Bochum. 38 Tore schaffte Aufsteiger VfL Bochum in der Bundesliga. Es waren einige bemerkenswerte darunter. Die Noten Teil drei: die Angreifer

Als sich Simon Zoller früh in der Saison das Kreuzband riss, schien es um den Angriff des VfL Bochum schlecht bestellt. Der Aufsteiger kam dann auch lange Zeit ohne den Mann, der nach Toren den Bizeps zeigt, durch die Saison. Am Ende war er wieder dabei, feierte auch mit den Sturmkollegen, die viele wichtige und einige sehr sehenswerte Tore erzielt hatten. Die Noten der Saison, teil drei: die Angreifer, offensive Außenbahn und Stürmer.

Danny Blum (13 Einsätze, 2 Mal Startelf, 2 Tore)

Blum gehört zu der seltenen Spezies von Spielern, die Unterschiedsspieler genannt werden. Das Problem bei diesen Unterschiedsspielern aber ist oft, dass sie, im Unterschied zu normalen Spielern, anfälliger für Verletzungen sind. Blum hat gefühlt in seiner Zeit beim VfL mehr Spiele gefehlt, als dass er in ihnen den Unterschied machen konnte. Kam auch in dieser Saison somit nur auf 13 von 34 möglichen Spielen in der Liga. Machte dabei nur im Spiel gegen seinen ehemaligen Club Eintracht Frankfurt wirklich den Unterschied, weil er nach weniger als drei Minuten zum 1:0 traf. Sein zweites Tor war ein schmucker Freistoß im darauffolgenden Spiel bei Borussia Mönchengladbach. Eigentlich wollte und will er, nach eigener Aussage, noch zwei, drei Jahre beim VfL bleiben und erst dann ins Ausland wechseln. Dafür müsste er aber wohl darauf verzichten, das Gehalt eines Unterschiedsspielers einzufordern. Note: 4

Simon Zoller (10 Einsätze, 6 Mal Startelf, 3 Tore)

Simon Zoller fehlte lange wegen eines Kreuzbandrisses. Gegen Ende der Saison war er wieder dabei und gab sein Comeback.
Simon Zoller fehlte lange wegen eines Kreuzbandrisses. Gegen Ende der Saison war er wieder dabei und gab sein Comeback. © FUNKE Foto Services | Udo Kreikenbohm

Am Ende zeigte er ihn wieder, den Bizeps des linken Armes. Zoller traf zum zwischenzeitlichen 1:2 beim 2:3 zum Abschluss der Spielzeit bei Union Berlin. Den Großteil der Saison aber trainierte Zoller andere Muskeln, die in den Beinen. Speziell den Musculus quadriceps femoris und die ischiokrurale Muskulatur im linken Bein. Im Training Mitte September riss er sich das Kreuzband und als Spieler, der eine gewisse Affinität zur Medienbranche hat, hätte er sich mit seiner Rückkehr ins Training und auf das Spielfeld eigentlich noch etwas gedulden müssen.

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Die schönere Geschichte, als beim einem 0:0 gegen Bayer Leverkusen sein Comeback zu geben, wäre doch ein Comeback mit Tor in der Relegation gegen den FC Schalke 04 gewesen. Vielleicht ahnte Zoller aber auch, dass sowohl die Bochumer als auch die Schalker nicht Relegation würden spielen müssen. Jetzt gilt Zoller für die nächste Saison quasi wieder als neuer Spieler im Team. In der Sommerpause wird er sich wieder mehr dem Bizeps widmen. Note: 3

Takuma Asano (27 Einsätze, 20 Mal Startelf, 3 Tore)

Was viele nicht wissen: durch ihn gibt es überhaupt erst die Formulierung „alles Takko“. So wird der flotte Japaner im Dress des VfL nämlich von allen gerufen. Gegen Hoffenheim zeigte er, wie der Ruf seinerzeit entstand. Als junger Spieler erzielte er bei seinem ersten Verein Yokkaichi Chuo Technical HS bei einem 7:0-Sieg mal alle sieben Tore – alles Takko. Zeigte zu Beginn der Saison immer wieder, wie schnell und technisch stark er ist, konnte das aber lange Zeit nicht gewinnbringend genug für das Team einsetzen. Qualifizierte sich mit Japan für die WM in Katar, trifft dort in der Vorrunde auf Deutschland. Inzwischen weiß er auch, wer Bundestrainer ist. Angesprochen auf Hansi Flick hatte er nach seinen beiden Toren gegen Hoffenheim noch gesagt: „Hansi Flick, was ist das?“ Hansi Flick wiederum wird längst wissen, wer Takuma Asano ist. Note: 2.5

Gerrit Holtmann (29 Einsätze, 23 Mal Startelf, 5 Tore)

Gerrit Holtmann: Sein „Tor des Jahres“ gegen Mainz wurde später auch „Tor des Jahres“.
Gerrit Holtmann: Sein „Tor des Jahres“ gegen Mainz wurde später auch „Tor des Jahres“. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Wenn aus einem „Tor des Monats“ später ein „Tor des Jahres“ wird, muss das Tor ein ganz besonderes Tor gewesen sein. Das war es auch, Holtmanns 1:0 gegen den FSV Mainz 05 im ersten Spiel im Ruhrstadion nach der Rückkehr des VfL Bochum in die Bundesliga. Nach dem Solo an (fast) allen Mainzer Spielern vorbei, trägt er seitdem den Spitznamen Ruhrpott-Messi. Und wie so oft, wenn einem etwas richtig Gutes gelingt, dann trägt das durch die Saison. Holtmann machte im Saisonverlauf noch vier weitere Tore, eins stand dann wieder zur Wahl zum „Tor des Monats“.

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In diesem Sommer will Holtmann endlich sein erstes Länderspiel für die Philippinen, dem Heimatland seiner Mutter machen. Darüber hinaus hat er schon den Wunsch geäußert, dass er beim VfL gerne einen längeren Vertrag hätte. Vielleicht macht bei ihm eine Klausel Sinn, dass er für jedes Tor, dass für die Auswahl zum „Tor des Monats“ nominiert wird, extra Euros bekommt. Note: 2,5

Jürgen Locadia (11 Einsätze, 4 Mal Startelf, 2 Tore)

17 Spiele in der Liga hätten es für Locadia werden können, er kam in der Winterpause. In elf Spielen stellte er sich dann ins Schaufenster, um sich für seinen nächsten Verein interessant zu machen. Wird wohl nicht mehr für den VfL spielen, ist unter anderem schwer zu finanzieren. Dazu kommt, dass er dem Team zwar sportlich weiterhalf und auch akzeptiert war, dass er aber nicht in erster Linie das war, was man gemeinhin einen Teamplayer nennt. Hatte, wenn er spielte, immer wieder gute Ideen und war eine gute Ergänzung zu Sebastian Polter. Note: 3,5

Christopher Antwi-Adjei (25 Einsätze, 12 Mal Startelf, 1 Tor)

Edeljoker: Christopher Antwi-Adjei (v.) ist der Spieler des VfL Bochum, der am häufigsten eingewechselt wurde.
Edeljoker: Christopher Antwi-Adjei (v.) ist der Spieler des VfL Bochum, der am häufigsten eingewechselt wurde. © Jürgen Fromme/firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Der Spitzname des schnellen Außenangreifer ist: Jimmy, gerne auch Dschimmi ausgesprochen. Und wenn schon mal die Gelegenheit ist, den Titel eines Romans von Johannes Mario Simmel einzubauen, dann sollte man diese Chance nicht verstreichen lassen. Zumal – Jimmy ging zum Regenbogen – ja an manchen Stellen in manchen Spielen auf Antwi-Adjei zu traf. So holte er gegen Dortmund beim 1:1 im Hinspiel mit einem schnellen Antritt den Elfmeter heraus, den Polter verwandelte. Kam auf 25 Spiele, wurde dabei 13 Mal eingewechselt und ist damit der Spieler, den Trainer Reis am häufigsten als Joker brachte. Antwi-Adjei kann sich noch leise Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme mit Ghana machen. Dafür sollte er sich zu Beginn der nächsten Saison aber deutlich effektiver vor dem Tor zeigen. Tempo hat er, aber eben auch im Abschluss gerne mal eine Ball-Allergie. Note: 3,5

Sebastian Polter (33 Einsätze, 27 Mal Startelf, 10 Tore)

Bei dem Namen drängte sich diese Vorstellung auf. Demnächst werde es regelmäßig Polterabende im Ruhrstadion geben, hieß es, als Polter kurz vor dem Saisonbeginn vorgestellt wurde. Bildete sofort in seinem ersten Spiel mit Simon Zoller ein gutes Duo. Das wurde durch die Verletzung von Zoller auseinandergerissen. Polter war dann oft die Ein-Mann-Büffelherde, der die gegnerischen Abwehrreihen allein schon dadurch beschäftigte, indem er im Vollsprint auf sie zulief. Machte zehn Tore, fünf mit dem Kopf, fünf mit rechts. Könnte also am Abschluss mit seinem linken Fuß arbeiten. Wird das sicher machen, aber nicht mehr beim VfL Bochum. Polter wechselt mit großer Sicherheit zu Eintracht Frankfurt und beschert dem VfL Bochum eine Ablösesumme von knapp 2 Millionen Euro. Note: 2,5

Ohne Note, weil zu wenig Spiele

Tarsis Bonga, Luis Hartwig.