Bochum. Nach seinem Debüt in Hoffenheim ist Dominique Heintz heiß auf Bayern. Er will eine Führungsrolle einnehmen beim VfL Bochum, sagt der Neuzugang.
Seine Frau Laura Heintz hat Lilly fest im Blick. Die Einjährige rennt, so gut sie eben schon rennen kann, hinter dem Trainingsplatz hin und her, winkt allen fröhlich zu – und freut sich, als der Papa endlich sein Training beendet hat. Rauf auf den Arm, ein Küsschen auf die Backe. Familienfreude pur.
Am Wochenende kommt sogar die ganze Familie Heintz aus der Pfalz angereist, erklärt Dominique Heintz: Oma, Eltern, Schwiegereltern, die besten Freunde. „Meiner Familie und mir ist es sehr wichtig, wo ich spiele“, betont der neue Verteidiger des VfL Bochum nach dem Training am Mittwoch im Gespräch mit dieser Redaktion. „Dass es es ein guter Verein mit Tradition ist, mit Emotionen, mit Leidenschaft. Das kann man an meinen Stationen glaube ich gut erkennen.“
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Heintz spielte bisher nur für Traditionsvereine mit vielen Emotionen
Heintz, der aus Neustadt an der Weinstraße, einem idyllischen Städtchen in der Pfalz stammt, spielte für den 1. FC Kaiserslautern (71 Einsätze), den 1. FC Köln (108), den SC Freiburg (90) und zuletzt, seit Januar dieses Jahres, für Union Berlin. Bei den Köpenickern kam der 29-Jährige auf neun Einsätze in der Bundesliga und einen im DFB-Pokal. Beim Saisonfinale gegen den VfL Bochum (3:2) fehlte er wegen Sprunggelenksproblemen.
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Der Konkurrenzkampf aber ist groß bei Union, trotz eines Einsatzes im DFB-Pokal-Erstrundenspiel in Chemnitz (2:1) sahen seine Perspektiven auf weitere Einsätze nicht sonderlich gut aus. Bochum nutzte die Gunst der Stunde: Mit dem 1,88 Meter großen, in insgesamt 189 Bundesliga- und 63 Zweitliga-Spielen gestählten linken Innenverteidiger lieh der Klub einen Routinier aus für diese Saison, der die Abwehr stabilisieren, ihr Halt geben soll.
Heintz will mit seiner Erfahrung auch verbal vorangehen
Eine Rolle, die Heintz ohne Punkt und Komma annimmt. „Ich bin als Führungsspieler geholt worden und versuche, auf dem Platz lautstark voranzugehen. Die Mannschaft hat Qualität, viele Spieler haben aber noch nicht viel Erfahrung in der Bundesliga. Ich will mit meiner Erfahrung helfen, den Klassenerhalt zu schaffen“, sagt er.
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Ein Grund, warum der Ligaerhalt gelingen kann, liege im Charakter der Mannschaft, meint Heintz. „Ich habe hier eine Einheit vorgefunden, das merkt man sofort, wenn man in die Kabine kommt“, erklärt er nach knapp einer Woche beim VfL. Seine eigene Integration lief problemlos ab. „Die Jungs haben mich hier gut aufgenommen. Es ist natürlich hilfreich, dass ich mit einigen wie Simon Zoller, Philipp Hofmann oder Kevin Stöger schonmal zusammengespielt habe.“
Ein Trio, mit dem er in Hoffenheim gleich gemeinsam auf dem Platz stand wie einst in Kaiserslautern. Zweimal nur hatte Heintz vergangene Woche mit seinem neuen Team trainiert, um bereits bei der TSG (2:3) die Innenverteidigung mit Ivan Ordets zu bilden oder, je nach Spielsituation, den linken Verteidiger der Dreierkette zu spielen.
Ein wenig Geduld und harte Trainingsarbeit sind gefragt
Ein Blitz-Debüt. „Es ist schön, dass ich gleich das Vertrauen erhalten habe, zu spielen. Ich hatte ja die ganze Vorbereitung bei Union Berlin absolviert, kam auch zu Einsätzen in Testspielen und im DFB-Pokal, habe mich gut gefühlt“, erklärt Heintz. „Für den Anfang haben wir es in Hoffenheim als Mannschaft gut gemacht, wir hatten gute Ansätze, aber es muss natürlich auch noch einiges besser werden.“
Heintz lieferte. Er zeigte Präsenz, Zweikampfstärke. Alles lief noch nicht rund, aber das kommt, da ist sich Heintz sicher. „Wir müssen die Abläufe einstudieren, jeder Tag im Training hilft uns weiter, auch mir. Das braucht natürlich etwas Zeit“, sagt er.
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Rückenprobleme zwangen Trainer Reis, der ihn sonst hätte durchspielen lassen, zu seiner Auswechslung in Minute 72. „Ich bin leider blöd gefallen in Hoffenheim, wir wollten kein Risiko eingehen. Aber der freie Tag tat gut, ich habe keine Probleme mehr.“ Der freie Tag war der Montag – sein 29. Geburtstag. Vielleicht ja ein gutes Omen.
Heintz freut sich auf sein Ruhrstadion-Debüt für Bochum gegen Bayern
Und nach dem VfL-Debüt folgt ja nun gleich die nächste Premiere: „Ich freue mich auf mein erstes Spiel im Ruhrstadion als Spieler des VfL“, sagt Heintz vor dem Duell gegen den FC Bayern München am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) im ausverkauften Haus. „Ich habe hier schon oft gespielt. Das ist ein Top-Stadion mit Top-Fans“, sagt Heintz.
Oft übrigens erfolgreich, wie beim 2:1-Sieg im Zweitliga-Spiel mit dem 1. FC Kaiserslautern im September 2012, Heintz’ erster Begegnung mit dem Ruhrstadion.
Heintz: Wir müssen auch Fehler überwinden
Dass der FC Bayern der turmhohe Favorit ist, steht außer Frage. „Bayern wird natürlich eine schwere Nummer“, sagt der ehemalige U21-Nationalspieler und schiebt nach: „Wir haben Respekt, aber keine Angst.“ Wie es klappen könnte? „Wir müssen als Mannschaft geschlossen auftreten, bis zur letzten Millisekunde geschlossen verteidigen, auch Fehler, die passieren können, überwinden. Wir müssen klar im Kopf sein. Und wir müssen dann versuchen, über ein gutes Umschaltspiel selbst für Torgefahr zu sorgen.“
Wichtig sei, so Heintz, „dass du als Mannschaft mit einem guten Gefühl auf den Platz gehst, dass jeder weiß, was er zu tun hat.“
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Jamal Musiala, Thomas Müller, Sadio Mane, Serge Gnabry oder Kingsley Coman werden auf ihn zurasen. Eine Weltklasse-Offensive. „Ich bereite mich auf jedes Spiel mit Videos vor, gucke, was die Offensivspieler des Gegners wann machen, um sie gut verteidigen zu können“, sagt Heintz. Er klingt dabei abgeklärt. Und voller Vorfreude: Gegen den FC Bayern wird die Hütte voll sein. Gut so, sagt der Verteidiger: „Ich freue mich auf Sonntagabend, im ausverkauften Stadion rauszugehen auf den Platz.“