Leipzig. Nach dem 0:4 bei RB Leipzig herrschte Frust bei den Profis des VfL Bochum. Trainer Thomas Letsch zog ein ernüchterndes Fazit nach seinem Debüt.

Marco Rose machte sich nach dem Schlusspfiff sofort auf den Weg zu Thomas Letsch. Der Trainer von RB Leipzig nahm den Trainer des VfL Bochum kurz aber intensiv in den Arm. Die beiden kennen sich schon länger. Rose versuchte sich da offenbar als Tröster. Das war auch nötig. Seine Leipziger hatten die Bochumer dominiert, fast komplett demontiert.

Dass Leipzig nach Treffern von Timo Werner (15./53.) und Christopher Nkunku (23., Foulelfmeter/85.) nur 4:0 (2:0) gewann, war an diesem achten Spieltag noch das Beste für zu oft überfordert wirkende Bochumer. Nkunku hatte in der 64. Minute zudem einen Foulelfmeter verschossen.

VfL Bochum mit anderer Grundformation

Letsch hatte viel versucht bei seiner Premiere, hatte nicht nur personelle Veränderungen vorgenommen, sondern auch die Grundformation auf ein 3-5-2 geändert. Damit kamen die Leipziger besser klar als die Bochumer. Die Leipziger hatte viele Freiräume, nutzten sie entsprechend. Entsprechend fiel das Fazit von Thomas Letsch aus.

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„Wir waren in allen Belangen unterlegen. Wir haben es nicht geschafft, das, was wir uns im Training auch an Euphorie erarbeitet haben, auf den Platz zu bringen“, so der neue VfL-Coach. „Wir haben Leipzig zum Tore schießen eingeladen und hatten auf der Gegenseite keine Lösungen mit Ball.“

Stöger erst zur zweiten Halbzeit eingewechselt

Die hätte Kevin Stöger präsentieren können. Auf den offensiven Mittelfeldspieler, der bisher jede Minute in der Saison gespielt hatte, hatte Letsch zunächst verzichtet. Er brachte ihn zum zweiten Abschnitt. „Er hat uns dann auch gleich mit seiner Ballsicherheit geholfen. Nach einem Spiel ist es immer leicht, Entscheidungen in Frage zu stellen. Wir haben im Trainerteam darüber diskutiert, ob wir mit ihm anfangen. Wir wollten Spieler auf dem Platz haben, die laufstark sind, aggressiv spielen.“

Drei Bochumer gegen Leipzigs André Silva (2. von rechts): (von links) Tim Oermann, Anthony Losilla und Kevin Stöger.
Drei Bochumer gegen Leipzigs André Silva (2. von rechts): (von links) Tim Oermann, Anthony Losilla und Kevin Stöger. © Getty Images | Getty Images

Letsch fehlte zudem die Erklärung, warum sein Team nichts von dem umsetzten konnte, was an Vorgaben und Vorfreude da war. „Es wäre aber total falsch, nach einer Niederlage bei einem Champions-League-Team alles komplett in Frage zu stellen. Wenn wir hier heute etwas geholt hätten, wäre das ein Bonus gewesen. Klar ist, dass wir uns im nächsten Heimspiel gegen Frankfurt anders präsentieren wollen und müssen.“

VfL-Kapitän Losilla: „Wir waren mutlos“

Ähnlich äußerte sich Anthony Losilla. Der Spielführer war mit seinem Team untergegangen, konnte keine Akzente setzen. „Es war eine enttäuschende Leistung, was wir heute gezeigt haben“, sagte Losilla. „Wir haben die ganze Woche auf dieses Spiel hingearbeitet, haben uns viel vorgenommen, wollten aggressiv sein, Umschaltspiel zeigen, hoch pressen. Aber wir haben nichts davon umgesetzt.“

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Auch er hatte keine Erklärung für die desolate Vorstellung. „Die Trainingswoche war relativ gut. Aber heute waren wir mutlos und ohne Mut wird es relativ schwierig, hier einen Punkt zu holen. Wir sind nie in die gefährlichen Räume gekommen. Trotzdem werden wir uns zusammensetzen, werden miteinander sprechen. Wir geben nicht auf, auch wenn es nach so einem Spiel wie heute schwierig ist, den Kopf oben zu behalten. Wir müssen weiter machen, weiterarbeiten.“

Gegen Eintracht Frankfurt muss eine deutliche Steigerung her

Gerrit Holtmann ging bei der Bewertung des Spiels und der Leistung des Teams noch einen Schritt weiter. „Wir waren heute nicht Bundesliga tauglich“, sagte er. „Das war viel zu wenig. Wir wollten mit dem neuen Trainer, mit einer neuformierten Mannschaft den Bock umstoßen. Gegen eine gute Leipziger Mannschaft haben wir aber keine Lösungen gefunden. Sie haben die Lücken, die wir gegeben haben, gnadenlos genutzt.“

Holtmann suchte nicht nach Ausreden. „Es liegt immer an uns. Es liegt nie am Trainer, es liegt nie am Spielsystem. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen, was wir falsch gemacht haben“, so der Flügelstürmer, der in der 69. Minute Bochums ersten und einzigen Torschuss abgab. „Wir sind auf dem Feld und müssen das bestmögliche aus dem machen, was uns der Trainer mitgegeben hat.“ Am kommenden Samstag gastiert (15.30 Uhr/Sky) Eintracht Frankfurt im Ruhrstadion – dann muss aus Bochumer Sicht eine ganz deutliche Steigerung her. Sonst braucht Thomas Letsch erneut einen Tröster.