Essen. Die Führung des VfL Bochum kommt am Sonntag zur großen Analyse zusammen. Es ging um die Zukunft von Trainer Thomas Reis. Ein Kommentar.

Das war groß von Frank Kramer, als er Thomas Reis recht gab. Der Trainer des VfL Bochum haderte nach der 1:3-Derbyniederlage mit einer Schlüsselszene, mit dem Freistoß, der zum zweiten Schalker Tor geführt hatte. „Kein Foul“ sei das vorher gewesen, betonte Reis, und Kramer bestätigte ihn. Für die angenehme Ehrlichkeit seines Schalker Kollegen konnte sich Reis zwar nichts mehr kaufen, aber er stand durch die Unterstützung nicht da, als würde er nach Ausreden fahnden.

Reis über die Mannschaft des VfL Bochum: „Sie ist mir gefolgt“

Reis versuchte auch gar nicht erst, alles nur mit großem Unglück zu erklären. Schonungslos sprach er die Schwächen an: „Individuelle Fehler in Offensive und Defensive“ hätten zu der Niederlage geführt. Das stimmt, formschwache Bochumer Spieler patzten in entscheidenden Situationen. Eine kämpferische Haltung aber war dem Team nicht abzusprechen. Das war dem Trainer wichtig: „Ich habe eine Mannschaft gesehen, die mir gefolgt ist. Die gefightet hat.“ Daraus folgerte er, dass es sehr wohl weitergehen könne für ihn in Bochum. Trotz eines krass versemmelten Saisonstarts mit sechs Pleiten am Stück.

Thomas Reis hat mit dem VfL Bochum in dieser Saison noch keinen Punkt geholt.
Thomas Reis hat mit dem VfL Bochum in dieser Saison noch keinen Punkt geholt. © firo

Reis bleibt ein Trainer, dem der VfL Bochum dankbar sein muss

Allerdings ist nicht nur wegen dieser sportlichen Misserfolgsserie Vertrauen verspielt worden. Beim Gerangel um eine mögliche Vertragsverlängerung gab es zu viele Unstimmigkeiten, die im Versuch des Trainers, im Sommer nach Schalke zu wechseln, gipfelten. Hätte der VfL ihn aber zu diesem Zeitpunkt in dem Wissen, dass er sich auch nach neuen Möglichkeiten umschaut, ziehen lassen, hätte es einen Fan-Aufstand gegeben. Thomas Reis bleibt nämlich der Trainer, der den VfL erst aus deprimierenden Tiefen der Zweiten Liga herauszog, dann sogar zum Aufstieg und schließlich auf spektakuläre Weise zum Klassenerhalt führte. Man dachte ja: Dieser authentische Kämpfertyp passt zum VfL Bochum wie kein anderer. Er selbst aber ahnte schon vor dem Saisonstart, dass die gemeinsame Erfolgsgeschichte auserzählt sein könnte, die Ausgangslage hatte sich verschlechtert.

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Die VfL-Führung tagt am Sonntag schon seit mehreren Stunden. Wer über Thomas Reis urteilt, muss sich auch diese Frage stellen: Könnte denn ein neuer Trainer Billigsekt in Champagner verwandeln?