Bochum. Das Ruhrstadion, die Spielstätte des VfL Bochum, wird als Schmuckkästchen bezeichnet. Modernisiert werden muss es dennoch. So wird es umgebaut.
Ganz bewusst definiert und präsentiert sich der VfL Bochum als Gegenentwurf zur Glitzerwelt des modernen Fußballs. „Der VfL weckt seit Jahrzehnten die Sehnsucht nach Romantik. Das liegt auch an unserem Stadion, das junge und ältere Menschen anspricht, die die modernen, glattgebügelten Arenen ohne Ecken und Kanten gerne eintauschen wollen“, sagt Ilja Kaenzig, Sprecher der Geschäftsführung des VfL. Klar aber ist ebenso, dass auch das Vonovia Ruhrstadion renoviert und modernisiert werden muss. Das sagt die Stadt zu bereits durchgeführten und noch anstehenden Maßnahmen.
Es schadet bestimmt nicht, dass Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch ein Fan des VfL ist. Er ist regelmäßig im Stadion, steht dann in der Ostkurve und er ist Mitglied im VfL-Fanclub „Cafe Sachs“, der 1997 gegründet wurde, weil nur Fanclubs Karten für das Auswärtsspiel nach Trabzon bekamen.
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In einem WAZ-Interview im Mai 2021 sagte er darüber hinaus zum Vonovia Ruhrstadion: „Ich liebe dieses Stadion, weil es ein echtes Fußballstadion mitten in der Stadt ist, zwei Haltestellen vom Bahnhof entfernt. Seine Gradlinigkeit und die Lage mitten in der Stadt passen zu Bochum. Wichtig ist, das Stadion immer up to date zu halten, um den Anforderungen von Erstligafußball auch gerecht zu werden. Wir prüfen ständig, was wir tun müssen, um das dauerhaft sicherzustellen.“
Vier Toilettenanlagen wurden im Ruhrstadion renoviert
Fakt aber ist, dass das Ruhrstadion eben nicht „up to date“ ist, dass Umbau- oder Renovierungsmaßnahmen auch mit Blick auf die nächste Saison erforderlich sind. Auf Anfrage antwortete die bei der Stadt für das Ruhrstadion zuständige Sportverwaltung, dass sie in einem regelmäßigen Austausch mit dem VfL Bochum stehe.
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„Alle Erfordernisse werden hier besprochen und ausgetauscht. So wurden bereits vor der letzten Saison mehrere Maßnahmen am und ums Stadion herum durchgeführt. Insgesamt vier Toilettenanlagen (Blöcke D, I, M und O) wurden vollständig renoviert. Außerdem wurde der Weg hinter der Ostkurve verbreitert und mit neuer Beleuchtung versehen, um einen besseren und sicheren Zu- und Abfluss der Zuschauer sicherstellen zu können.“
Des Weiteren sei die „Beschallungsanlage für innen und außen“ modernisiert worden, „um auch bei Notfällen die entsprechenden Durchsagen besser kommunizieren zu können. Außerdem wurde bereits ein großer Teil der Sitzschalen ausgetauscht“.
Nach dem Aufstieg wurden weitere Kameras installiert
Nach dem Aufstieg des VfL in die Bundesliga wurden bestehende Medienrichtlinien umgesetzt: „Dazu gehörten unter anderem die Installation weiterer Kamerapodeste, die Einrichtung der Torlinientechnik und weiterer Kameras, neue Verkabelungen und die Installation einer Vorrichtung für die sogenannte Spidercam, die bei der Übertragung von Topspielen am Samstagabend zum Einsatz kommt. Auch wurde der Rasen auf dem Hauptspielfeld getauscht.“
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Bis zum Saisonstart Anfang August wird es weitere Umbauarbeiten am Stadion geben. So wird aufgrund „vorgegebener Blocktrennungsmaßnahmen“ eine weitere Toilettenanlage im Block E 1 zum Saisonstart fertiggestellt sein, so dass das Provisorium (Toilettencontainer) abgebaut werden kann. Weitere Toilettenanlagen seien grundgereinigt worden. „Die Reinigung der Spannbetonbinder wird in nächster Zeit durchgeführt. Aktuell wird der Rasen des Trainingsplatz 1 getauscht.“
Da die Bundesligisten immer nachhaltiger und umweltbewusster werden müssen, wird zu Beginn der neuen Saison ein Mehrwegbechersystem im Ruhrstadion eingeführt. „Um ausreichend Abgabestellen für die Pfandbecher anbieten zu können“, teilt die Sportverwaltung dazu mit, „werden zur Zeit die nicht mehr benötigten Kassenhäuschen umgebaut.“
Ruhrstadion soll weitere Fahrradstellplätze bekommen
In der Planung ist zudem laut Sportverwaltung „die kurzfristige Schaffung von weiteren Fahrradabstellplätzen. Seitens des VfL wird der Weg vom Quellenweg Richtung Stadion in Höhe des Betriebshofes zu einer Verweilfläche für Fans umgestaltet“.
Nach dem Becherwurf im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach, als ein Fan Schiedsrichterassistent Christian Gittelmann mit einem gefüllten Getränkebecher am Hinterkopf getroffen hatte, der Unparteiische Benjamin Cortus die Begegnung zunächst unterbrochen und eine Viertelstunde später offiziell abgebrochen hatte, hatte der VfL mitgeteilt, die Videoüberwachung auszubauen.
Welche Kosten dabei entstehen, sei noch nicht bekannt, teilt die Sportverwaltung mit. „Die Planungen hierzu laufen beim VfL Bochum. Auch ist die Kostenbeteiligung durch die Stadt noch nicht geklärt.“
INFO
Wohnungsriese Vonovia SE mit Sitz in Bochum ist Haupt- und Trikotsponsor des Bundesligisten. Der DAX-Konzern, der bereits seit 2016 Namensgeber des Stadions ist und zudem Premium Partner war, wurde im Juli 2021 als Nachfolger des damaligen Trikotsponsors Tricorp Workwear präsentiert. Der Vertrag galt zunächst ligaunabhängig für zwei Jahre bis zum Ende der Saison 2022/23.
Intern war da von einem „Quantensprung“ die Rede. Nach Informationen dieser Redaktion kassiert der Bundesligist künftig deutlich mehr als das Dreifache für die Werbung auf der Brust als in der 2. Liga. Tricorp Workwear zahlte nach WAZ-Informationen in den letzten drei Jahren – der Vertrag lief nun zum Saisonende 2021 aus – 700.000 Euro im Jahr. Der neue Deal bringt Bochum grob geschätzt rund 2,5 Millionen Euro pro Jahr.
Inzwischen wurde der Vertrag, der im Sommer 2021 ausgelaufen war, vorzeitig um fünf weitere Jahre bis 2026 verlängert. Natürlich auch mit dem Segen der Stadt, der Eigentümerin des Stadions. Der Vertrag gilt auch für die 1. und 3. Liga – preislich jeweils nach oben und unten angepasst.