München. Bei Bayern ging alles schief, letztlich nutzten dem VFL Bochum die Wechsel nichts. Letsch erklärt, warum er Loosli brachte und Losilla rausnahm.
Schon nach wenigen Minuten schickte Trainer Thomas Letsch die ersten Profis zum Warm-Up hinter dem Tor von Manuel Riemann in der Allianz Arena. Auf dem Rasen gestikulierten und diskutierten die Spieler schon in der ersten halben Stunde immer wieder mit rudernden Armen, wirkten hilflos. „Unser Ansatz“, sagte Letsch nach der 0:7-Packung beim meisterlich aufspielenden, die Räume mit Tempo und Technik nutzenden FC Bayern, „hat heute nicht so funktioniert.“
Deshalb nahm er die Schienenspieler Felix Passlack und Maxi Wittek vom Platz. „Das heißt nicht, dass die zwei verantwortlich waren. Ich wollte etwas anders machen“, betonte Letsch. Dass Passlack, der auch in den Spielen zuvor schon oft überrannt worden war, und Wittek überfordert waren gegen Davies, Coman, Sane, war freilich nicht zu übersehen.
Loosli sollte mehr Kopfballstärke ins Spiel bringen
Letsch reagierte schon nach 35 Minuten, als es dank riesiger Löcher, komplett fehlender Kompaktheit, fast nur verlorenen Zweikämpfen, schläfrigen Momenten und hoher Fehlpassquote bereits 0:3 stand. Philipp Hofmann, erstmals seit dem VfL-Letsch-Debüt gegen Leipzig vor über einem Jahr nicht in der Startelf, und Noah Loosli kamen.
Die Einwechslung des Schweizers überraschte, in der Woche zuvor zählte er gegen Frankfurt nicht einmal zum Kader, wegen Keven Schlotterbecks Verletzung war der Neuzugang ins Aufgebot gerückt. Bisher spielte er erst 10 Minuten, in Stuttgart. Danilo Soares blieb indes 90 Minuten auf der Bank.
Mit Loosli, erklärte Letsch, wollte er „einen kopfballstarken Spieler“ bringen, nachdem kurz zuvor Matthijs de Ligt nach einer Ecke das 3:0 geköpft hatte. Bereits nach 40 Sekunden hatte Eric Maxim Choupo-Moting, bei Bayern überraschend in der Startelf neben dem dreimaligen Torschützen und zweimaligen Torvorbereiter Harry Kane, den ersten Kopfball auf Bochums Besten abgefeuert, auf Torwart Riemann.
Trainer Thomas Letsch: Waren nicht eng zusammen
Aus der Dreierkette des VfL wurde eine Viererkette im 4-3-3 mit – wie so oft in der Vorsaison – Hofmann als Zielstürmer und den schnellen Außen Christopher Antwi-Adjei und Takuma Asano. Antwi-Adjei hatte Hofmann in der Startelf abgelöst, sollte mit Asano und aufrückenden Mittelfeldspielern vorne pressen, der VfL setzte auf Tempo, weniger auf lange Bälle. Es misslang, „wir waren nicht eng zusammen, dann wird es schwer“, so Letsch.
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Bayern konnte sich spielend leicht spielerisch befreien, gewann von Beginn an auch die zweiten und dritten Bälle, wie FCB-Trainer Thomas Tuchel zufrieden feststellte: „Es war nicht so einfach, wie es aussah. Die Einstellung war top“, sagte er. Letztlich konnte auch Hofmann nicht viel ausrichten gegen die Abwehrhünen des Rekordmeisters. Die Partie war da längst gelaufen.
Vorsichtsmaßnahme bei Losilla nach Gelber Karte
Anthony Losilla, neben Matus Bero noch einer der besseren Zweikämpfer in einem zweikampfschwachen VfL-Team, sah dann nach einem Foul an de Ligt, der zur Pause verletzt ausgewechselt werden musste, die Gelbe Karte. Und verpasste auch deshalb den zweiten Durchgang auf dem Rasen. Für ihn kam Cristian Gamboa. „Wir mussten einen Mittelfeldspieler rausnehmen, um mit Gambo die rechte Abwehrseite zuzumachen“, sagte Letsch. „Der Wechsel hatte rein taktische Gründe, Toto war Gelb-vorbelastet.“ Einen Platzverweis des Kapitäns vor dem wichtigen Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach wollte der Trainer nicht riskieren.
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Letsch stellte nach der Pause nun auf eine Fünferkette um mit drei Innenverteidigern (Masovic, Ordets, Loosli) und zwei Außenverteidigern (Gamboa, Bernardo). Bayern fand trotzdem immer wieder Lücken. Die Gegentore fünf und sechs allerdings entsprangen unerklärlichen Fehlpässen von Ivan Ordets und Bernardo. Von zwei Verteidigern, die bis zum Bayern-Spiel zuletzt zuverlässig waren. „Heute“, so der Trainer resigniert, „kam vieles zusammen.“ Dass Patrick Osterhage und Lukas Daschner noch kamen für die offensiv harmlosen Antwi-Adjei und Asano, spielte keine Rolle mehr.
Minus zwölf Tore: Gegen Mönchengladbach ist der Druck nun groß
So zauberten sich die Münchener an die Tabellenspitze und ließen sich vor den Fans als „Super-Bayern“ feiern. Bochums rund 3500 mitgereiste Fans ließen ihre Spieler wie seit dem Aufstieg ja schon auch nach diesem Debakel nicht hängen. Sie sangen ihre Lieder, applaudierten den gebeutelten Verlierern nach dem Schlusspfiff. Gegen Mönchengladbach, mit zwei Punkten nach dem 0:1 gegen Leipzig ebenso noch hinter dem VfL platziert wie Köln, Darmstadt und Mainz (alle 1 Punkt), erwarten sie aber mit Sicherheit einen anderen VfL.
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Trainer Letsch und Marc Lettau, der Sportdirektor, auch. Nach fünf Spielen steht Bochum mit drei Punkten noch ohne Sieg da. Und nun, wie in der Vorsaison, wieder mit einem kaum zu reparierenden Torverhältnis von minus 12, nachdem der VfL ja auch in Stuttgart unter die Räder gekommen war. „Wir werden das Spiel mit der Mannschaft analysieren“, meinte Lettau. „Unter Zugzwang setzen wir uns alle. Wir peilen zuhause gegen Gladbach natürlich den ersten Dreier an. Das ist der Anspruch von der Mannschaft, von uns allen.“