Bochum. Tor des Jahres, Stammkraft: Außenstürmer Gerrit Holtmann hat geliefert. Jetzt will er seinen Vertrag verlängern. Oder den VfL Bochum verlassen.

Gerrit Holtmann spricht nicht drumherum. Der Außenstürmer des VfL Bochum will am Dienstag nach dem Training die Floskel, dass er sich in Bochum wohlfühlt, nicht extra bemühen bei der Frage nach seiner sportlichen Zukunft. Natürlich fühlt er sich in Bochum, beim VfL wohl. Er ist Stammkraft, erfolgreich, beliebt bei Spielern und Fans. Ob er auch kommende Saison für Bochum spielt, ist zwar wahrscheinlich – aber noch nicht entschieden.

Bochum will den Vertrag mit Holtmann verlängern. Gehalt, Dauer, Klauseln spielen dabei immer eine wesentliche Rolle. Holtmann will auch verlängern. Und zwar nicht irgendwann, sondern bald.

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Bochums Stürmer Holtmann will „zeitnah“ wissen, wie es weitergeht

Der Kontrakt des 27-Jährigen gilt nur noch für ein weiteres Jahr bis 2023. Nach Informationen dieser Redaktion gibt es eine Ausstiegsklausel, über die Höhe der festgelegten Ablösesumme ist nichts bekannt. Holtmann will Vertragsdetails nicht kommentieren. Er sagt aber klipp und klar: „Mein Vertrag geht nur noch ein Jahr. Das bedeutet in der Regel: entweder verlängern oder verkaufen. Die Gespräche werden nach der Saison geführt. Ich möchte zeitnah wissen, wie es weitergeht und möglichst nicht mit einem auslaufenden Vertrag in die nächste Saison gehen.“

Anfragen von anderen Klubs liegen laut Holtmann bisher nicht vor. Auch nicht von Mainz, seinem Ex-Klub. Dort baut er eine Wohnung, die Ende des Jahres bezugsfertig sein soll. Wegen seiner Freundin in Mainz und vieler Freunde dort. Für die sportliche Planung spiele der Wohnsitz keine Rolle, versichert Holtmann.

Holtmann erklärt den Grund für seinen Wunsch einer schnellen Entscheidung

Der Grund, schnell Klarheit trotz laufenden Vertrages haben zu wollen? „Ich war in den letzten zwei, drei Jahren weitgehend verletzungsfrei, in den Jahren davor nicht“, erklärt Holtmann. „Ich habe keine Angst vor einer schweren Verletzung, aber Respekt. Ich möchte im schlimmsten Fall nicht in einem Jahr ohne Vertrag dastehen. Das ist mir zu riskant.“

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Holtmann erinnert auch an Thomas Eisfeld, der sich am Ende der vergangenen Saison verletzt hatte. Nach seinem Vertragsende beim VfL stand der Mittelfeldmann monatelang ohne Kontrakt da, ehe er beim Viertligisten RW Essen unterschrieb.

Holtmann steigerte sich in der Bundesliga

Seit Ende August 2020 spielt Holtmann für den VfL, gekommen war er von Mainz 05 aus der Bundesliga. Mit ihm stieg Bochum in die Bundesliga auf und hielt nun souverän die Klasse. Schnell war der Linksfuß schon immer, in der 2. Liga hielt er den Saisonrekord beim Tempo mit über 36 km/h. Fußballerisch hat er sich vor allem in der Bundesliga weiterentwickelt – ganz oben angekommen ist er allerdings noch nicht. Nicht nur Trainer Thomas Reis sieht weiterhin noch Steigerungs-Potenzial beim 27-Jährigen. Im Abschluss, beim letzten Pass vor allem.

Dennoch: Mit fünf Treffern und sechs Torvorlagen bei 28 Einsätzen ist der gebürtige Bremerhavener mindestens im Soll, in der 2. Liga kam er nur auf vier Tore und sechs Torvorlagen bei 30 Einsätzen. Und seine Tore konnten ja kaum schöner, kaum emotionaler sein.

Tor des Jahres, Traumtore gegen die Besten: So begeisterte Holtmann

Holtmann erzielte das erste VfL-Tor nach der Rückkehr in die Bundesliga nach einem fulminanten Solo gegen Mainz 05 zum 1:0, es wurde im Januar in der ARD zum Tor des Jahres gewählt. Holtmann schlenzte den Ball mit seinem schwächeren rechten Fuß gegen den FC Bayern zum 4:1 in den Winkel. Holtmann erzielte in Dortmund aus der Distanz das 2:0 beim ekstatischen 4:3-Erfolg. Danach, sagt Holtmann, habe er zwei, drei Tage gebraucht, um „das Ding in Dortmund zu realisieren. Dann ging es aber weiter, wir waren gegen Bielefeld gefordert. Wir haben eine sensationelle Saison gespielt, das ist ein Verdienst der gesamten Mannschaft.“

Holtmann zählt zum Stamm der Klassenerhalts-Kämpfer. In nur fünf Partien stand er nicht im Kader: wegen einer Leisten-OP, wegen Krankheit, wegen Corona. 23 Mal spielte er von Beginn an, fünf Mal wurde er eingewechselt.

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So erklärt Holtmann seine Leistungssteigerung - und was er besser machen muss

„In der 2. Liga stehen die Gegner tiefer, wir hatten viel Ballbesitz“, erklärt Holtmann seine Leistungssteigerung im zweiten VfL-Jahr. „In der Bundesliga haben wir unser Spiel umgestellt. Wir haben es sehr vertikal angelegt, nach Balleroberungen auf unsere schnellen Außenstürmer gesetzt, das kommt mir entgegen. Wir müssen aber daran arbeiten, mehr Tore zu schießen, vorne fehlte uns, und da schließe ich mich mit ein, noch zu oft die Konsequenz. Das müssen wir in der nächsten Saison besser machen.“

Klingt nach: Verlängerung.