Bochum. Anthony Losilla war bestens gelaunt beim Auftakt des VfL Bochum. Der Kapitän spricht über Goralski, Stöger und seine Karriere-Planung.

Anthony Losilla posierte für Fotos mit Fans. Er schrieb Autogramme. Ein lockerer Spruch hier, einer dort: Der Kapitän des VfL Bochum genoss das Bad in der kleinen Menge beim Trainingsauftakt des VfL Bochum. Und genoss noch mehr, dass der Ball wieder rollt.

„Viel zu lang“ sei die Pause gewesen, sagte der bestens aufgelegte Mittelfeldmann des VfL nach der 80-minütigen Auftakt-Einheit vor knapp 300 Fans an diesem Montagvormittag – in den Ferien wären sicher noch deutlich mehr Anhängerinnen und Anhänger gekommen.

Leistungstests: Nur Luis Hartwig hat bessere Werte als Losilla

Natürlich habe er den Urlaub genossen mit seiner Familie, er war in seinem Heimatland Frankreich und auf Sardinien, „ganz entspannt“, erzählt er. Und er hielt sich fit, wie immer. „Das ist ja das, was ich kann“, sagt der 36-Jährige mit einem Lächeln, nicht dem letzten Lächeln in diesem Gespräch mit den Medienvertretern. Bei der Leistungsdiagnostik hatte wohl nur ein Bochumer bessere Werte als der Routinier, der 18-jährige Luis Hartwig. Cristian Gamboa (32) war auf Augenhöhe mit Losilla. „Die Jungen pushen mich und fordern mich immer heraus - aber die meisten schaffen es nicht“, sagt Losilla grinsend.

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Der Kapitän, einer der Besten der Vorsaison, geht weiterhin voran. Wahnsinnig gefreut habe er sich auf das erste Training. „Meine Karriere geht ja eher dem Ende entgegen als dass sie am Anfang steht“, sagt er. „Ich genieße jede Sekunde, die ich auf dem Platz bin. Ich freue mich auf die Saison und werde wieder mein Bestes geben.“

Karriere-Ende? Daran verschwendet Losilla noch keinen Gedanken

Sein Bestes war in seinen bisher acht VfL-Jahren immer gut genug, um unumstrittener Startelf-Spieler zu sein. In seiner ersten Bundesliga-Saison verpasste er nur ein Spiel wegen einer Corona-Infektion, wurde zweimal ausgewechselt – und spielte 31 Mal über die komplette Distanz. Er war einer der laufstärksten Spieler der Liga, er dirigierte sein Team als Sechser.

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„Jedes Jahr“, sagt Trainer Thomas Reis, „wird vorher gefragt, wann Toto abgelöst wird. Bisher hat es noch nie jemand geschafft, an ihm vorbeizukommen. Das zeigt auch, was für ein toller Sportsmann Toto ist.“ Ein Karriere-Ende ist für Losilla kein Thema: Sein Vertrag, zuletzt um ein Jahr verlängert, läuft bis zum Sommer 2023, dann wird er 37 Jahre alt sein. Losilla: „Ich denke nur an die nächste Saison. Die will ich wieder genießen. Und wenn ich dann noch fit bin, warum soll ich nicht noch länger spielen?“

Warum sich Losilla auf seinen Konkurrenten Goralski freut

Sein neuer Konkurrent kommt aus Polen: Bochum hat Jacek Goralski verpflichtet. Der 29-Jährige ist ein für seine Aggressivität bekannter Sechser. Ob er Losilla verdrängt, ob er neben ihm auf der Doppel-Sechs spielt? „Das wird sich in der Vorbereitung zeigen“, sagt Reis. Losilla jedenfalls, ganz Teamplayer, sagt: „Ich freue mich auf ihn. Jacek ist polnischer Nationalspieler und wird uns verstärken. Wir brauchen viele gute Spieler für die kommende Saison, die nicht einfach werden wird.“

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Der offensive Mittelfeldmann Kevin Stöger, mit dem Losilla ja in Bochum bereits von 2016 bis 2018 zusammengespielt hat, ist schon da, wobei der Zehner beim Trainingsauftakt angeschlagen fehlte. „Er hat eine super Technik, ein Auge für die Mitspieler. Er hat damals eine überragende Saison bei uns gespielt“, sagt Losilla.

Nur fünf Feldspieler mit Bundesliga-Format sind beim Trainingsauftakt

Noch gibt es aber bekanntlich deutlich mehr Abgänge (13) als Zugänge (4). Beim Trainingsauftakt fehlten zudem die sieben Nationalspieler sowie die angeschlagenen Stöger und Simon Zoller, die aktuell individuell arbeiten und im Laufe der Woche dazustoßen sollen. „Wir wollten kein Risiko eingehen“, sagt Reis.

Nur elf Feldspieler waren daher beim Trainingsauftakt am Ball, darunter der A-Jugendliche Mohammed Tolba, ein 17-jähriger Innen- und Außenverteidiger, der für die Vorbereitung bei den Profis fest eingeplant ist. Zudem spielen in den sportlichen Planungen für die kommende Saison auch die Wechsel- bzw. Leihkandidaten Silvere Ganvoula, Tarsis Bonga, Moritz Römling, Luis Hartwig und Tim Oermann keine oder kaum eine Rolle.

Trainer, Kapitän, Neuzugang: (v.l.) Philipp Hofmann, Thomas Reis und Anthony Losilla beim Trainingsauftakt des VfL Bochum.
Trainer, Kapitän, Neuzugang: (v.l.) Philipp Hofmann, Thomas Reis und Anthony Losilla beim Trainingsauftakt des VfL Bochum. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Unterm Strich präsentierten sich am Montag nur fünf Feldspieler den Fans, die Bundesliga-Niveau haben: Philipp Hofmann, Danilo Soares, Cristian Gamboa, Vasileios Lampropoulos und Losilla. Hinzu kamen die drei Torhüter Manuel Riemann, Michael Esser und Paul Grave. Die meisten Nationalspieler steigen am kommenden Montag, 27. Juni, ein. Die in der Länderspielphase besonders lange belasteten Takuma Asano (Rückkehr für 30. Juni geplant) und Jacek Goralski (4. Juli) haben noch etwas länger Urlaub.

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Losilla zum Kaderstand: „Unsere Verantwortlichen haben alles im Griff“

Losilla ist trotz des derzeit dünnen Kaders aber nicht bange. „Das ist normal zu diesem Zeitpunkt. Unsere Verantwortlichen haben alles im Griff und werden unsere Mannschaft noch verstärken.“ Kandidaten sind wie berichtet unter anderem Flügelstürmer Jordi Osei-Tutu vom FC Arsenal U23, der wohl bald vorgestellt werden wird, Philipp Förster (Mittelfeldzentrum, VfB Stuttgart, Vertrag dort bis 2023), Pierre Kunde Malong (Mittelfeldzentrum, Olympiakos Piräus, Vertrag dort bis 2024) und Konstantinos Stafylidis (Außenverteidiger/Sechser, TSG Hoffenheim, 2023).

Losilla setzt auch kommende Saison wieder auf eine kampfstarke Einheit, zu der auch die Fans zählen. „Sie haben uns in der letzten Saison hervorragend unterstützt. Wir müssen als Mannschaft erneut das gut machen, was uns stark gemacht hat. Und wir brauchen erneut die Unterstützung unserer Fans.“

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