Bochum. Der VfL Bochum wird in der ersten Halbzeit von Borussia Mönchengladbach überrollt. Das Defensivverhalten reicht aktuell nicht für die Bundesliga.
Ehe Anthony Losilla in den Katakomben des Ruhrstadions zu seiner Analyse ansetzte, blickte er noch einmal enttäuscht nach oben ins Leere. Die Augen des Franzosen sprachen schon Bände, doch dann fand der Kapitän des VfL Bochum auch noch klare Worte für den Auftritt seiner Mannschaft. „Eine bodenlose erste Halbzeit“ habe sein Team geboten, sagte Losilla. „Da hat von unserer Seite nichts gepasst.“ Beim 1:3 gegen Borussia Mönchengladbach hatten die Bochumer am Samstag alle Gegentreffer in der ersten Hälfte hinnehmen müssen. Das 0:7-Debakel der Vorwoche beim FC Bayern miteingerechnet waren es zehn Gegentore in 135 Minuten. Die Mannschaft von Trainer Thomas Letsch präsentierte sich zuletzt in der Defensive völlig indisponiert.
Zweikampfschwach und lückenhaft agierten die Bochumer gegen Gladbacher, bei denen Trainer Gerardo Seoane mit den Hereinnahmen von Alassane Pléa und Florian Neuhaus in seine Startelf das richtige Händchen bewiesen hatte. Pléa beendete seine zehnmonatige Torflaute mit einem Doppelpack (37. Minute, 45.+3), nachdem Neuhaus den Führungstreffer erzielt hatte (27.). Losillas Tor zum 1:3 (68.) war für die Bochumer in dieser Partie trotz einer Steigerung in der zweiten Halbzeit zu wenig. Der VfL scheiterte in dem West-Duell mit seinen Pressing-Ansatz auf ganzer Linie. Die Gastgeber liefen vor 26.000 Fans im ausverkauften Ruhrstadion ungeschickt hoch an, agierten dann im Eins gegen Eins bei Gladbacher Ballbesitz zu langsam. Zudem unterliefen ihnen Ballverluste, die Borussia direkt bestrafte – wie vor dem 0:1 zum Beispiel, als Erhan Masovic den Ball genau in die Füße von Luca Netz passte, der direkt den Gegenangriff einleitete.
Bero fehlt dem VfL Bochum wochenlang
Zu diesem Zeitpunkt hatte Letsch bereits einen Wechsel vollzogen: Nach einem Kopfballduell mit Gladbachs Maximilian Wöber war Bochums Bernardo seinem eigenen Mitspieler aufs Bein gefallen. Mit dick bandagiertem Knie musste der Slowake das Feld verlassen, für ihn kam Christopher Antwi-Adjei ins Spiel. Bero werde „am Sonntag genauer untersucht“, sagte VfL-Sportdirektor Marc Lettau. „Wir hoffen, dass die Knieverletzung nicht so schlimm ist. Aber er wird in jedem Fall einige Wochen fehlen.“ Somit muss der VfL vorerst auf einen der Spieler verzichten, der bei den Remis gegen Dortmund (1:1), in Augsburg (2:2) und gegen Frankfurt (1:1) noch mit Zweikampfstärke und Intensität überzeugt hatte. Das fehlte den Bochumern in dem Spiel gegen Gladbach, das mit zehn Minuten Verspätung begonnen hatte, weil Borussia-Anhänger Fahnen an den Fluchttoren aufgehängt hatten.
Um 15.27 Uhr drehte die Stadionregie „Bochum“ von Herbert Grönemeyer mitten im Song deshalb plötzlich runter. Der Stadionsprecher forderte die Fans in der Gästekurve auf, ihre Zaunfahnen von den Sicherheitsausgängen zu entfernen – sonst werde Schiedsrichter Felix Brych das Spiel nicht anpfeifen. Die Mannschaften betraten den Rasen, doch eine Reaktion der Gladbach-Fans ließ weiter auf sich warten.
Die Partie begann erst, nachdem die Banner dann abgehängt worden waren, um 15.40 Uhr. Laut VfL-Angaben nach dem Spiel waren die Fohlen-Anhänger schon 90 Minuten vor der Partie gebeten worden, die Fluchtwege wieder frei zu machen. Bis zum geplanten Spielbeginn war das allerdings nicht geschehen.
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Borussen-Anhänger sorgten dann in der ersten Halbzeit für eine weitere Spielunterbrechung, weil sie Pyrotechnik zündeten. Eine Werbebande fing deshalb Feuer, Einsatzkräfte mussten löschen. Anschließend blieb die Bande, weil die Technik stark beschädigt worden war, schwarz. Diese Vorkommnisse im Ruhrstadion sollen nun aufgearbeitet werden – und dürften noch Konsequenzen nach sich ziehen.
VfL Bochum kassiert 19 Gegentore in sechs Spielen
Die Bochumer müssen nun in sportlicher Hinsicht das Spiel gegen Gladbach aufarbeiten. „Wir wollen wieder mutig sein, aber wenn man so eine erste Halbzeit spielt, wird es schwierig“, sagte Losilla. 19 Gegentreffer hat der VfL Bochum in den ersten sechs Spielen kassiert, nun müsste es für Letschs Mannschaft darum gehen, die Flut an Gegentoren zu beenden. „So kann es einfach nicht weitergehen. Wir müssen wieder stabiler werden“, forderte Losilla. Für seine Mannschaft steht nun am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) ein sehr schwieriges Spiel bei RB Leipzig an. An das letzte Duell bei den Sachsen haben die Bochumer keine guten Erinnerungen. Anfang Oktober vergangenen Jahres verloren sie dort beim Debüt von Letsch als VfL-Trainer mit 0:4. Es liegt nach den jüngsten Rückschlägen jetzt auch ihm, ein ähnliches Ergebnis diesmal zu verhindern.