München. Wieder 0:7: Die VfL-Pleite wirft Fragen auf. Taktisch, personell. Gegen Gladbach steigt ein Schlüsselspiel, sonst droht ein unruhiger Herbst. Ein Kommentar.
Bei den Bayern lief fast alles perfekt zusammen – und bei Bochum nichts. 0:7. Kurz aufarbeiten. Dann abhaken. Und einfach weitermachen?
Natürlich. Einerseits. Es ist der fünfte Spieltag, und wenn es etwas Positives mitzunehmen gibt aus München, dann sind es einmal mehr die Mut machenden Fans. Sie standen im Oberrang-Block der Allianz Arena auch nach dem 0:5 noch auf für ihren VfL, sie schickten die gedemütigten Profis mit Anfeuerungen in den Samstagabend.
Und im Internet kursiert ja schon das Bild vom VfL, der das Hinspiel gegen die Bayern seit dem Aufstieg 2021 halt immer mit 0:7 verliert, zum dritten Mal in Folge nun – und am Ende bisher immer den Klassenerhalt feierte. Bayern, die Übermacht, da kann man halt nix machen als VfL.
Plan des VfL Bochum schlägt in München fehl
So einfach ist es nicht. Die Pleite wirft Fragen auf. Taktisch, personell. Dem VfL fehlte komplett die Kompaktheit, die Schienenspieler Felix Passlack und Maxi Wittek waren überfordert (wie fast alle anderen allerdings auch). Die Bochumer wollten mutig sein, das war der Plan, erklärten Trainer, Sportdirektor und Spieler unisono. Sie verteidigten ihn auch nach dem Debakel, zumal ein deutlich passiverer Ansatz in Stuttgart ja auch schiefgegangen war beim 0:5.
Die Bochumer suchten zu Beginn das Risiko mit hohem Anlaufen, wie zuletzt gegen Frankfurt und Dortmund daheim und auch in Augsburg größtenteils erfolgreich praktiziert. Beim FC Bayern, bei den Hochgeschwindigkeits-Topspielern der Liga aber ging das gnadenlos schief. Aus Mut, so wirkte es, wurde fataler Übermut. Warum?
Es war klar, dass ein Davies, Sane oder Coman mit ihrer technischen Klasse, ihrem irren Tempo mit Ball am Fuß jeden Einzelnen des VfL vor große Probleme stellen können, sie überspielen, ausdribbeln können. Die Bochumer kamen von Beginn an immer zu spät in den Zweikampf, rannten nur hinterher. Das kann sich Bochum in keinem System leisten.
Machtdemonstration des FC Bayern
Funktioniert der erste Zugriff nicht, ist es entscheidend, dass den Bayern nach einem ersten Tänzchen gleich ein zweiter Bochumer auf den Füßen steht. Dass der VfL mit engmaschigem Verschieben die Räume eng macht, die Bayern eben nicht ins Rollen kommen lässt. Das Pressing in vorderster Linie aber war halbherzig, nicht geschlossen, nicht mannschaftlich. Die resultierenden Löcher über den ganzen Platz luden die Tabellenführer zur Machtdemonstration ein. Ob es tiefer stehend besser geklappt hätte? Angesichts fehlender Aggressivität und Wachheit darf man das zumindest bezweifeln.
0:2 stand es nach zwölf Minuten, 0:3 nach einer halben Stunde nach einer Ecke, auch diese kollektiven Schlafmützigkeiten kamen ja hinzu. Es ging nur noch um Schadenbegrenzung. Trainer Letsch stellte um, doch auch gegen Vierer- und Fünferkette war die Lust der Bayern nicht mehr zu bremsen. Eklatante individuelle Fehler auch von bisherigen Leistungsträgern wie Ordets und Bernardo veranschaulichten die schwache Leistung des VfL in kurzen Sequenzen.
Fakt ist: Das neue System hat noch keine Stabilität gebracht. Im Gegenteil: Mit 16 Gegentoren nach fünf Partien hat Bochum sogar noch einen Treffer mehr geschluckt als nach den ersten fünf sieglosen Partien der Vorsaison. Das schmerzt noch mehr als die ja fast schon traditionelle Schmach von Bayern an sich.
Schlüsselspiel gegen Borussia Mönchengladbach
Richtig ist aber auch: In den Heimspielen gegen Dortmund und Frankfurt, auch in Augsburg überzeugte der VfL mit seinem forschen Ansatz. Letsch und sein Team müssen – und werden - daher jetzt nicht alles auf links krempeln, wenn es nicht gegen die Bayern, sondern gegen Borussia Mönchengladbach zu einem ersten Schlüsselspiel kommt. Mit drei Punkten ist Bochum angesichts der hochkarätigen Gegner nicht völlig fehlgestartet. Doch nach Gladbach folgen zwei schwere Auswärtsspiele. Erst in Leipzig, dann in Freiburg.
Bochum ist am Samstag unter Zugzwang. Sonst droht ein unruhiger Herbst.
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