn Partien, Köln kommt ja als Schlusslicht ins Revier. Heintz merkte man auch in Bochum nie an, dass der VfL bis zuletzt um den Klassenerhalt kämpfte, zwischenzeitlich so gut wie abgeschrieben war. Heintz blieb immer bei sich. Ehrgeizig, entschlossen, konzentriert, aber auch mit der nötigen Gelassenheit.
Heintz kam in der Vorsaison auch wegen einiger Verletzungsprobleme zwar nur auf elf Einsätze für den VfL. Aber als es darauf ankam, war er da, spielte mit einer Coolness und Abgezocktheit, die Bochum mit zur Rettung verhalf. In Köln, ausgerechnet in Köln etwa, als er nach vier Niederlagen in Folge nach der Pause für Danilo Soares eingewechselt wurde.
Unvergessen: Einsatz in Köln, 2:0-Sieg, zum zweiten Mal Vater
Es war sein erster Ligaeinsatz nach über vier Monaten, der VfL gewann am Freitagabend des 10. März mit 2:0. Unvergessen: Seine hochschwangere Frau plädierte dafür, dass er zum Spiel nach Köln mitreisen sollte, um dem Team zu helfen – und am Wochenende nach dem Sieg wurde Heintz zum zweiten Mal Vater. Lilly (3) hat seitdem einen kleinen Bruder namens Finn, geboren in Witten. Gutes Timing, darf man hier wohl auch sagen. Auch deshalb, sagt Heintz, werde er Bochum und Umgebung immer in bester Erinnerung haben.
Auch interessant
Und rein sportlich vor allem wegen des Saisonfinales, gekrönt mit dem Klassenerhalt samt Party im Bermudadreieck. Gegen Augsburg (3:2), bei Hertha BSC (1:1), gegen Leverkusen (3:0) erhielt er den Vorzug vor Danilo Soares. Ein Volltreffer. „Ich habe in der vergangenen Saison immer alles gegeben für den VfL, am Schluss waren wir dann sogar sehr erfolgreich“, sagt Heintz. „Der Klassenerhalt war ein gemeinsamer Erfolg der Mannschaft, der Fans, des gesamten Vereins. Und es war schön für mich, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte.“
Heintz erwartet in Bochum einen „richtigen Fight“
Jetzt aber spielt er wieder für Köln, bei dem Klub, bei dem er zum gestandenen Bundesliga-Profi aufstieg von 2015 bis 2018 nach seinem Wechsel vom Zweitligisten Kaiserslautern in die Domstadt. In der Stadt, in der er sich wohl fühlt mit seiner Familie wie zuvor in Bochum auch, betont Heintz. Beide Klubs seien familiär geprägt.
Heintz zeichnete stets aus, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen, sich nie hängen zu lassen - und auch in schwerer Lage ruhig zu bleiben, auf und neben dem Platz. Auch jetzt gibt es ja viele Gründe zur Sorge beim FC. Fünf Punkte holte Köln erst, ist Schlusslicht der Liga, Heintz rechnet mit einem langen Abstiegskampf. „Es ist sehr eng in der Tabelle, es sind erst zehn Spiele absolviert. Aber ich gucke nicht so sehr auf die Tabelle. Jeder Punkt ist wichtig, wir wollen in Bochum drei holen“, sagt Heintz. Dann würde der FC am VfL vorbeiziehen. Entscheidend dafür sei es, „die Basics abzurufen, dagegen zu halten. Ich erwarte einen richtigen Fight.“
Gegen Augsburg reichte es für den FC trotz klarer Dominanz und vieler Chancen nur zu einem 1:1, der einzige Saisonsieg gelang gegen Mönchengladbach (3:1). Auswärts gab es vier Niederlagen und ein Remis in Frankfurt (1:1). Insgesamt habe man bisher „zu viele einfache Gegentore“ kassiert, sagt Heintz, und vorne „belohnen wir uns nicht. Wenn man aber sieht, welchen Aufwand wir betreiben auf dem Platz, als Mannschaft beisammen bleiben, stimmt mich das positiv. Wir müssen das Quäntchen Glück wieder auf unsere Seite ziehen, das geht nur über harte Arbeit.“
Heintz stellt sich auf Asano ein: „Ich weiß ja, welche Bewegung er gut macht“
Bochum habe den Heimvorteil – und beide Teams hätten „viel Qualität, auch wenn die Tabelle das derzeit nicht aussagt“. Bei Bochum glänzte zuletzt Takuma Asano, der als rechter Flügelstürmer auf Heintz zusprinten könnte. „Taku ist ein Topspieler. Ich kenne ihn ja und weiß, welche Bewegung er gut macht, stelle mich auf ihn aber ein wie immer auf meine Gegenspieler.“ Hilft er auch FC-Coach Baumgart als VfL-Experte? „Das Trainerteam arbeitet hochprofessionell und wird auch ohne mich bestens vorbereitet sein. Aber vielleicht kann ich noch ein, zwei Hinweise geben.“
Wer absteigt, wird naturgemäß am elften Spieltag nicht entschieden. Geht es nach Heintz, halten beide Teams die Klasse. Heintz: „Das Wichtigste ist für mich, dass wir mit Köln die Klasse halten. Aber wenn ich dann noch einen Wunsch frei hätte, dann stehen am Ende Köln und Bochum über dem Strich.“