Bochum. Der VfL Bochum hat sich die Pfiffe der Fans verdient. Nur eine andere Mentalität kann ihn retten, ein Losilla allein reicht nicht. Ein Kommentar.
Die Geduld der Fans mit ihrem VfL Bochum war während und nach dem 0:2 gegen den ungeliebten Nachbarn und Abstiegskonkurrenten FC Schalke 04, geführt von Ex-Trainer Thomas Reis, am Ende. Aufforderungen zum Kampf dröhnten durchs Stadion, Pfiffe und Beleidigungen gab es hinterher. Letzteres muss nicht sein, sollte nicht sein – ist im emotionalen Fußball, in dem die so geliebte klare, verständliche Sprache leider oft unter die Gürtellinie abrutscht, aber auch keine VfL-Exklusivität.
Und nun, VfL Bochum? Kehren die Anhänger ihrem Team nach bald zwei Jahren der bedingungslosen Unterstützung den Rücken zu? Nein!
In Köln werden wieder über 4000 Bochumer ihre Mannschaft anfeuern – und zwar so lange, wie sie auf dem Rasen sprichwörtlich ihr Herz lässt. Der VfL Bochum muss, er kann mit diesem Kader ja keinen Zauberfußball liefern. Aber wer nach einem 0:1 zur Pause gegen einen biederen FC Schalke 04 die erforderliche Mentalität und Intensität nicht zeigt, muss sich massiver Kritik stellen.
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Trends und Fakten sprechen für den Abstieg des VfL Bochum
Kann die Mannschaft noch einmal den „Turn-Around“ schaffen, wie es nach dem miserablen Start nach dem Trainerwechsel von Thomas Reis zu Thomas Letsch wenigstens in den Heimspielen gelang? Der Glaube daran schwindet von Woche zu Woche. „Das war der Abstieg“ ist der Tenor bei den Fans. Die Derby-Pleite wirkt auch emotional nach. Bei den Anhängern, vermutlich auch bei einigen Spielern.
Trend und Fakten sprechen für den Abstieg. Noch kein Mal hat Bochum nach einem Rückstand einen Punkt geholt. Die Serie der Aussetzer reißt nicht ab, die Vermeidung solcher Fehler ist nicht trainierbar. 56 Gegentore sind unterirdisch. Manuel Riemann ist nicht der Riemann der Vorsaison, patzt zu oft entscheidend, wie viele Kollegen auch.
Aus dem Zentrum kommt wenig, Schlüsselspieler wie Kevin Stöger sind außer Form. Die Offensive ist harmlos. In den letzten vier Spielen gab es kein Tor, nur wenig Chancen. Und derzeit fehlt es an bundesligatauglichen Alternativen: Die verletzten Simon Zoller, Gerrit Holtmann und Cristian Gamboa sind keine Wunderheiler, für Bochum aber – sei es als Joker – unersetzbar.
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Es geht nur über die gemeinsame Bereitschaft - Letsch muss erste Krise meistern
Was kann man da überhaupt auf den Prüfstand stellen? Alles umzukrempeln, auch taktisch, elf Spiele vor Schluss wäre purer Aktionismus, der ins Verderben führt, so sehr man sich auch eine andere Spielstruktur wünschen mag als Liebhaber des gepflegten Balls. Es geht nur über die Bereitschaft, um sich das Quäntchen Glück, das man bei den Siegen auch hatte, wieder zu verdienen.
Trainer Thomas Letsch muss beim VfL seine erste Krise meistern. Er selbst steht nicht zur Debatte. Das ist gut so und sollte im worst case auch weitere Niederlagen überdauern. Ein Trainerwechsel macht ja nur Sinn, wenn ein Trainer im Klub, vor allem bei den Spielern nicht mehr ankommt oder selbst (ver-)zweifelt. Das ist nicht der Fall. Bochums Schwäche ist keine Frage des Trainers, sondern der Mannschaft.
Die Mutmacher: Losillas Rückkehr und die Lage im Tabellenkeller
Was macht noch Mut? Die Rückkehr von Anthony Losilla, sicherlich. Wie wichtig der Kapitän, der am Spieltag in Köln 37 Jahre alt wird, für den VfL ist, zeigt sich noch einmal deutlicher, wenn er fehlt. Allerdings kann es der Kapitän allein nicht richten, auch mit Losilla ging Bochum auswärts meist unter. Alle müssen mitziehen. Zuletzt war das nicht der Fall, die Gemeinschaft auf dem Rasen nicht zwingend erkennbar.
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Die enge Tabellenkonstellation mit vier punktgleichen Konkurrenten plus Hertha BSC lässt natürlich Hoffnung. Ein Sieg in Köln könnte Bochum vom letzten auf einen Nicht-Abstiegsplatz hieven. Dafür aber benötigt der VfL Bochum eine Wende in allen Bereichen. Trainer und Team sind gefordert, den verloren gegangenen Glauben an den Klassenerhalt wieder zu befeuern.