Bochum. Der gesperrte Trainer Reis und Sportchef Schindzielorz kritisieren den Elfmeterpfiff, sehen aber viele Gründe für das 0:2 des VfL Bochum.

Vielleicht ahnten die Bochumer, ob Trainer, Geschäftsführer, Spieler oder Fans, dass in der 43. Minute schon mehr als nur die Vorentscheidung fallen sollte. Wütend protestierten sie wahlweise beim vierten Offiziellen oder bei Schiedsrichter Bastian Dankert. Aufgebracht pfiffen sie von den Rängen. Doch Dankert blieb auch nach einem Hinweis aus dem Kölner Keller dabei.

Nach einem Kontakt von Danilo Soares an den aus dem Strafraum herausdribbelnden Daniel Caligiuri gab es Elfmeter für Augsburg. Michael Gregoritsch, in jungen Jahren mal für den VfL unterwegs, netzte zum 2:0 ein, und damit „war die Messe eigentlich relativ früh gelesen“, sagte Cheftrainer Thomas Reis hinterher. Zu stark verteidigte Augsburg, zu schwach waren die Offensivbemühungen des VfL.

Elfmeterpfiff für Reis und Co. unverständlich - aber nicht der Grund für die Niederlage

Der wegen seiner Roten Karte vom Freiburg-Spiel gesperrte Reis verfolgte die Partie im Stadion „mit gutem Überblick“, wie er meinte, doch wie sein Chef-Vertreter in der Coaching Zone, Co-Trainer Markus Gellhaus, sah er zu wenig Kreativität vom VfL. Auch für Gellhaus war die Szene „kein Elfmeter“, auch Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz bewertete den Kontakt Soares’ „in der Gesamtsituation“ als nicht strafstoßwürdig. Alle drei aber waren sich auch darin einig: Nur am Elfmeterpfiff vor dem 0:2 lag die Niederlage nicht.

Zu wenig fiel dem VfL Bochum ein, um die robust verteidigenden, äußerst defensiv eingestellten Gäste zu knacken. „Es war ein sehr gebrauchter Tag, wenn man bedenkt, dass wir den Gegner mit zwei Fehlern eingeladen haben. Die Mannschaft hat zwar Charakter gezeigt, aber wir waren nach vorne ideenlos. Es war unnötig, dass wir verloren haben, aber auch verdient, weil wir keine Torchance hatten.“

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Fast alle VfL-Offensivkräfte kommen zum Einsatz - ohne Durchschlagskraft

Und zwar unabhängig vom Personal. Denn Gellhaus brachte ja nach bereits knapp einer Stunde drei frische Angreifer. Früh genug, um noch eine Wende einzuwechseln. Aber auch die für den schwachen Flügelstürmer Gerrit Holtmann, für Mittelfeldmann Patrick Osterhage und für Stoßstürmer Simon Zoller, der erstmals seit seinem Kreuzbandriss von Beginn an stürmte, gekommenen Danny Blum, Jürgen Locadia und Sebastian Polter sowie später noch Eduard Löwen sorgten für keine entscheidenden Impulse.

Der VfL Bochum setzte fast alle Offensivkräfte ein, die er hat. Keiner konnte dem Spiel eine Wende geben. Takuma Asano, der durchspielte, war mit seiner Laufstärke, seinem Tempo noch der stärkste Offensivmann, den letzten Pass aber brachte auch der Japaner nicht an den Mann.

Schindzielorz zum 0:1: Fehler „darf in der Bundesliga so nicht passieren“

Dabei war, wie Schindzielorz treffend feststellte, der VfL „ordentlich ins Spiel reingekommen“ mit dem im heimischen Stadion gewohnt frühen Pressing, mit viel Herz und Mut. Doch der erste Nackenschlag war dann bereits einer zu viel. Maxim Leitsch patzte nach einem langen Ball vor dem 0:1 von Andre Hahn mit einem verunglückten Kopfball Richtung Torwart Manuel Riemann. Ein individueller Fehler, „der in der Bundesliga so nicht passieren darf und eiskalt bestraft wird“, meinte Schindzielorz.

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Auch Bochums Sport-Chef sah zwar das Bemühen, mehr aber eben nicht. „Wir waren die aktivere Mannschaft, aber vorne hat uns die Durchschlagskraft gefehlt. Augsburg war sehr robust in der Verteidigung, wir hatten keine klaren Torchancen, weil wir die Situationen nicht sauber herausgespielt haben“, sagte Schindzielorz.

Ähnlich selbstkritisch urteilte Anthony Losilla: „Uns hat schlichtweg die Kreativität gefehlt. Der letzte Pass oder die Flanke kamen nicht an“, meinte der Kapitän. „Augsburg hat gut verteidigt und unsere Fehler eiskalt bestraft. Wir müssen besser spielen, um den Klassenerhalt zu schaffen.“ Auch im Spielaufbau unterliefen eigentlich allen Bochumern, auch Leistungsträgern wie Losilla und Danilo Soares, immer wieder ungewohnt viele leichte Stock- und Pass-Fehler.

Platz 16 hat der VfL Bochum sicher – Stuttgart ist in Not

Platz 16 aber ist dem VfL nach Bielefelds Niederlage in Köln und damit nach 31 Spieltagen nicht mehr zu nehmen. „Dieses Teilziel haben wir erreicht“, betonte Thomas Reis, und der direkte Klassenerhalt ist weiter in Sichtweite. Stuttgart muss nach dem 0:2 in Berlin alle drei Partien gegen Wolfsburg, beim FC Bayern und gegen Köln gewinnen, um Bochum noch überholen zu können – was dem VfB zudem nur dann gelingt, wenn Bochum selbst nur noch maximal einen Punkt holt.

„Es wäre eine fantastische Situation gewesen, heute vor den eigenen Fans den Klassenerhalt zu schaffen“, ärgerte sich Schindzielorz kurz, um dann vorauszublicken: „Jetzt werden wir es in der kommenden Woche erneut versuchen.“

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In Dortmund hat der VfL Bochum den nächsten Matchball

Und zwar beim BVB, am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) vor bis zu 80.000 Fans im Signal-Iduna-Park. Reis ist vor dem nächsten von noch drei Matchbällen – es folgen noch das Heimspiel gegen Bielefeld (Freitag, 6. Mai, 20.30 Uhr) und das Auswärtsspiel bei Union Berlin (14. Mai, 15.30 Uhr) – optimistisch: „Heute haben wir nicht die Leistung abgerufen, die uns auch rechnerisch gerettet hätte. Aber wir haben in den letzten Jahren immer wieder gezeigt, dass wir da sind, wenn es darauf ankommt.“