Bochum. Drei Mal in Folge spielte der VfL Bochum remis und hadert mit der Ausbeute. Warum die Unentschieden trotzdem viel Mut machen: ein Kommentar.

Wer dem VfL Bochum nach dem Pokal-Aus in Bielefeld und dem 0:5 in Stuttgart in den folgenden drei Partien drei Remis vorausgesagt hätte, wäre wohl als mutiger Mensch mit viel VfL-Optimismus im Blut belächelt worden. Der VfL hat gegen Dortmund 1:1, in Augsburg 2:2 und gegen Frankfurt 1:1 gespielt – und ärgert sich sogar über „nur“ drei Punkte.

Das ist nachvollziehbar – und dennoch ist die Ausbeute mehr Segen als Fluch. Aus mehreren Gründen, die im Vergleich zur Vorsaison den Fortschritt untermauern.

Gegen Topteams wie Dortmund und Frankfurt auf Augenhöhe

Da ist die potenzielle Stärke der Heimgegner, der BVB und Frankfurt sind keine Abstiegskonkurrenten. Beiden begegnete man auf Augenhöhe, dominierte phasenweise die Partien dank des beherzten Pressings, dank viel Leidenschaft, Aggressivität in den Zweikämpfen, den Basics des VfL. 56 Prozent betrug die Zweikampfquote gegen ebenfalls fightende, hochveranlagte Frankfurter. Respekt.

Da ist die Art und Weise, wie der VfL auswärts dominierte. In Augsburg hatte Bochum rund 60 Prozent Ballbesitz! Gewiss, gerade beim FCA ließ man zwei Punkte liegen. Die eingeschlagene Richtung aber wird sich am Ende der Saison auszahlen: Bochum ist aktiv, spielt mutig. Der passive Ansatz vom Stuttgart-Auftakt, er ist Geschichte.

Ein Gewinn für den VfL Bochum: Matus Bero, der beim extremen Pressing des VfL Bochum gegen Frankfurt mit Philipp Hofmann die vorderste Reihe bildete.
Ein Gewinn für den VfL Bochum: Matus Bero, der beim extremen Pressing des VfL Bochum gegen Frankfurt mit Philipp Hofmann die vorderste Reihe bildete. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

20 bis 22 Torschüsse pro Spiel sind ein guter Wert

Der Anspruch der Fans ist gestiegen im dritten Bundesliga-Jahr, ebenso wie der Anspruch des Klubs, von den Verantwortlichen, vom Trainerteam, von den Spielern. Mit einer attraktiven Herangehensweise nimmt man alle mit, auch wenn das Ergebnis noch nicht so recht dazu passen mag. 20, 21 und 22 Torschüsse des VfL zählte die Statistik in den vergangenen drei Partien. Es gab Spiele in der Vorsaison, da konnte man die zweite Hand beim Zählen der Abschlüsse getrost in der Hosentasche lassen.

In der Vorsaison brach die Mannschaft bis zum letzten Saisonviertel oft ein, wenn sie mal zurücklag. Jetzt hat sie in Augsburg gleich zweimal und nun gegen Frankfurt Rückstände zumindest aufgeholt. Auch das: eine klar positive Tendenz.

Der Kader hat mehr Tiefe als in der Vorsaison

Weiterhin gilt dabei die Binse: Die Mannschaft ist der Star, den Gegner gemeinsam zu nerven ist oberste Maxime. Trainer Thomas Letsch kann auf allen Positionen mit Qualität nachlegen, je nach Spielstand defensiv oder wie gegen Frankfurt offensiv, mit Christopher Antwi-Adjei zum Beispiel. Gegen die Eintracht sorgten die Wechsel für eine starke Endphase. Der Kader hat mehr Tiefe als 2022/23.

Auch interessant

In der Vorsaison hatte Bochum null Punkte nach sechs Spielen. Nun sind es drei nach vier Partien - und die vermeintlich größten Abstiegskonkurrenten stehen größtenteils noch schwächer da.

Mutige Bochumer in Bayern? Es deutet viel darauf hin

Es folgen drei schwere Auswärtspartien in Bayern, Leipzig und Freiburg, dazwischen steigt das Heimspiel gegen Mönchengladbach. Es bleibt ein hartes Auftaktprogramm. In Bayern wäre schon ein Punkt eine dicke Überraschung. Und ein Spiel mit forschen Bochumern ein weiterer Schritt nach vorne.

Auch interessant

Es gibt jedenfalls viele Anzeichen, dass der VfL anders als in der Vorsaison (0:7, 0:3) auch beim Rekordmeister sein neues Gesicht zeigt – es ist ein Gesicht des Willens und Selbstvertrauens, das auf Sicht auch die nötigen Punkte bescheren wird.

Auch interessant