Dortmund. Der VfL Bochum hält mit dem sensationellen 4:3 beim BVB die Klasse in der Bundesliga. Nach der Party steht der Klub vor einem neuen Projekt.
Sebastian Polter hatte an die Fans des VfL Bochum kurz nach dem 4:3 (2:2) bei Borussia Dortmund noch eine Bitte. „Das ist für euch, VfL-er“, schrieb der 31 Jahre alte Stürmer unter ein Bild, das jubelnde VfL-Spieler vor den jubelnden VfL-Fans im Signal-Iduna-Park zeigte. „Tut mir heute Abend nur einen Gefallen: Vollgas!“ Das hätte Sebastian Polter wohl gar nicht schreiben müssen.
Die Fans hatten bereits in Dortmund mit der Feier begonnen. Nach einem Spiel, das atemlos gemacht hatte, das wechselnde Führungen, in Summe sieben Tore (für den VfL trafen Sebastian Polter, Gerrit Holtmann, Jürgen Locadia und Milos Pantovic, für den BVB dreimal Torjäger Erling Haaland) und am Ende den Klassenerhalt für Bochum gebracht hatte, war der Schlusspfiff von Schiedsrichter Robert Hartmann nur der Start für die Bochumer Klassenerhaltsfeier.
VfL Bochum: Partynacht im Bermudadreieck
Simon Zoller, Manuel Riemann, Anthony Losilla und Elvis Rexhbecaj fanden zunächst kein Ende im Stadion. Mit Schluss des Spiels hatten sich alle Bochumer Spieler, Trainer, Betreuer vor den Fans versammelt. Viele Spieler kletterten auf den Zaun, stimmten Lieder, zogen die Klassenerhalt-T-Shirts an. „Gekommen, um zu bleiben“, hieß diesmal der zu lesende Spruch. Trainer Thomas Reis bekam wieder eine Bierdusche. Er machte gar nicht erst den Versuch, wegzurennen, um trocken zu bleiben. Er genoss sichtlich das Bier von oben.
„Mit einem Sieg in Dortmund den Klassenerhalt zu schaffen, ist die Krönung der Saison“, sagte er später. „Es ist purer Stolz, den ich jetzt fühle. Als ich zum Verein gekommen bin, war er am Boden. Wir haben uns als Mannschaft, als Verein gefunden. Das waren zwei Jahre im Traum.“ Es folgte eine lange Partynacht im Bochumer Bermudadreieck, am Sonntag sagte Reis: „Wir haben gefeiert. Das darf und soll man auch. Es gab diesmal wieder ähnlich viele Gratulationen wie nach dem Aufstieg. Bis zum Mittag hatte ich nicht die Zeit, sie zu beantworten.“
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Zwei Tage hat der Trainer dem Team nun freigegeben. Am Dienstag geht es weiter mit dem Training in einer kurzen Woche. Bereits am Freitag steht für die Bochumer das nächste, das vorletzte Saisonspiel, das letzte Heimspiel der Saison an. Es geht gegen Arminia Bielefeld.
VfL Bochum: Kaenzigs Rundum-Dankeschön
Und wer die Bochumer Seele kennt, der weiß, dass es da kein Abschenken geben wird. Die Ostwestfalen stecken noch mitten im Abstiegskampf, benötigen am Freitag dringend drei Punkte, um überhaupt noch eine Chance darauf zu haben, auch in der nächsten Saison gegen den VfL Bochum zu spielen.
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Das weitere Bundesliga-Jahr hatte sich der Aufsteiger zwei Spieltage vor Saisonende gesichert. Ilja Kaenzig, Sprecher der Geschäftsführung, hatte das furioses Finale fast erwartet: „Diese großartige Saison konnte nur mit diesem Finish enden. Der Liga-Erhalt in Dortmund mit einem Sieg passt zur wahnsinnigen Saison.“
Kaenzig ist vor allem von der Willenskraft und dem Selbstbewusstsein der Spieler beeindruckt. „Aber auch die Fans, die, glaube ich, heute ganz Bochum stolz gemacht haben. Und die uns über die ganze Saison überragend unterstützt haben, ihren tollen Ruf bundesweit auch wieder gestärkt haben. Das passt alles wieder zusammen.“ Der Sprecher der Geschäftsführung geriet nach der abendlichen Feier förmlich in einen Lob-Rausch: „Wenn man dann Bilder sieht, wie Spieler auf den Händen durch die Partymeile getragen werden – unfassbar.“ Thomas Reis wurde von Kaenzig ebenfalls mit Lob überschüttet. Der Trainer habe ein „Fußball-Wunder vollbracht. Gerade auch, wenn man bedenkt, dass es am sechsten Spieltag noch nicht so gut aussah. Mein Kollege Sebastian Schindzielorz hat eine Truppe zusammengebaut, die die Bundesliga bereichert hat.“
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Im Augenblick des Triumphes kam auch Schindzielorz nicht mehr aus dem Lachen heraus. Bochums Geschäftsführer Sport blickte dann aber auch schnell weiter. „Wir sind eine absolute Bereicherung für die Bundesliga. Es war keine einfache Aufgabe, jetzt müssen wir uns neu sortieren.“ Sprich den Kader ergänzen, verändern, verbessern.
Zahlreiche Verträge beim VfL Bochum enden
Die Verträge etlicher Spieler laufen aus, die Leihspieler Elvis Rexhbecaj (Wolfsburg), Eduard Löwen (Hertha BSC) und Konstantinos Stafylidis (Hoffenheim) werden zu ihren Stammvereinen zurückkehren. Leistungsträger wie Maxim Leitsch oder Armel Bella Kotchap haben sich für höhere Aufgaben bei anderen Klubs empfohlen. Schindzielorz hat mit Reis erneut die Aufgabe, ein Team zusammenzustellen, das den VfL in der Liga hält. Finanziell ist der Verein im zweiten Jahr etwas besser aufgestellt. Aber wie hatte Kaenzig bereits gesagt: „Ob wir mit einem Lizenzspieler-Etat von 24, 25 oder 31 Millionen Euro an den Start gehen, ist doch völlig egal – weil die anderen eh mehr Geld haben. Daher tun wir gut daran, in Ruhe zu arbeiten und eine klare Strategie zu fahren. Wenn es bei anderen Vereinen drunter und drüber geht, können wir sie schlagen. Das ist die Geschichte, die wir künftig beim VfL Bochum weiterschreiben müssen.“