Dortmund. Beim Trainerkongress in Dortmund diskutieren Verantwortliche vom BVB, Schalke 04 und dem VfL Bochum über die Entwicklungen in der Bundesliga.

Natürlich kommt auch dieses Thema wieder, es kommt ja immer, wenn Sebastian Kehl auf irgendeiner Bühne sitzt: die Frage nach der Meisterschaft, nach den Chancen von Borussia Dortmund, den Dominator Bayern München endlich von der Spitze zu stoßen. „Es war ja klar, dass ich darauf angesprochen werde“, seufzt der BVB-Sportdirektor – bevor er jenes Ziel formuliert, das er so oder so ähnlich in den vergangenen Monaten oft formuliert hat: „Wir wollen die Bayern zumindest mal in die S­ituation bringen, dass es oben enger wird“, sagt Kehl. „Aber da sehe ich nicht nur uns in der Verpflichtung.“

Auch Leverkusen und Leipzig hätten gute Kader und interessante Transfers getätigt. „Die ganze Liga muss sich Mühe geben, die Bayern mal ins Straucheln zu bringen“, sagt der 42-Jährige. „Ansonsten sind sie natürlich weiterhin Topfavorit.“

Bock auf den BVB bei den Zugängen

Der BVB habe „ein paar Jungs dazu geholt, die mir glaubhaft versichert haben, richtig Bock auf diesen Verein zu haben“, sagt Kehl. „Wir haben den Konkurrenzkampf erhöht, um die Leistungskultur zu schärfen.“ Aber: „Die Bayern haben ja auch ein bisschen Geld in die Hand genommen.“

Wer also soll den Rekordmeister stoppen, wer soll den elften Titel in Serie verhindern? Kehls Gesprächspartner an diesem Tag eher nicht. Mit dem BVB-Sportdirektor auf dem Podium sitzen Peter Knäbel, Sportvorstand des Aufsteigers Schalke 04, und Thomas Reis, Trainer des VfL Bochum – der vielen als Abstiegskandidat Nummer eins gilt. Sie alle sind der Einladung des Bundes Deutscher Fußballlehrer zum Internationalen Trainerkongress in der Dortmunder Westfalenhalle 2 gefolgt, um – so will es das Programmheft – über „Kompetenzentwicklung von Spieler*innen und Trainer*innen“ zu sprechen.

Aber natürlich geht es vor rund 1000 Fußballtrainern auch um aktuelle Themen und um die so unterschiedliche Erwartungshaltung an die Saison. Bochums Trainer Reis etwa erwartet „ein brutal schweres Jahr“, nachdem der ohnehin mit dem kleinsten Personal-Etat der Liga ausgestattete Klub einige wichtige Spieler abgeben musste. „Wir wollen das dritte Wunder schaffen“, verkündet der VfL-Trainer dennoch trotzig, nach Aufstieg und Klassenerhalt also den erneuten Ligaverbleib. „Wir sind heiß darauf, es den vielen Skeptikern zu zeigen.“

Schalke-Vorstand Knäbel appelliert an Stolz

Und die Schalker? Für die gilt: erst einmal drinbleiben. An der Motivation wird es nicht mangeln, glaubt Knäbel: „Für unsere Spieler ist die Bundesliga der Thrill und Kitzel schlechthin“, sagt er. Und wer nach der Saisoneröffnung mit 70.000 Fans nicht motiviert und stolz sei, für den Klub zu spielen, „dem ist eh nicht zu helfen“.

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Aber eigentlich soll es ja auch um Trainer gehen, um Persönlichkeiten, Rollen und Anforderungen, die beim BVB ein wenig anders sind als etwa beim eher kleinen VfL Bochum. Neben dem Fachwissen müsse ein Trainer kommunikative Stärken und Führungsqualitäten mitbringen, sagt Kehl. Und ganz wichtig: „Welche Mannschaft habe ich, was braucht die? Danach muss ich den Trainer aussuchen.“

Sebastian Kehl mit Loblied auf Edin Terzic

Und zum Verein müsse der Trainer passen, sagt Knäbel. Auf Schalke heißt das: mit dem äußerst emotionalen Umfeld zurechtkommen, in guten wie in schlechten Zeiten. So einen glauben sie in Dortmund gefunden zu haben. Wie alle BVB-Verantwortlichen singt auch Kehl ein Loblied auf Edin Terzic. „Seine Fachlichkeit, Menschlichkeit und Identifikation mit dem Klub sind bekannt“, meint der Sportdirektor. „Er kennt den Verein in- und auswendig, er versteht junge Spieler und versteht sie zu führen und eine Vision vorzugeben. Und trotz seiner Menschlichkeit hat er auch Härte in seinen Entscheidungen.“

Später sagt Kehl noch einen anderen Satz, der gar nicht auf Terzic gemünzt ist, aber auch für ihn mal relevant werden könnte: „In kritischen Momenten erlebt man einen Trainer ganz anders, das kann man vorher nicht simulieren. Ob die Beziehung zum Vorgesetzten das aushält, lässt sich schwer antizipieren.“ Die Probe aufs Exempel allerdings würden sie sich in Dortmund lieber ersparen – dann werden sie doch lieber mit der Frage nach der Meisterschaft genervt.