Bochum. Es ging zur Sache beim Training des VfL Bochum vor dem Heimspiel gegen Frankfurt. Goncalo Paciencia zeigt Torjäger-Qualitäten. Das sagt Letsch.
Als Eintracht Frankfurt in der vergangenen Saison ins Ruhrstadion kam, lag der VfL Bochum nach acht Spieltagen und einem Punkt am Tabellenende. Bochum war gefühlt bereits reif für die 2. Liga. Es kam bekanntlich anders, und das hatte viel mit der Partie gegen die Eintracht zu tun.
Im zweiten Spiel unter Trainer Thomas Letsch nach dem 0:4 in Leipzig, im ersten Heimspiel unter Thomas Letsch feierte der VfL den ersten Saisonsieg. Bochum drei. Frankfurt null. „Das“, erinnert sich Letsch gerne an den 8. Oktober 2022, „war einer der schönsten Siege bisher. Es war ein gutes Spiel von uns.“
VfL Bochum: Frankfurt war zuletzt gerne gesehen im Ruhrstadion
Philipp Hofmann, der seit April im Abschluss glücklose Stoßstürmer des VfL, köpfte nach Philipp Försters Ecke zum erlösenden 1:0 ein in Minute 71. Ein Eigentor von Ndicka und ein Traumschuss von Förster bescherten kurz vor Schluss den verdienten, allerdings zu hoch ausgefallenen Erfolg. Auch in der Saison zuvor feierte Bochum einen umjubelten 2:0-Heimsieg gegen Frankfurt, holte zudem unter Letsch im April ein wichtiges 1:1 auswärts. Einzig in der Rückrunde 2021/22 gab es eine Niederlage seit der Bundesliga-Rückkehr (1:2 in Frankfurt).
Jetzt kommt wieder die Eintracht. Wieder hat der VfL noch nicht gewonnen. Doch ein Vergleich verbietet sich: Es steht erst der vierte Spieltag an, und nach den 1:1- und 2:2-Remis gegen Dortmund und in Augsburg hat der VfL immerhin zwei Punkte mehr als nach sogar sechs Spieltagen in der Vorsaison.
Doch auch wenn die neu formierte Eintracht kein Angstgegner ist: Frankfurt, seit dieser Saison trainiert vom Ex-Bochumer Dino Toppmöller, dem Sohn der VfL-Trainerlegende Klaus Toppmöller, bleibt auch ohne ihren nach Paris verkauften Stürmer-Star Kolo Muani der Favorit. Rund 95 Millionen Euro soll Frankfurt kassiert haben und damit deutlich mehr, als der VfL Bochum in einer gesamten Saison umsetzt.
Soares und Gamboa geben Vollgas – Letsch: „unglaublicher Konkurrenzkampf“
„Um zu gewinnen, und das ist unser Ziel, müssen wir schon alles auf dem Platz bringen, was wir können. Zu was wir hier zuhause imstande sind, weiß jeder“, sagt VfL-Trainer Letsch. Mut machen ihm weniger die Blicke zurück als der aktuelle Trend, das Heimspiel – und die vorherrschende Konkurrenzsituation. In vier Fünferteams absolvierten die Profis am Dienstag ein Turnier auf kleinem Feld, in drei Runden spielte jeweils jeder gegen jeden.
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Es ging zur Sache. Danilo Soares etwa scheute keinen harten Zweikampf, Cristian Gamboa ebenso nicht - zwei verdiente Spieler, die zuletzt nicht erste Wahl waren, die im Training richtig reingehen. Sie wollen in die Startelf, lassen nicht locker – Felix Passlack und Maxi Wittek, die Neuzugänge, erhielten bisher den Vorzug in den Ligaspielen. „Wir haben spannende Alternativen, einen unglaublichen Konkurrenzkampf. Das macht den VfL sehr stark im Moment“, sagte Letsch.
Drei Spieler etwa, die bisher keine Rolle spielten, „drängen mit Gewalt in den Kader“, so Letsch. Er meinte Philipp Förster, Moritz-Broni Kwarteng, die beide wegen Verletzungen/Trainingsrückstand bisher keine Option waren, und Last-Minute-Zugang Goncalo Paciencia. Förster musste zwar am Dienstag etwas eher abbrechen, weil er sich den Hals verrenkt hatte, soll aber am Mittwoch wieder komplett dabei sein. „Das kriegen wir hin“, so Letsch.
Letsch über Paciencia: Qualität im Abschluss, keine Probleme mehr mit der Wade
Bei Kwarteng, der gegen Truiden erstmals 30 Minuten spielte, und Paciencia müsse man sehen, wie sie die intensiven Einheiten am Dienstag und Mittwoch verkrafteten, ob es „schon Sinn“ mache. Paciencia wurde in der zweiten der drei Turnierrunden vorsichtshalber zum individuellen Training mit Frank Heinemann geschickt. Er fühlte sich aber fit und belastbar genug, machte Runde drei wieder mit. „Er hat mit der Wade keinerlei Probleme mehr“, sagte Letsch, schränkte aber ein: „Man merkt, dass er eine Weile nicht trainiert hat. Aber er kommt immer mehr.“
Wegen Wadenproblemen konnte der 29-jährige Stürmer, ausgeliehen von Celta Vigo, rund drei Wochen in Spanien und eine Woche in Bochum nicht mit der Mannschaft trainieren. In seinem ersten Spiel als VfL-Profi trifft der Portugiese ausgerechnet auf seinen langjährigen Klub Frankfurt – wenn er denn spielt.
Ist er schon ein Kandidat? Wahrscheinlich eher nicht. Aber Letsch legt sich nicht fest. Sein erster Eindruck vom potenziellen Hofmann-Ersatz sei positiv: „Was man vor allem sieht: Wenn er im Strafraum die Möglichkeit hat zum Abschluss, ist er extrem stark.“ Zum Beispiel, als er Philipp Hofmann den Ball wegnahm und direkt abschloss. Der Ball zappelte im Netz von Torwart Niklas Thiede.
Bero kann am Mittwoch wieder beim VfL Bochum trainieren
Viel Anlass, sein Personal zu wechseln, hat der Coach nach dem 2:2 in Augsburg eigentlich nicht, insofern ist eher mit einem unveränderten Kader und einer unveränderten Startelf zu rechnen. Zumindest Slowakeis Nationalspieler Matus Bero, Stammkraft im Zentrum des VfL Bochum, wird bereits am Mittwoch wieder im Training dabei sein, er kehrt ebenso gesund von den Länderspielreisen zurück wie Jung-Verteidiger Tim Oermann. Auch Takuma Asano soll dann wieder mitmischen.
Weiterhin Sorgen macht derzeit nur Torwart Michael Esser. Er werde weiterhin konservativ am Knie behandelt, so Letsch. Niklas Thiede, der nun mit der U21 und im Testspiel gegen VVV St. Truiden Spielpraxis sammelte, wird auf der Bank Platz nehmen gegen Frankfurt.