Bochum. Der VfL Bochum feiert den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga. Für die kommende Saison möchte sich der Klub noch stärker aufstellen.
Am Pfingstmontag kehrte Ruhe ein beim VfL Bochum. Das Trainerteam traf sich zur Saisonanalyse und Kaderplanung. Zwei Tage zuvor hatte der größte Außenseiter der Bundesliga-Saison mit einem fulminanten 3:0 (2:0) gegen Bayer Leverkusen nach früher Roter Karte gegen Bayers Amine Adli (Tätlichkeit/8.) sowie den Treffern von Philipp Förster, Takuma Asano und Kevin Stöger den Klassenerhalt perfekt gemacht. Bochum sprang noch auf Rang 14. Bochum versank im Freudentaumel.
„Das ist unfassbar“, sagte Ilja Kaenzig, der Sprecher der Geschäftsführung, und der langjährige Vorstands-Vorsitzende Hans-Peter Villis blickte auf den Rasen des Ruhrstadions, den die Fans nach dem Schlusslicht zu einem blau-weißen Menschenmeer geflutet hatten. Sie feierten sich selbst, knutschten Spieler und Trainer ab, herzten alle und jeden. „Dafür“, schwärmte Villis, „dafür macht man das.“
VfL Bochum: Vorbereitung ab 5. Juli
Auf dem dicht bevölkerten Rasen heulten gestandene Profis wie Torwart Manuel Riemann und Kapitän Anthony Losilla Tränen der Erleichterung, auch: der Erschöpfung. „Diese Saison“, sagte Trainer Thomas Letsch, „hat schon an den Nerven gezehrt.“ Sie endete in einer rauschenden Party abends in der Bochumer Innenstadt. Die Profis und Verantwortlichen feierten ausgiebig in einer Kneipe, immer wieder bejubelt von hunderten Fans vor der Absperrung zum Innenraum der Bar. „Um halb“, sagte Letsch tags darauf mit einem Augenzwinkern, sei er nach Hause gegangen. „Es war hochemotional.“
Mit einem Kraftakt an den letzten drei Spieltagen, dem 3:2 gegen Augsburg, dem 1:1 bei Hertha BSC und dem 3:0 gegen Leverkusen hatte sich der VfL sein drittes Bundesliga-Jahr in Folge verdient. „Dieser Klassenerhalt“, sagte der kommissarische Sportchef Marc Lettau, „ist noch ein Stück höher zu bewerten als der im Vorjahr.“ Denn die erste Saisonhälfte war geprägt von „Themen drumherum“, so Lettau, der selbst erst im Winter zum VfL stieß.
So plant der VfL Bochum: Lukas Daschner, Leihspieler, Lys Mousset
Vor allem der Wirbel um Ex-Trainer Thomas Reis sorgte für Unruhe. Patrick Fabian, der seit einigen Monaten erkrankt fehlende Sport-Geschäftsführer, bewies gleich zu Beginn seiner Amtszeit Mut, als er die Trennung von Reis vollzog nach sechs Niederlagen zum Auftakt – und Thomas Letsch, einen Bundesliga-Neuling, von Vitesse Arnheim loseiste. Es war die wichtigste Entscheidung der Saison.
Der 54-jährige Letsch übernahm ein vornehmlich noch von Ex-Manager Sebastian Schindzielorz zusammengestelltes Team, das mit nur einem Punkt aus sieben Spielen schier aussichtslos zurücklag. Mit 0:4 ging sein Start in Leipzig schief. Es folgte der Schlüsselsieg gegen Frankfurt (3:0). Immer wieder aber gab es heftige Rückschläge, nach dem 0:2 im Derby gegen Schalke und dem Sturz auf Rang 18 im März drohte die Stimmung zu kippen.
Doch die Fans „waren sensationell“, meinte Ilja Kaenzig. Sie pushten ihren VfL auch nach Pleiten wie dem 0:2 in Gladbach vor drei Wochen. Letsch schaffte es mit seiner ruhigen Art, mit seiner positiven Denkweise und Ausstrahlung, die Mannschaft stets aufzurichten. „Wir sind immer wieder aufgestanden, das hat die Mannschaft ausgezeichnet“, sagte Letsch. 34 Punkte aus 27 Partien holte der VfL unter ihm, davon 26 Punkte im Ruhrstadion. Letsch setzt nun im dritten Bundesliga-Jahr, das der VfL mit einem Rekordetat von bis zu 45 Millionen Euro plant, auf mehr Flexibilität. In der Vorbereitung ab 5. Juli will er eine Dreierkette einstudieren.
VfL Bochum: Lukas Daschner soll kommen
Am Sonntag wurden im Mannschaftskreis alle neun Spieler verabschiedet, deren (Leih-)Verträge auslaufen. Dazu zählen Stürmer Silvere Ganvoula sowie die Verteidiger Dominique Heintz, Saidy Janko, Vasileios Lampropoulos und Konstantinos Stafylidis. Auch noch gebundene Spieler wie Gerrit Holtmann könnten gehen gegen eine Ablösesumme. Abwehrchef Ivan Ordets will der Klub halten. Mit dem aus Freiburg ausgeliehenen Verteidiger Keven Schlotterbeck könnte es weitergehen. Mit Außenbahnspieler Felix Passlack (24/BVB), Torwart Niclas Thiede (24/SC Verl) und Verteidiger Noah Loosli (26/Grashoppers Zürich) stehen drei Zugänge fest. Lukas Daschner (24), Flügelstürmer vom FC St. Pauli, soll kommen. Klar ist: Nach den Aufstiegen von Darmstadt und Heidenheim ist der VfL nicht krasser Außenseiter. Das Ziel bleibt einzig der Klassenerhalt. Marc Lettau: „Dafür müssen wir wieder hart arbeiten.“