Bochum. Ohne seinen Top-Torjäger Dodi Lukebakio spielt Hertha BSC beim VfL Bochum am Samstag. Auch Flügelmann Ejuke fällt aus. Der Gegner im Check.
Mit zwei Einheiten am Dienstag beginnt für den VfL Bochum die „normale“ Spieltagsvorbereitung, wie Trainer Thomas Letsch meinte. Es geht am 16. Spieltag der Saison am kommenden Samstag gegen Hertha BSC im Ruhrstadion (15.30 Uhr).
Die Ausgangslage: Erfolgserlebnis vor der Winterpause
Hertha hat nur einen Punkt mehr als der VfL Bochum (13/14:36 Tore), liegt dank des besseren Torverhältnisses (19:22) gegenüber dem VfB Stuttgart (18:27) noch auf Nicht-Abstiegsplatz 15. Der VfL kann mit einem Erfolg also an Berlin vorbeiziehen.
Nach zuvor drei Niederlagen, darunter dem 1:2 in Stuttgart, rettete sich der Hauptstadt-Klub mit einem 2:0-Erfolgserlebnis gegen Köln in die Winterpause, es war der erst dritte Saisonsieg (fünf Remis, sieben Niederlagen). „Für uns ist jedes Spiel eigentlich ein Endspiel“, sagte Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic daher nun im Trainingslager in Florida. „Die erste Saisonhälfte hat sich ein bisschen komisch angefühlt, die Leistungen haben nicht zum Punkteschnitt gepasst. Daran müssen wir arbeiten. Wir wissen genau, wie brutal die Bundesliga ist. Wir müssen punkten und liefern.“
Die Vorbereitung: Elf Tage in Florida nach längerer Weihnachtspause
Herthas Trainer Sandro Schwarz hat im Vergleich zur turbulenten Vorsaison mit vielen Querelen die Mannschaft zusammengeführt, berichten Medien übereinstimmend. Man spricht von guter Stimmung im Team. Schwarz ist seit Sommer Coach bei den Berlinern, zuvor war er Trainer von Dinamo Moskau. Er trainierte beim russischen Klub auch Bochums Innenverteidiger Ivan Ordets.
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Der 44-jährige Mainzer wählte eine andere Vorbereitungsphase als Bochum und die meisten Konkurrenten. Nach dem letzten Liga-Spiel Mitte November trainierte die Hertha noch drei Wochen weiter, dann ging es in einen längeren Weihnachts-Urlaub. Im neuen Jahr absolvierte Berlin ein elftägiges Trainingslager in Florida/USA. Trainiert wurde in der IMG Academy in Bradenton.
„In der Pause konnten wir nach dem anstrengenden Jahr alle mal etwas abschalten und sind dann wieder hochgefahren. Auch für den Kopf fand ich den Ablauf sehr gut gewählt“, sagte Schwarz zufrieden. Am Sonntag sind die Berliner zurückgekehrt, am Dienstag geht das Training weiter.
„Alles in allem haben wir das, was wir uns vorgenommen haben, mit viel Fleiß abgearbeitet“, bilanzierte Sandro Schwarz optimistisch. Die „gute Stimmung“, so Schwarz, habe aber „nichts mit Lockerheit zu tun. Wir sind uns bewusst, in welcher Tabellenregion wir uns befinden.“
Die Testspiele: Erfolge im alten und im neuen Jahr
Vor der Weihnachtspause bestritt Berlin fünf Partien. Vier davon gewann die Hertha, darunter gegen die Zweitligisten Hannover 96 (2:1) und Eintracht Braunschweig (1:0). Im Trainingslager ging es zunächst dreimal gegen unterklassige Gegner. Berlins Offensive konnte sich Selbstvertrauen holen bei den klaren Erfolgen gegen Club de Lyon (3:0), The Villages SC (7:1) und SIMA Montverde Academy (7:0). Bochum blieb in sieben Testspielen ja sieglos.
Zum Abschluss, beim einzigen Härtetest und zugleich der Liga-Generalprobe gegen den 15-maligen kolumbianischen Meister Millonarios Bogota, holte Hertha nach einem 0:2 noch ein 2:2.
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„Unsere Offensivspieler haben in diesem Trainingslager viel getroffen, das ist wichtig fürs Selbstvertrauen“, sagte Fredi Bobic, der zwischenzeitlich ja als Nachfolger vom ehemaligen DFB-Nationalmannschafs-Manager Oliver Bierhoff gehandelt wurde, dies aber von sich wies („Ich bin happy bei Hertha“). Bobic sah gute und schwache Phasen in den Testspielen: „Wir wollen aktiv spielen, das sieht man in allen Bereichen. Wir müssen noch ein bisschen klarer werden im letzten Drittel.“
Personal: Kanga mit viel Selbstvertrauen - Jovetic und Ngankam Alternativen
Wilfried Kanga (24), der Selbstvertrauen ausstrahlt (bisher zwei Saisontore), spielte bei der Generalprobe im 4-2-3-1 als Stoßstürmer, hinter ihm liefen Marco Richter, Kevin-Prince Boateng und Talent Derry Scherhant (20) auf. Auch der Ex-Schalker Suat Serdar ist sicherlich ein Startelf-Kandidat. Im Trainingslager haben zudem auch die nach längeren Verletzungen wieder genesenen Offensivkräfte Stevan Jovetic und Jessic Ngankam gezeigt, dass mit ihnen wieder zu rechnen ist.
Als Doppelsechs fungierten die Leistungsträger Lucas Tousart und Jean-Paul Boetius, der in der Vorsaison noch gemeinsam mit Bochums Kevin Stöger für Mainz am Ball war. Die Viererkette vor der Nummer eins Oliver Christensen bildeten Jonjoe Kenny, Agustin Rogel, Marc Oliver Kempf und Maximilian Mittelstädt.
Abgänge und Ausfälle: Lukebakio und Ejuke fallen definitiv aus
Wegen seines fehlenden Impfstatus konnte Kapitän Marvin Plattenhardt die Reise in die USA nicht mit antreten, er ist daheim zudem erkrankt. Sein Einsatz in Bochum am Samstag ist fraglich. Definitiv ausfallen wird der nigerianische Flügelspieler Chidera Ejuke (25), im Sommer ausgeliehen von ZSKA Moskau. Der Stammspieler hat sich in einem Testspiel in den USA eine Bänderverletzung im Knie zugezogen und wird einige Wochen pausieren müssen.
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In Bochum fehlen wird Berlins wieder aufgeblühter Top-Torjäger Dodi Lukebakio (sieben Saisontore, zwei Torvorlagen). Der wuchtige Angreifer ist nach seiner fünften Gelben Karte gesperrt.
Kein Ersatzkandidat mehr ist Davie Selke, der Anfang Januar ablösefrei zum 1. FC Köln wechselte. Zudem gab es weitere Abgänge von Spielern, die bisher nur eine Jokerrolle oder gar keine Rolle spielten: Vladimir Darida wechselte zu Aris Saloniki, Fredrik Bjrökans Leihe endete (zurück zu FK Bode/Glimt). Dong-jun Lee kehrte in seine Heimat nach Südkorea zurück (Jeonbuk Hyundai/ca. 700.000 Euro Ablöse). Ausgeliehen wurden Talent Linus Gechner (Braunschweig) und Deyovaisio Zeefuik (Hellas Verona).
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Zugänge: Niederlechner kommt (spätestens) im Sommer
Berlin hat sich bisher zurückgehalten, auf die Ausdünnung des großen und weiterhin nicht billigen Kaders konzentriert (Gesamtmarktwerk laut Transfermarkt.de: 97 Millionen Euro/Bochum ca. 49 Millionen Euro). Mit Florian Niederlechner vom FC Augsburg sowie dem Kieler Fabian Reese stehen zwei neue Stürmer unter Vertrag – aber erst ab Sommer. Möglicherweise kommt einer oder kommen beide doch schon in diesem Winter.
Die letzten zwei Spiele: bitteres 1:3 in der Vorsaison
In der Vorsaison kassierte der VfL trotz Dominanz eine bittere 1:3-Niederlage im Ruhrstadion. Suat Serdar traf zweimal vor der Pause, nach dem 1:2 von Simon Zoller sorgte Maolida für den Endstand (78.). In Berlin holte der VfL ein wichtiges 1:1 (Tore: Befoldil - Polter).
Schwarz ist optimistisch, in Bochum gut ins neue Jahr zu kommen: „Wir treten selbstbewusst auf – mit dem Wissen, was wir auf dem Schläger haben. Genauso gehen wir in die neue Woche und freuen uns auf den VfL Bochum.“