Stuttgart. Der VfL Bochum und Trainer Thomas Letsch müssen einen herben Rückschlag im Kellerduell mit dem VfB hinnehmen. Der VfL bleibt Schlusslicht.

Herber Rückschlag für den VfL Bochum. Das Team von Trainer Thomas Letsch verlor das Kellerduell beim zuvor noch sieglosen Vorletzten VfB Stuttgart deutlich mit 1:4 und bleibt mit erst vier Punkten nach zehn Partien Schlusslicht. Bochum mühte sich nach schwachem Beginn zwar, gönnte sich aber defensiv viel zu viele Fehler. Stuttgart war schneller, Stuttgart war effektiver, Stuttgart feierte verdient den Sprung auf Rang 14.

Nur eine Änderung in der VfL-Startelf

Im Vergleich zum 3:0-Heimsieg gegen Frankfurt nahm Letsch in seinem dritten Spiel als Bochumer Chefcoach nur eine Änderung vor. Kevin Stöger, der wegen einer Coronainfektion zuletzt gefehlte hatte, kehrte in die Anfangsformation zurück. Dafür musste Patrick Osterhage auf die Bank. Stöger spielte mit Losilla eine Doppelsechs, Förster übernahm die Rolle des Zehners im 4-2-3-1. Ansonsten vertraute Letsch dem Sieger-Team mit unveränderter Viererkette und unveränderter Offensive (Holtmann, Zoller, Hofmann).

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Beim VfB herrscht nach der Trennung vom beliebten Trainer Pellegrino Matarazzo viel Unruhe. Co-Trainer Michael Wimmer übernimmt interimsweise, weil die Führung des VfB bei der Nachfolgesuche sich offenbar auch nicht einig ist und etliche Kandidaten bereits abgesagt haben. Wimmer wollte „nicht allzu viel“ verändern, sagte er und hielt Wort.

Personell gab es nach dem 0.1 gegen Union Berlin drei Änderungen, zwei notgedrungen. Stürmer Guirassy und Mittelfeldmann Karazor fehlten gesperrt. Für sie spielen Neuzugang Luca Pfeiffer im Sturm und Enzo Millot mit seinem Bundesliga-Startelfdebüt im Mittelfeld. Zudem ersetzte Borna Sosa den linken Verteidiger der Dreierkette, Hiroki Ito.

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In der Mercedes-Benz-Arena, dessen Haupttribüne wegen der millionenschweren Modernisierung für die EM 2024 derzeit eine große Baustelle ist, sorgten die VfB-Fans mit lautstarker Unterstützung trotz neun Spielen ohne Sieg und feiner Choreo zunächst für beste Stimmung. „Die Stärke des Kollektivs ist der Zusammenhalt“, stand auf dem XXL-Banner, die Kurve versank im schwarz-gelben Fahnenmeer, in den Stuttgarter Stadt- und baden-württembergischen Landesfarben, während die VfB-Profis in gewohnten Rot-Weiß-Outfit aufliefen gegen die „Blauen“ aus Bochum.

Rund 1.500 mitgereiste VfL-Anhänger

Die gut 1.500 mitgereisten Bochumer Anhänger hielten wie gehabt mit viel Bochumer Herzblut dagegen. Auf dem Platz ging es beiden Trainern um die „Basics“, wie Letsch betonte, um Kompaktheit, um Mut. Stuttgart setzte das umgehend um.

Gamboa verlor den Ball nicht zum letzten Mal, Pfeiffers Abschluss war harmlos. Silas narrte auf rechts erst Soares, dann Stöger, dann wieder Soares, der ihn plump foulte im Strafraum. Silas, bester Mann auf dem Feld, verwandelte unhaltbar. 1:0 für den VfB nach nicht einmal drei Minuten. So baut man wohl einen angeschlagenen Gegner auf.

Die Führung kam den schnellen VfB-Spielern mit der bekannten Stärke des flotten Umschaltspiels entgegen. Bochum hatte viel Ballbesitz, dem VfL fiel aber erst einmal nicht viel ein. Dem VfL fehlte es gegen die aggressiver, beherzter wirkenden Stuttgarter an Zugriff.

Enormes Tempoproblem in der Bochumer Defensive

Immer wieder schafften es zwei bis drei Stuttgarter gegen fünf bis sieben Bochumer, den Ball zu behaupten, laufen zu lassen, weitgehend ungestört. Bochum hatte defensiv ein enormes Tempoproblem. So in Minute 21, als nach Ballverlust Försters im Mittelfeld am Ende Enzo Millot den Abschluss vermasselte.

Kurz darauf versuchte sich Riemann vor dem Strafraum als Verteidiger, erwischte den Ball mit dem Kopf aber nur so halb. Silas tänzelte, die Bochumer blieben starr, Silas passte dann zu Ahamada, der wiederum völlig ungestört im Strafraum abdrücken durfte. Und traf. 2:0 Stuttgart. Vor allem Soares gegen Silas, aber auch Gamboa hatten große Probleme. Zudem war das Mittelfeldzentrum nicht griffig unterwegs. Ordets rettete hier und da sein gutes Stellungsspiel.

Bochum hatte zwar deutlich mehr Ballbesitz, konnte daraus aber wenig Kapital schlagen. Dabei erwies sich die Stuttgarter Defensive als durchaus anfällig. Hofmann verdaddelte die erste Topchance, als er völlig freistehend querlegte auf Stöger, dessen Schuss abprallte (28.).

Hoffnung durch Zollers Anschlusstreffer

Torwart Florian Müller war dann aber doch geschlagen kurz darauf: Nach Kombination mit Förster passte Stöger scharf Richtung Fünfmeterraum, Müller grätschte dazwischen, schoss aber den energisch nachsetzenden Zoller an. Zollers dritter Saisontreffer, das 1:2 (30.). Bochum war wieder drin in diesem munteren, gleichwohl von vielen Patzern und technischen Mängeln sowie Unordnung geprägten Spiel. So rannten sich Förster und Stöger im VfB-Strafraum in guter Position selbst über den Haufen. Vor der Pause versäumte es der VfB, das dritte Tor nachzulegen.

Letsch reagierte. Er brachte nach der Pause Christopher Antwi-Adjei für den bis auf sein Tor kaum sichtbaren Zoller und damit mehr Tempo. Bochum lief früher an, mühte sich um den Ausgleich, dominierte die Partie, drückte den VfB in die eigene Hälfte. Einbahnstraßenfußball. Hofmann legte ab, der auffällige Holtmann kam einen Minischritt zu spät (54.). Stöger prüfte Müller nach Pass von Antwi-Adjei, der wie schon gegen Frankfurt sofort da war (57.). Und Holtmann nutzte Antons Schlafmützigkeit – fast. Sein Schuss zentral frei vor Keeper Müller traf das Bein von Müller. Riesenchance vertan (60.).

Stattdessen fiel das 3:1 wie aus dem Nichts. Der VfB kombinierte sich über die linke Seite durch, die VfL-Abwehr war erneut nicht auf dem Posten, und Silas krönte seine erstklassige Leistung mit seinem zweiten Tor (64.).

Bochum kämpft weiter

Bochum steckte nicht auf, Förster verpasste knapp, Letsch ging all-in: Silvere Ganvoula kam für Losilla, Mittelstürmer für Sechser. Kaum auf dem Feld, fiel das 4:1. Chris Führich entwischte Gamboa, der hielt ihn fest, sah Gelb. Nach dem Freistoß verteidigte Bochum erneut schwach. Ordets wurde beim Verteidigungsversuch etwas gehalten, Schiedsrichter Dingert reichte das nicht für ein Foul. Endo hämmerte den freien Ball aus kurzer Distanz in die Maschen, das 4:1 (72.).

Holtmann traf dann den Pfosten und ging vom Feld, Letsch brachte Osterhage, wollte nun in einem 4-4-2 wohl ein noch höheres Debakel verhindern. Mit etwas Glück gelang das.

Damit kassierte der VfL im zweiten Auswärtsspiel unter Letsch erneut vier Gegentore nach dem 0:4 in Leipzig. So wird es fast unmöglich, den Klassenerhalt zu schaffen.

Weiter geht es zunächst am Dienstag im Pokal, wenn Bochum beim Drittligisten SV Elversberg (Dienstag, 20.45 Uhr) ausnahmsweise mal als Favorit antritt.