Bochum. Der VfL Bochum hat noch nicht gewonnen. Nun geht es gegen Mainz. Kolumnist Michael Eckardt erklärt, wie es mit dem ersten Dreier klappen kann.

Der sehr verständliche Ärger über die folgenschweren Fehlentscheidungen von Schiedsrichter Tobias Reichel in Freiburg mag beim VfL Bochum noch nicht ganz verraucht sein, der Fokus von Trainer, Mannschaft und Funktionsteam richtete sich aber gottlob schnell wieder auf die Zukunft und damit vor allem auf die Dinge, die man selbst in der Hand hat. Im Mittelpunkt der Betrachtungen steht dabei vor dem Kellerduell mit Mainz 05 auf Bochumer Seite mit einiger Berechtigung das Wort Intensität.

„Es wird Intensität pur am Freitagabend, darauf freuen wir uns“, sagte beispielsweise VfL-Trainer Thomas Letsch. Mainz „müssen wir Intensität entgegensetzen“, forderte Sportdirektor Marc Lettau im Hinblick auf das richtungweisende Treffen mit dem Tabellen-Schlusslicht. Letsch und Lettau schauen mit ihrer Wortwahl nicht nur auf die kompakte und kompromisslose Spielweise zurück, die dem VfL letztlich zweimal den Klassenerhalt beschert hat, sondern auch indirekt auf das, was der Mannschaft in dieser Saison hin und wieder zu fehlen scheint.

In Freiburg war es nach gutem Start, gekrönt von Paciencias Führungstreffer, rund eine halbe Stunde, in der die Gäste sich damit begnügten zu reagieren. Man lief jetzt nur noch mit, nicht wirklich druckvoll an, alles mit gebremstem Schaum und sozusagen als freundliche Begleitung. Von Intensität keine Spur. Damit ermöglichten die Bochumer den Hausherren einen Spielfluss, den sie zuvor vergeblich angestrebt hatten.

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Kurz gesagt: Der VfL ließ es zu, dass sich die Freiburger nun relativ locker bis in den Bochumer Strafraum durchkombinieren durften. Man stand tief, bewegte sich in der Regel zu spät, und der zweite Ball gehörte grundsätzlich dem Sportclub. So wartet man geradezu auf das Gegentor. Das dann auch prompt folgte, begünstigt nicht nur von der passiven Haltung der kompletten Mannschaft, sondern auch von nicht wenigen individuellen Fehlern.

Der VfL Bochum hat ein massives Problem auf den Außenpositionen

Dass der VfL auch ein massives Problem auf den Außenpositionen hat, war in Freiburg nicht mehr zu übersehen. Witteck und Passlack, die beiden Neuen, hieven die Mannschaft offensichtlich nicht auf ein anderes, höheres Niveau, während die Zeit von Soares und Gamboa abgelaufen zu sein scheint.

Soares, jahrelang ein äußerst cleverer und verlässlicher Fighter, ist im Zweikampf längst keine Bank mehr, und Gamboa, der einst unermüdliche Mann aus Costa Rica, der beim Ausgleichstreffer nichts unternahm, um Grifo daran zu hindern eine seiner präzisen Flanken zu schlagen, läuft zunehmend hinterher. Aber beide werden noch gebraucht.

Eine schwierige Aufgabe für Thomas Letsch. Vor den Wochen der „Wahrheit“ mit den wichtigen Partien gegen Mainz, Darmstadt, Köln und Heidenheim muss er seine Spieler – auch die lahmende Offensive - stark reden und sie zusammenschweißen.

So kompakt und unnachgiebig in den Zweikämpfen wie in den Spielen gegen den BVB und Frankfurt muss der VfL auftreten, sonst wird der Kampf um den Klassenerhalt ein aussichtsloses Unterfangen. Dass der Mannschaft erneut, wie in der Vorsaison, nach dem 13. Spieltag und damit ziemlich spät mit drei Siegen in Folge der Anschluss an die Konkurrenz gelingen wird, sollte man eher nicht erwarten. Jetzt muss dreifach gepunktet werden – mit höchster Intensität und Fokussierung.