Bochum. Farat Toku war bis Saisonende Trainer von Viktoria Berlin. Der Viertligist ist Pokalgegner des VfL Bochum am Samstag. Toku schwärmt vom Stadion.

Mit einer extrem jungen, runderneuerten Mannschaft startet der FC Viktoria 1899 Berlin nach dem Abstieg aus der 3. Liga in die Saison der Regionalliga Nord/Nordost. Der vermeintliche Saison-Höhepunkt steigt eine Woche zuvor gleich im ersten Pflichtspiel: Die Berliner empfangen am Samstag (30. Juli, 13 Uhr, Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark) in der ersten Runde des DFB-Pokals den Bundesligisten VfL Bochum.

10.490 Zuschauerinnen und Zuschauer fasst das Stadion des Ortsteils Prenzlauer Berg im Bezirk Pankow. Aufgrund einiger erforderlicher Sicherheits-Maßnahmen wie Fluchtwegen im Zuge des Drittliga-Aufstiegs ist die Kapazität der in die Jahre gekommenen ehemaligen Heimspielstätte vom BFC Dynamo gesunken. Das altehrwürdige Stadion, das u.a. auch für die Leichtathletik genutzt wird, soll bis 2027 komplett um- oder neugebaut werden.

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3500 Tickets sind verkauft - Stadion ist „Nostalgie pur“

Stand Montagmittag waren rund 3.500 Tickets verkauft - die meisten (gut 1800) an Fans des VfL Bochum. Sie dürfen sich freuen, sagt Farat Toku: „Das Stadion ist Fußball-Nostalgie pur.“ Der Bochumer Fußball-Lehrer war von März bis zum Saisonende Trainer der Viktoria. „Der VfL wird Topbedingungen vorfinden, der Rasen etwa hat eine sehr gute Qualität“, so Toku.

Der ehemalige Wattenscheider Coach, zurzeit vereinslos, war am Montag übrigens ebenso wie VfL-Trainer Thomas Reis beim Internationalen Trainerkongress in Dortmund. „Wir haben ein bisschen geflachst und uns ein bisschen ausgetauscht“, erklärte Toku.

Deshalb stieg Viktoria Berlin unter Toku ab

Sein Engagement beim Drittliga-Neuling kam letztlich zu spät. Am 3. März übernahm Farat Toku den Posten von Aufstiegstrainer Benedetto Muzzicato. Der Neuling war grandios in die Saison gestartet, verlor dann aber mehr und mehr den Faden. Toku konnte die Talfahrt nicht sofort stoppen: Im März gab es etliche Englische Wochen, kaum Training, viele Ausfälle.

Danach zeigte Viktoria einige starke Leistungen wie bei den Siegen gegen Magdeburg und den BVB U23. Letztlich stieg Berlin nach einem 3:4 am letzten Spieltag gegen Meppen aber ab. Der SC Verl rettete sich.

Sieg im Finale des Landespokals sichert das spätere VfL-Los

Nur eine Woche später feierte Farat Toku einen tollen Abschied: Die Viktoria gewann das Berliner Landespokal-Finale gegen den finanziell gut ausgestatteten Regionalligisten VSG Altglienicke mit 2:1 und zog damit in den DFB-Pokal ein.

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Cheftrainer Keskin führt eine blutjunge Berliner Mannschaft

Cheftrainer ist nun Semih Keskin, der langjährige Trainer der erfolgreichen Bundesliga-A-Junioren der Berliner. „Die Idee der Vereinsführung, mit Eigengewächsen und dem, was man in den vergangenen Jahren in der eigenen Jugendabteilung aufgebaut hat, die sportliche Entwicklung des Vereins weiter voranzutreiben und schrittweise in den Profifußball zurückzukehren, hat mich absolut überzeugt“, sagte der 33-Jährige bei seinem Antritt Ende Mai.

Toku drückt das so aus: „Sie haben eine junge Mannschaft. Sie wollen Berliner Fußball spielen mit vielen Berliner Jungs und Spielern aus der Umgebung.“

Nach dem Abstieg gab es einen Riesen-Umbruch, der Altersschnitt des aktuellen Kaders beträgt gerade einmal 21,2 Jahre – Bochum kommt als „älteste“ Mannschaft der Bundesliga auf 27,3 Jahre. Einige der sechs aus der U19 aufgerückten Talente trainierten und spielten bereits unter Toku.

20 Abgänge, 17 Zugänge: Riesenumbruch bei Viktoria Berlin

Gleich 20 Spieler haben den Klub verlassen. Elf externe Zugänge gab es. Bis auf Torwart-Talent Marcel Köstenbauer (20), der vom österreichischen Erstligisten Austria Klagenfurt ausgeliehen wurde, spielten sie zuvor alle höchstens in der 4. Liga – und sind fast alle 18 bis 22 Jahre jung.

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Umso wichtiger ist der Stamm, der in der Vorsaison Drittliga-Erfahrung sammelte. Geblieben sind die Innenverteidiger Jakob Lewald (23) und der derzeit allerdings verletzte Tobias Gunte (25). Mittelfeldspieler Christopher Theisen ist mit 29 Jahren der älteste Spieler im Kader.

Ferner sind der Viktoria treu geblieben: der linke Mittelfeldmann Firat Sucsuz (26), der in der Vorsaison nur auf zwei Einsätze kam, der offensive Mittelfeldmann Enes Küc (25) und Moritz Seiffert (21), ein talentierter Linksaußen. Küc und Seiffert waren in der 3. Liga Stammkräfte, ebenso wie Lewald. Ein Trio, das Berlin gegen Bochum führen soll. In der Liga will sich Berlin zunächst neu aufbauen und etablieren, der Wiederaufstieg ist kein Thema.

Generalprobe: 0:2 gegen Tifferts Chemnitz

Bei der Generalprobe am Samstag gab es ein 0:2 gegen Liga-Konkurrent Chemnitzer FC, trainiert vom Ex-Bochumer Christian Tiffert. Zur Startelf zählten einige ehemalige U19-Spieler wie Stürmer Diren-Mehmet Günay. Trainer Keskin: „Wir sind auf dem richtigen Weg, haben aber auch noch viel Arbeit vor uns.“

So spielte Viktoria beim letzten Testspiel der Vorbereitung gegen Chemnitz:

Köstenbauer – Touglo (59. Durmushan), Lewald, Baca, Seiffert, Werbelow (81. Milos Cvjetinovic.), Inaler (72. Theisen), Mladen Cvjetinovic, Küc, Mattmüller (81. Yilmaz), Günay