Bochum. Gegen Mainz fehlten den VfL Bochum Sekunden zum Sieg, gegen Darmstadt drohen Ausfälle in der Defensive. Auch Darmstadt hat Abwehrprobleme.

Nicht nur für die Trainer der beiden Bundesligisten VfL Bochum und FSV Mainz 05 wurde der Freitagabend richtig lang. VfL-Trainer Thomas Letsch beantwortet noch bis kurz vor Mitternacht Fragen der Journalisten zum 2:2. Für Bo Svensson stand die Rückfahrt nach Mainz an. Und im Bauch des Ruhrstadions wartete auch VfL-Verteidiger Danilo Soares darauf, nach Hause zu kommen. Ihn hatte Letsch gegen Mainz eine neue Rolle zugedacht. Oder wie es Soares selbst sagte: „Der Trainer hatte da eine Idee.“

Der Trainer hatte nicht nur eine. Völlig überraschend brachte er weder Goncalo Paciencia noch Philipp Hofmann von Beginn an. Er brachte Moritz Broschinski. „Er hat von unseren zentralen Stürmern das höchste Tempo“, sagte Letsch. „Dazu hat er sich in der Zeit, in der er auch schon mal nicht einmal im Kader war, nie hängen lassen. Er hat es gut gemacht und sich ja auch fast mit einem Tor belohnt.“

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Auch mit Soares war Letsch zufrieden. Seine Idee bei ihm sah vor, dass sich Soares bei Bochumer Ballbesitz auf den Weg ins zentrale Mittelfeld machte und so für Überzahl sorgte. Er war dort entweder einzige oder eine weitere Anspielstation. Mit den Änderungen beim Personal und bei der Taktik zeigte Letsch, dass er es durchaus schafft, das Spiel seiner Mannschaft weiterzuentwickeln. Er schaffte zudem genau das, was er gegen Mainz wollte.

Danilo Soares (l.) hatte im Spiel des VfL Bochum gegen den FSV Mainz 05 eine besondere Aufgabe. Er erfüllte sie gut.
Danilo Soares (l.) hatte im Spiel des VfL Bochum gegen den FSV Mainz 05 eine besondere Aufgabe. Er erfüllte sie gut. © Getty Images | Christof Koepsel

Das gab auch Svensson unumwunden zu. „Mit Broschinski haben wir nicht gerechnet. Wir hatten uns auf Hofmann oder Paciencia und viele hohe Bälle eingestellt.“ Einer der Folgen aus dem veränderten Spiel war, dass die Mainzer nicht ins Spiel fanden.

FSV Mainz 05 kommt mit der Taktik des VfL Bochum nicht klar

„In der ersten Halbzeit waren wir weit, weit weg von irgendetwas, was wir uns vorgenommen haben“, sagte Svensson. „Bochum war aggressiver und taktisch besser. Sie haben aber nur ein Tor gemacht, damit waren wir gut bedient. Es ist schwierig zu erklären, damit können wir überhaupt nicht zufrieden sein.“

Mit der zweiten Hälfte, zu der er einige Umstellungen vornahm, war er dann einverstanden. „Da war das Spiel ausgeglichen. Bochum hatte ein paar Chancen, wir hatten ein paar Chancen. Damit kann ich leben. So hätten wir über 90 Minuten spielen müssen, aber die ersten 45 Minuten müssen uns nachdenklich machen.“

+++ VfL Bochum: Schlotterbeck wie ein Leader, Broschinski unglücklich - Note 4 +++

Von Freude über den Ausgleich in letzter Minute war auch bei Martin Schmidt wenig zu merken. Im noch immer anhaltenden Ärger über eine „schreckliche erste Halbzeit“ nahm sich der Sportdirektor mit deutlichen Worten die FSV-Profis zur Brust. Coach Svensson bezog er jedoch ausdrücklich nicht mit in seine Schelte ein. „Die Trainerfrage stellt sich bei uns nicht. Da ist die Position genau dieselbe wie vor zwei, drei oder vier Wochen. Hundertprozentige Rückendeckung, hundertprozentiges Vertrauen in Bo.“

Die Schuld für die anhaltende Misere sah Schmidt allein bei den Profis. „Der Ausgleich übertüncht ein wenig die Leistung. Obwohl noch das Tor gefallen ist, bringt es nichts, wenn wir das Spiel schönreden. Jeder im Team muss sich hinterfragen, ob das die Leistung ist, die wir auf dem Platz bringen wollen.“

VfL Bochum muss gegen Darmstadt in der Abwehr umplanen

Er verspürte wenig Lust auf Schönfärberei und auf branchenübliche Floskeln von einer intakten Moral: „Wir stehen zusammen. Aber zusammenstehen heißt nicht, dass wir es gemütlich haben wollen. Zusammenstehen heißt, dass wir eine Wagenburg bilden müssen. Der Verein schenkt der Mannschaft Ruhe. Aber sie muss die Spiele angehen, wie es im Abstiegskampf nötig ist.“

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Bei Thomas Letsch überwog nach dem Ausgleich in der Nachspielzeit natürlich die Enttäuschung. „Die ersten 30 bis 35 Minuten waren gut. Wir haben gegen den Ball nichts zugelassen und mit 1:0 geführt. Wir müssen uns vorwerfen lassen, dass wir kein zweites Tor gemacht haben. In der zweiten Halbzeit hat Mainz die Struktur verändert und wir haben die Kontrolle mit Ball verloren. Wir haben unterm Strich aber auch da nichts zugelassen. Umso ärgerlicher ist es, dass wir mit dem abgefälschten Schuss das 2:2 bekommen haben. Das ist Fußball. Es ist schwierig zu erklären. Wir waren heute sehr nah an den drei Punkten dran. Jetzt müssen wir mit dem einen Punkt leben.“

Leben muss Letsch auch damit, dass er gegen den SV Darmstadt am kommenden Freitag die Abwehr wird umbauen müssen. Gleich drei Innenverteidiger sind nach dem Mainz-Spiel angeschlagen. Ausfallen wird in jedem Fall Ivan Ordets. Er musste nach 33 Minuten runter, hatte Probleme am hinteren Oberschenkel.

Auch Darmstadt mit Abwehrproblemen vor dem Spiel gegen den VfL Bochum

Die hatte auch Keven Schlotterbeck. Der vom SC Freiburg ausgeliehene Innenverteidiger hatte bei den ersten drei Toren seine Aktien drin. Vor dem 1:0 wurde er im Strafraum gefoult, Kevin Stöger verwandelte zum 1:0. Das 1:1 machte Schlotterbeck als ungewolltes Eigentor, als er im Strafraum angeschossen wurde. Das 2:1 erzielte er mit einem Kopfball nach Stöger-Ecke. Beim 2:2 war er nicht mehr auf dem Platz.

Erhan Masovic, der früh für Ordets gekommen war, hatte nach der Partie einen stark geschwollenen Arm, nachdem er bei einem Zweikampf drauf gefallen war. Er könnte der zweite Ausfall in der Innenverteidigung sein. So könnten die Bochumer Innenverteidiger gegen Darmstadt auch Schlotterbeck, Bernardo und Noah Loosli heißen.

Darmstadt 98 vor Spiel gegen VfL Bochum mit zwei Roten Karten

Allerdings haben auch die Darmstädter in der Innenverteidigung Probleme. Beim 0:8 gegen den FC Bayern München sahen gleich zwei Innenverteidiger die Rote Karte. Gegen den VfL Bochum werden in jedem Fall Maglica und Gjasula nicht zur Verfügung stehen.