Bochum. Es gibt Statistiken, in denen der VfL Bochum nach 15 Spielen Letzter ist. Es gibt auch Bereiche, in denen er besser ist als Bayern und der BVB.
Am Freitag nimmt der VfL Bochum wieder das Training auf. Coach Thomas Letsch will vor allem „an Details“ arbeiten. Ein Blick in die Saisonstatistik der Deutschen Fußball-Liga zeigt allerdings, dass sich der Tabellenvorletzte VfL teilweise auch in den Basics verbessern muss – und umgekehrt in manchen anderen Bereichen sogar besser dasteht als Spitzenteams der Liga. Und: In der „Letsch-Tabelle“ liegt Bochum noch vor Borussia Dortmund. Ein paar Zahlen zu den ersten 15 Spieltagen.
Trainerbilanzen: Null Punkte, ein Punkt, zwölf Punkte
Sechs Spiele fanden unter der Regie von Trainer Thomas Reis statt. Bilanz: null Punkte, 4:18 Tore. Der VfL trennte sich von Reis, der mittlerweile beim Schlusslicht Schalke 04 arbeitet. Heiko Butscher übernahm für eine Partie, der VfL holte seinen ersten Punkt gegen den 1. FC Köln (1:1). Dann kam Thomas Letsch, den Bochum von Vitesse Arnheim für rund 300.000 Euro verpflichtete.
Der Ruhe ausstrahlende 54-Jährige startete taktisch, personell und vom Ergebnis gelinde ausgedrückt unglücklich mit einem 0:4 bei RB Leipzig, schaffte dann aber den erhofften Turnaround im altbewährten VfL-Spielstil mit überwiegend altbewährten Spielern in der Startelf. Gegen Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt gelang der erste Sieg (3:0), dem im Ruhrstadion zwei weitere bemerkenswerte Siege folgten gegen die als Spitzenreiter angereisten Berliner von Union und gegen Borussia Mönchengladbach (je 2:1).
Auswärtssiege im Pokal in Elversberg und in der Liga in Augsburg
Auswärts gab es nach Rückschlägen in Stuttgart (1:4) und vor allem in Wolfsburg (0:4) noch ein 0:3 in Dortmund – und dann endlich einen Grund, die Rückfahrt zu genießen. Zum Jahresabschluss feierte der VfL einen verdienten 1:0-Sieg beim FC Augsburg, und zwar mit der zweitältesten Startelf einer Mannschaft in der Bundesliga-Geschichte. Hinzu kommt noch der ebenfalls wichtige 1:0-Erfolg im Pokal in Elversberg und damit die Vorfreude auf das DFB-Pokal-Achtelfinale im Ruhrstadion gegen Borussia Dortmund (8. Februar, 20.45 Uhr).
Die „Letsch-Tabelle“: Bochum liegt noch vor Dortmund auf Rang acht
In der „Letsch-Tabelle“ der Bundesliga, die nur die Spieltage acht bis 15 berücksichtigt, liegt Bochum mit zwölf Punkten und 9:17 Toren auf Rang acht – hinter dem FC Bayern (22 Punkte), Leipzig (20), Wolfsburg (18), Freiburg, Frankfurt (je 16), Leverkusen (13) und – aufgrund der schlechteren Tordifferenz – Bremen (12/12:15 Tore). Bochum liegt noch vor dem BVB, Mönchengladbach und Union Berlin (je 10) sowie Stuttgart (9), Hertha BSC, Mainz 05 (je 8), Köln (7), Augsburg (6), Hoffenheim (5) und Schlusslicht Schalke 04 (3).
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Ballbesitz: Auch Union Berlin liegt hinter Bochum
Auch in einigen weiteren Gesamtstatistiken der ersten 15 Spieltage ist Bochum teils überraschend nicht auf einem Abstiegsplatz. So etwa beim Ballbesitz: Mit 46 Prozent liegt der VfL auf Platz 13 vor Mainz, Hertha, Augsburg, Union und Schalke. Spitzenreiter ist, wie in so vielen Rubriken, der FC Bayern (62 Prozent) vor Leipzig (56) und Dortmund (55).
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Zweikämpfe: Philipp Hofmann ragt heraus
Noch besser steht Bochum bei den gewonnenen Zweikämpfen da. 1519 erfolgreiche Duelle bedeuten Rang fünf, wobei die Abstiegskonkurrenten Hertha und Stuttgart sogar noch besser platziert sind. Philipp Hofmann steuerte mit 192 gewonnenen Zweikämpfen die meisten Punkte bei. Der wuchtige Stürmer liegt damit in der Spielerstatistik auf Platz drei hinter Jude Bellingham (245/BVB) und Kouadio Kone (201/Mönchengladbach). Schlusslicht als Team ist hier Freiburg (1295) – nicht jede Statistik spiegelt das wahre Leistungsvermögen wider.
Bei den Flanken liegt der VfL vor den Bayern - trotzdem zu wenig Torgefahr
Bei den Flanken aus dem Spiel heraus ist Bochum guter Sechster (140). Köln hat hier den Topwert (209). Der taktisch anders ausgelegte FC Bayern kommt nur auf 113 Flanken (Rang 15). Letztlich aber gab es zu wenig Torgefahr vom VfL. 169 Torschüsse (Rang 16) sind ein Beleg dafür, ebenso wie natürlich das Torverhältnis insgesamt: Nur Schalke (13 Tore) hat weniger Tore erzielt. Defensiv gab es bekanntlich viele Aussetzer. Folge: Kein Team hat mehr Gegentreffer geschluckt (36; Schalke 32) – geschuldet dem 0:7 gegen Bayern sowie der Auswärtsschwäche mit drei bis vier Gegentoren in Hoffenheim, Leipzig, Stuttgart, Wolfsburg und Dortmund.
Bei der Laufleistung und den intensiven Läufen gibt es Steigerungs-Bedarf
Bei der Laufleistung, unterirdisch schwach beim 0:4 in Wolfsburg, gibt es Nachholbedarf. Der VfL ist Schlusslicht mit 1660 Kilometern. Schalke kommt auf 1710 Kilometer (Rang acht), Spitze ist hier Union Berlin (1756 km). Auch bei den „intensiven Läufen“ gibt es Steigerungspotenzial. Mit 9752 hat der VfL den zweitschlechtesten Wert vor Mönchengladbach (9411). Schalke liegt hier auf Rang sieben (10497).
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Zweimal „Spitzenwert“: Keinen Elfmeter bekommen, aber zehn kassiert
Als einziges Bundesliga-Team holte Bochum keinen eigenen Elfmeter heraus. Dagegen bekam er gleich zehn gegen sich. Ein Bundesliga-Negativrekord zu diesem Zeitpunkt. Fünf davon allerdings konnte Torwart Manuel Riemann parieren wie gegen Union Berlins Milos Pantovic, oder sie wurden verschossen, zuletzt von Augsburgs Mergim Berisha.
Gelbe Karten: Bochum ist auf Titelkurs in der Fair-Play-Tabelle
In der Fair-Play-Wertung mit einem Minuspunkt für eine Gelbe, drei Minuspunkten für eine Gelb-Rote und fünf für eine Rote Karte ist Bochum auf Titelkurs. 23 Punkte für 23 Gelbe Karten bedeuten Rang zwei hinter dem FC Bayern (21). Schlusslicht FC Augsburg kommt auf mehr als das Doppelte, auf 50 Punkte mit 44 Gelben und zwei Gelb-Roten Karten. Gefährdet für ein Spiel Sperre nach der fünften Gelben Karte ist kein Bochumer. Mit jeweils drei Gelben Karten führen Anthony Losilla und Simon Zoller dieses Ranking vereinsintern an.