Bochum. 21 Feldspieler trainierten am Freitag beim VfL Bochum. Drei von ihnen verpassen das Heimspiel gegen Hertha BSC – das sind die Streichkandidaten.

Von einem „guten Gefühl“ sprach Trainer Thomas Letsch, bevor er am Freitagmittag nach dem Abschluss-Training des VfL Bochum in die Kabine verschwand. Er meinte dies mit Blick auf den trotz der Ausfälle von Cristian Gamboa und Konstantinos Stafylidis noch gut gefüllten Kader. Er meinte dies mit dem Blick darauf, „viele Spieler zu haben, die es verdient haben zu spielen“, so Letsch: in der Startelf oder als Einwechselspieler.

Letsch ließ durchblicken, dass er nicht mit allen Profis zufrieden war bei der Einheit am Freitag. Er deutete daher Überraschungen an – auch in der Startelf. Ein taktisches Geplänkel, um die sich bei der Gegnerbeobachtung vermeintlich in Sicherheit wiegenden Gäste aus Berlin ein Stück weit neu ins Grübeln zu bringen? Oder plant Letsch doch mit einer auf ein oder zwei Positionen veränderten Startelf gegenüber den letzten beiden Testspielen gegen Zürich und Luzern (jeweils 1:1)?

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Die Antwort gibt es am Samstag, eine Stunde vor dem Anpfiff gegen Hertha BSC. Um 15.30 Uhr rollt der Bundesliga-Ball wieder an der Castroper Straße (live bei Sky). Um 14.30 Uhr werden die Aufstellungen kommuniziert.

Drei Härtefälle beim VfL Bochum: In allen Mannschaftsteilen streicht Letsch einen Spieler

Letsch muss jedenfalls drei Spielern erklären, dass sie gar nicht erst zum Kader gehören. Zumindest überwiegend von „Härtefällen“ sprach Letsch. 21 Feldspieler trainierten am Freitag, drei von ihnen dürfen am Samstag die Atmosphäre im mit 26.000 Fans voraussichtlich ausverkauften Ruhrstadion – am Freitag gab es nur noch wenige Rest-Tickets – nicht auf oder direkt neben dem Platz genießen.

Dabei muss Letsch darauf achten, auf einen Ausfall auf jeder Position reagieren oder – vor allem offensiv – nachlegen zu können. Daher spricht einiges dafür, dass er auf einen der sechs Innenverteidiger (Dominique Heintz oder Erhan Masovic), einen der sechs zentralen Mittelfeldspieler (Jacek Goralski) und einen der fünf Flügelstürmer (Jordi Osei-Tutu) verzichtet.

Im Tor hält sich hinter Manuel Riemann Marko Johansson parat, der in der Vorbereitung übrigens einen sehr guten Eindruck hinterlassen hat, auch laut werden kann auf dem Platz.

Saidy Janko trainiert mit Maske: Erster Startelf-Einsatz unter Letsch

Bei den Außenverteidigern gibt es keinen etatmäßigen Ersatz mehr für Danilo Soares (links) und Saidy Janko, der am Freitag wegen seines Nasenbeinbruchs mit einer Schutzmaske trainierte. Seinem Einsatz dürfte nichts im Wege stehen.

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Der Schweizer, für diese Saison ausgeliehen von Real Valladolid mit Kaufoption, kommt damit zum ersten Mal unter Letsch und insgesamt erst zum dritten Mal seit seiner Ankunft beim VfL im Sommer in der Startelf zum Einsatz. Der 27-Jährige, der in der Vorbereitung den schon im Dezember verletzten Gamboa vorerst verdrängt hat, will seine Chance nutzen. Tempo hat er, Zug nach vorne. Defensiv allerdings zeigte der Rechtsverteidiger auch in den Testspielen immer mal wieder einen Fehler zu viel.

Das spricht für Tim Oermann als Alternative in der Viererkette außen

Einen weiteren etatmäßigen Außenverteidiger hat Bochum nicht im Kader. Tim Oermann aber hat diese Position auch in Testspielen schon übernommen, dabei durchaus überzeugt. Sein größtes Plus ist seine Geschwindigkeit. Der 19-Jährige dürfte also im Kader sein, zumal er auch auf seiner Stammposition als Innenverteidiger eingewechselt werden könnte. Jordi Osei-Tutu war zwar beim VfL mal Rechtsverteidiger in Zweitliga-Zeiten, ist aber längst ein Flügelstürmer und für die hintere Position nicht vorgesehen.

In der Abwehrzentrale dürften Ivan Ordets und Keven Schlotterbeck beginnen. Vasileios Lampropoulos zeigte eine stabile Vorbereitung, er überzeugte obendrein zuletzt in der Liga auch gegen Mönchengladbach (2:1) und in Augsburg (1:0). Lampropoulos dürfte erster Wechselkandidat sein.

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Heintz und Masovic enttäuschten im letzten Testspiel

Blieben Dominique Heintz und Erhan Masovic, die bei ihrem letzten Testspieleinsatz gegen Diosgyöri VTK enttäuschten. Was für Masovic spricht: Heintz fiel lange verletzt aus in der bisherigen Hinrunde, und Masovic wäre im Zweifel auch noch im defensiven Zentrum einsetzbar.

Im Zentrum erhielten die gesetzten Anthony Losilla und Kevin Stöger sowie Philipp Förster in der heißen Vorbereitungsphase den Vorzug. Pierre Kunde ist bereits nah dran, soll zeitnah helfen, noch muss er sich ans VfL-System weiter gewöhnen. Gut vorstellbar, dass der viel versprechende Winter-Neuzugang bereits gegen Hertha seine ersten Einsatzminuten als Joker erhält.

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VfL Bochum: Jacek Goralski hat noch Nachholbedarf nach langer Verletzungspause

Patrick Osterhage hat das Vorbereitungs-Programm voll durchgezogen. Jacek Goralski dagegen hat noch Nachholbedarf nach seinen Verletzungen, kehrte erst im Januar ins Mannschaftstraining zurück. Der Pole dürfte das Hertha-Spiel und wohl auch die folgenden Partien in Leverkusen am Mittwoch und in Mainz am Samstag noch verpassen.

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Im Sturmzentrum ist Philipp Hofmann gesetzt. Einzige Alternative seines Typs ist Silvere Ganvoula.

Simon Zoller, der einen ganz anderen Stil pflegt, sieht Letsch etwas dahinter oder – bevorzugt – auf dem Flügel mit der Option, nach innen zu ziehen. Zoller war in der Liga bisher gesetzt – auch, weil Takuma Asano fehlte. Der ja längst genesene Japaner wird mit Sicherheit beginnen und damit erstmals unter Trainer Letsch spielen.

Vermutlich mit Christopher Antwi-Adjei auf dem anderen Flügel. Der Hagener ist spätestens gegen Gladbach und in Augsburg richtig aufgeblüht, erzielte jeweils ein Tor, zeigte sich in der Vorbereitung engagiert auch im Anlaufen. Mit Asano und Antwi-Adjei hätte Bochum viel Tempo auf dem Rasen für sein Spiel mit langen Bällen und Gegenpressing.

Zoller droht die Joker-Rolle beim VfL Bochum - zweite Sturmreihe mit Holtmann?

Zoller, der wiederum mit in jedem Training sichtbarer Einsatzfreude, seiner Cleverness und Torgefahr punktet, dürfte also nur die Joker-Rolle bleiben. Gemeinsam mit Gerrit Holtmann könnte er „in der zweiten Sturmreihe“, wie Letsch ja mittlerweile zu sagen pflegt, für frischen Wind sorgen nach 60 Minuten. Je nach Bedarf, je nach Spielverlauf auch eher oder etwas später.

Damit fiele Jordi Osei-Tutu durchs Raster für den Auftakt 2023. Der Engländer musste im Trainingslager ein paar Tage kürzertreten, konnte sich trotz seines Tempos nicht in den Vordergrund spielen. Mit Antwi-Adjei und Asano in der ersten sowie Zoller und Holtmann in der zweiten Reihe wären die Flügelpositionen ausreichend besetzt.

Letsch will in jedem Fall die gleiche Intensität, die gleiche Power gegen den Ball sehen wie bei seinen drei Heimsiegen bisher auch. Mit dem vierten Heimsieg in Folge würde der VfL an Hertha vorbeiziehen.