Bochum. An seinem ersten Tag als Trainer des VfL Bochum strahlt Thomas Letsch jede Menge Ruhe aus. So verlief der Start des 54-Jährigen.

An seinem ersten Tag im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit beim VfL Bochum wählte Thomas Letsch eine passive Rolle. Der neue Trainer des Bundesliga-Letzten beobachtete die Einheit seiner Mannschaft genau, unterbrach die Spielformen nur selten, um die Intensität hochzuhalten. Der 54-Jährige strahlte dadurch gleich eine Menge Ruhe aus – eine Eigenschaft, die sie in der aktuellen Lage an der Castroper Straße gut gebrauchen können. „Das erste Training ist zum Kennenlernen da. Der erste Eindruck ist gut, die Mannschaft lebt, sie ist intakt“, sagte Letsch.

Thomas Letsch sprach im Training mit seinen Spielern wie hier mit Kevin Stöger.
Thomas Letsch sprach im Training mit seinen Spielern wie hier mit Kevin Stöger. © firo

VfL Bochum: Thomas Letsch will kein Kumpeltyp sein

Diese Herangehensweise passte zu Letschs erstem Auftritt als Bochumer Chefcoach wenige Stunden zuvor. Mittags hatte er neben Vorstands-Chef Hans-Peter Villis auf dem Podium im Pressekonferenz-Raum des Ruhrstadions Platz genommen. Letsch wirkte entschlossen, routiniert, klar in seinen Gedanken und Vorstellungen, wie die VfL-Profis künftig Fußball spielen sollen. „Ich brauche eine klare Struktur und Kompaktheit gegen den Ball“, sagt er. „Das ist mir wichtig, das muss die Basis sein.“

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Letsch, der nach eigener Aussage viel wert auf Kommunikation legt, allerdings kein Kumpeltyp sein möchte, ist mit 54 Jahren kein Neuling im Geschäft – wohl aber in der deutschen Bundesliga. Der studierte Mathematik- und Sportlehrer startete seine Laufbahn in Süddeutschland, wurde dann von Ralf Rangnick in den Red-Bull-Kosmos gelotst. Es folgten Stationen bei Erzgebirge Aue, Austria Wien und zuletzt bei Vitesse Arnheim. Mit dem niederländischen Erstligisten gelang ihm in zwei Jahren der Einzug in den Europapokal und ins Pokalfinale, das gegen Ajax Amsterdam verloren ging. „Ich bin nicht mehr blutjung, habe viel gesehen und mich weiterentwickelt“, meint Letsch. Er fühle sich „hier in Bochum absolut am richtigen Fleck“ und beteuert: „Je mehr Zeit verging -- da reden wir nicht von Tagen, sondern von Stunden –, desto mehr Lust habe ich auf diese Aufgabe bekommen. Überzeugt werden musste ich nicht, das wäre auch schlimm.“

VfL-Trainer Thomas Letsch: Erstes Spiel bei RB Leipzig

Natürlich aber weiß auch der neue Coach, dass es „leichtere Aufgaben in der Welt gibt“, als derzeit in verantwortlicher Position beim VfL Bochum angestellt zu sein. Mit nur einem Punkt aus sieben Spielen ist der Klub Tabellenletzter. Einige wichtige Bochumer Profis haben aufgrund von Verletzungen Teile der Vorbereitung verpasst und werden auch im laufenden Betrieb immer wieder zurückgeworfen. Dazu hat das Theater um Ex-Trainer Thomas Reis den Verein in den vergangenen Wochen auf Trab gehalten. Letsch aber meint: „In der Mannschaft steckt Qualität und die Mentalität, die es braucht für so eine schwierige Situation.“

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Acht Spiele stehen in der Bundesliga noch bis zur Weltmeisterschafts-Pause an. Letsch startet am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei RB Leipzig in die Mission Klassenerhalt. In der Woche darauf kommt Eintracht Frankfurt ins Ruhrstadion. Die weiteren Gegner: der VfB Stuttgart, Union Berlin, der VfL Wolfsburg, Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach und der FC Augsburg. Da sind nicht viele Partien dabei, in denen man den Bochumern gute Chancen auf Punkte zuschreiben würde.

VfL Bochum: Vertrag von Thomas Letsch gilt auch für Liga zwei

„Es geht nicht darum, das Feld sofort aufzurollen“, sagt Letsch daher. Er hoffe aber bereits auf kurzfristige Effekte seiner Arbeit. Nachjustiert werden könne dann in der Zeit, in der die Nationalspieler in der Wüste schwitzen. „Ich kann mich, wenn ich keine Vorbereitung habe, nur auf einzelne Dinge konzentrieren wie Kompaktheit, geschlossenes Arbeiten gegen den Ball und Gegenpressing. Nach vorne wollen wir aber auch kreativ sein.“

Letschs Vertrag beim VfL Bochum gilt bis 2024, auch in der Zweiten Liga. „Wir sind uns alle einig, dass er kein Feuerwehrmann ist“, betont Vorstands-Chef Hans-Peter Villis (64). „Wir wollen mit Thomas Letsch die Zukunft gestalten.“ Die begann am Montagnachmittag wenig einladend im Nieselregen. Hoffentlich kein schlechtes Omen.