Bochum. Bundesligist VfL Bochum sucht einen Nachfolger für Sport-Geschäftsführer Schindzielorz. Einiges spricht für, manches gegen Patrick Fabian.
Beim VfL Bochum läuft die Suche nach einem Nachfolger für Sebastian Schindzielorz. Der Geschäftsführer Sport arbeitet derzeit zwar weiterhin nahezu rund um die Uhr am Kader für die kommende Saison. Wie diese Redaktion erfuhr, wird der VfL bis zum Trainingsauftakt am 20. Juni definitiv Vertragsverlängerungen sowie neue Spieler präsentieren. Bereits seit Dezember vergangenen Jahres arbeitet Schindzielorz am kommenden Kader, bei einigen Spielern stehen die Verhandlungen kurz vor dem Abschluss, heißt es.
In punkto einer Geschäftsführer-Nachfolge sieht die Vereinsspitze mit dem Vorstandsvorsitzenden Hans-Peter Villis auch deshalb keinen akuten Zeitdruck, weil Schindzielorz weiter „mit Hochdruck“ für Bochum am Ball ist. Zudem ist mit Ilja Kaenzig der für die Finanzen zuständige Sprecher der Geschäftsführung weiter an Bord. Kaenzig hat seinen Vertrag verlängert, nach Informationen dieser Redaktion gilt der neue Kontrakt nun bis Juni 2025.
VfL-Chef Hans-Peter Villis: „Wir brechen nichts übers Knie“
„Wir brechen nichts übers Knie“, erklärte Villis gegenüber dieser Redaktion auf die Frage nach der Schindzielorz-Nachfolge. Dennoch ist der Tenor klar: Der neue Geschäftsführer Sport soll so früh wie möglich und so spät wie nötig loslegen.
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Schindzielorz’ Vertrag gilt zwar noch bis zum Jahresende, aber eine deutlich frühere Trennung wird angestrebt, um mit einer längerfristig gebundenen Führungscrew um Ilja Kaenzig und Cheftrainer Thomas Reis, dessen Vertrag im Juni oder Juli langfristig verlängert werden soll, in die neue Saison gehen zu können.
Schindzielorz arbeitet intensiv am Kader - ein Scherbenhaufen würde allen schaden
Auch Schindzielorz käme ein früheres Ende sicherlich entgegen. Er selbst hatte vergangene Woche erklärt, dass er solange für den VfL Bochum weiterarbeite, „bis ein Nachfolger gefunden ist“. Und, das darf man ergänzen: Seine laufenden Vertragsgespräche mit Spielern wenigstens weitgehend zu Ende gebracht sind. Schindzielorz will ja keinen Scherbenhaufen hinterlassen – zum Wohl des Vereins und aus eigenem Interesse.
Einen Schnellschuss bei der Schindzielorz-Nachfolge in den nächsten Tagen wird und kann es aus weiteren Gründen nicht geben, denn dafür ist die nur scheinbar einfache Lage – einer geht, einer kommt – zu komplex.
BVB-Chefscout Pilawa ist bisher kein Thema beim VfL Bochum
Bis Klarheit herrscht, wird entsprechend auch medial viel spekuliert. Nach Informationen dieser Redaktion gibt es zahlreiche Interessenten, die zum Teil auf der Liste der Bochumer stehen, die sich zum Teil aber auch von sich aus beim VfL ins Gespräch bringen. Einen Manager zu verpflichten, der auf eine längerfristige Perspektive weniger Wert legt als auf einen kurzfristigen Job, nur um im Geschäft zu bleiben oder in dieses zurückzukehren, wäre keine gute Lösung.
Wer kommt zum VfL? „Sky“ hatte am Montagabend berichtet, dass der Chefscout des BVB ein Kandidat auf die Schindzielorz-Nachfolge sei. Nach gesicherten Informationen dieser Redaktion aber war man in der Führungsetage des VfL Bochum über diese Nachricht einigermaßen überrascht. Einen Kontakt zu Pilawa hat es bis Dienstag jedenfalls noch nicht gegeben. Sky brachte Pilawa zudem mit Hertha BSC in Verbindung.
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Große Manager-Namen? Zu teuer für den VfL Bochum
Wer kommt zum VfL? Große Manager-Namen tauchen auf der Liste des VfL sicherlich nicht zuerst auf. Sie sind schlicht zu teuer. Zudem ist fraglich, ob sich ein erfahrener Mann der ersten Kategorie ins Abenteuer Bochum stürzen würde ohne ausreichend Sicherheiten, sprich: einen sehr langfristigen, also wiederum sehr teuren Vertrag, idealerweise noch mit Sicherheits-Klauseln versehen.
Schließlich muss er zunächst den Kader übernehmen, den er gar nicht zu verantworten hat. Und dass der VfL in der kommenden Saison als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt wird, macht die Aufgabe zwar einerseits besonders interessant, andererseits aber auch sehr riskant.
Patrick Fabian: Das spricht für den Ex-Profi
Neben einer externen Lösung ist auch eine interne Lösung weiterhin Thema im Aufsichtsrat (Präsidium) des VfL. Patrick Fabian wird schon länger heiß gehandelt, und es gibt einige Kriterien, die für ihn sprechen.
Seine tiefe Verbundenheit zum VfL Bochum, zu dem Verein, bei dem er seine gesamte Profikarriere verbrachte, ist ein großer Pluspunkt Fabians. Zudem ist er seit zwei Jahren als Assistent von Schindzielorz tätig, also eingearbeitet ins Geschäft.
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Fabian ist studierter Wirtschaftswissenschaftler, wissbegierig. Er bildet sich ständig fort, und er ist extrem widerstandsfähig und ehrgeizig. Als Profi hat Fabian vier Kreuzbandrisse überstanden, er kam immer wieder zurück. Fabian ist im Klub, bei den Fans, bei den Partnern hoch geschätzt. Zudem ist er sozial engagiert. Charakter, Typ, Bildung: Das passt. Zu den aktuellen Gerüchten äußert sich Fabian nicht, auch das spricht für ihn.
Das spricht gegen Patrick Fabian als Sport-Chef
Was Fabian fehlt: Erfahrung im knallharten Fußball-Business als Manager. Nicht nur wegen seiner erst 34 Jahre ist er (noch) sehr nah dran an der Mannschaft. Aktuell sieht sein neuer, um zwei Jahre verlängerter Vertrag ja vor, dass er als Bereichsleiter der Lizenzspielermannschaft eine „Schnittstelle zwischen der Geschäftsführung und dem Lizenzbereich“ sein soll, wie er es in einer Pressemitteilung selbst formulierte.
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Der Bochumer ist noch einmal fünf Jahre jünger als Schindzielorz (heute 43) bei seinem Antritt im Februar 2018, als er vom langjährigen Assistenten Christian Hochstätters zum Geschäftsführer Sport aufgestiegen war. Damals ging es ganz schnell. Kurz nach der Trennung von Hochstätter wurde Schindzielorz bereits präsentiert.
Schindzielorz’ Entschluss ist jetzt nicht vom Himmel gefallen, er deutete sich in den stockenden Vertragsverhandlungen lange genug an. Fabian könnte also sofort loslegen. Dass dies noch nicht der Fall ist, spricht gegen eine direkte Beförderung zum alleinigen Geschäftsführer Sport.
Doppel-Lösung beim VfL Bochum würde wiederum Fragen aufwerfen
Bei einer Doppellösung mit Fabian und einem weiteren Mann an seiner Seite – womöglich aus den eigenen Reihen – würde sich die Frage stellen, wer den Hut aufhaben und die Verantwortung im Fall des Scheiterns übernehmen soll. Und natürlich auch die Kostenfrage. Eine eher unwahrscheinliche Variante also, zumal Fabian auch als Spieler schon ein Typ war, der sich der Verantwortung stellt und Klartext spricht.
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Und: Schindzielorz begann als Manager in der 2. Liga. In der Bundesliga weht der (öffentliche) Wind rauer. Auch Fabian wird sich gut überlegen, ob er das Wagnis überhaupt eingehen will. Und falls ja, zu welchen Konditionen.
Im Fußball muss man ja vorsichtig sein, vieles kann sich sehr schnell drehen. Aber diese Wette darf man getrost eingehen: Der zweite externe Neuzugang nach Philipp Hofmann wird deutlich eher beim VfL Bochum landen als der neue Geschäftsführer Sport.