Dortmund. Die U19 des VfL Bochum hat Borussia Dortmund lange dominiert. Doch der BVB war gnadenlos effizient und gewann mit 3:0 (3:0).

Die Spieler von Borussia Dortmund hüpften auf und ab, bespritzten sich mit Wasser. Es gab etwas zu feiern für die A-Junioren des BVB: Mit dem 3:0-Erfolg gegen den VfL Bochum hat das Überteam der Bundesliga West die „West-Meisterschaft“ sicher und spielt noch um die Deutsche Meisterschaft.

Ein paar Meter weiter auf dem Rasenplatz des BVB-Sportparks herrschte Stille bei den enttäuschten Verlierern. VfL-Coach Heiko Butscher versammelte sein komplettes Team vor der Bank im Kreis – und sprach ihnen vor einem einwöchigen, schon länger geplanten Osterurlaub noch einmal ein dickes Kompliment aus.

Butscher lobt sein Team: „Jungs haben ein geiles Spiel gemacht“

„Die Jungs haben ein geiles Spiel gemacht. Ich kann ihnen überhaupt keinen Vorwurf machen“, sagte Butscher nach der Niederlage beim BVB, der wohl das Ende der Träume bedeutet im Kampf um Rang zwei und damit am DM-Halbfinale.

Zwei Vorwürfe, wenn man so will, fielen Butscher dann aber doch ein: Zum einen war die ansonsten starke Defensive bei allen drei Gegentoren nicht im Bilde, „wir haben uns die Gegentore ja praktisch selbst eingeschenkt“, sagte Butscher. Zum anderen entsprach die Chancenverwertung dem Resultat: nullkommanull. Der BVB dagegen war vor dem Tor brutal effizient – was natürlich auch etwas mit Qualität zu tun hat.

Der VfL Bochum dominiert die Partie beim BVB

Dabei dominierte der VfL mit einer spielerisch ganz starken, mannschaftlich geschlossenen Leistung die Partie rund 70 Minuten lang, ehe die Kräfte schwanden, der Glaube an die Wende verloren ging, die Wechsel keinen frischen Input brachten. Von der Bank hat Butscher bei weitem nicht die Möglichkeiten wie sein Dortmunder Kollege. Der BVB ist ja auch finanziell in ganz anderen Sphären unterwegs, verpflichtet immer wieder Top-Talente aus ganz Europa.

Der VfL steckte vor offiziell 220 Zuschauern – die Tribüne war derart gut gefüllt, dass es sicherlich mindestens 100 Augenzeugen mehr waren – auch den frühen ersten Nackenschlag weg. Kapitän Tim Oermann leistete sich einen kapitalen Fehlpass im Aufbau, der nur aufs schnelle Umschaltspiel bedachte BVB zeigte erstmals sein Tempo und seine individuelle Klasse. Samuel Bamba netzte ins linke Eck ein, Torwart Tjark Ernst war machtlos in der sechsten Minute.

Vor den Gegentoren patzt der VfL Bochum

Oermann und der am 0:2 beteiligte Verthomy Boboy, die Innenverteidiger, zeigten ansonsten eine bärenstarke Leistung. Wie überhaupt der VfL für seine Spielanlage, seine Spielzüge über die Außen, sein hohes Pressing, mit dem der BVB überhaupt nicht zurecht kam, seine starken Zweikämpfe immer wieder Applaus bekam.

Doch der aufopferungsvoll anlaufende, stets mitspielende Stürmer Florian Berisha, bedient von Nico Petritt, setzte den Ball frei aus sechs Metern neben den rechten Pfosten (12.). Leon Tasov, bestens in Szene gesetzt von Berisha, scheiterte frei vor und am starken BVB-Keeper Silas Ostrzinski (25.). Ali Demirel, der technisch versierte Gestalter, verzog aus 18 Metern knapp. Auch Mats Pannewig scheiterte aus der Distanz.

BVB überzeugt individuell, der VfL im Kollektiv

Es spielte eigentlich nur der VfL. „Wir spielen gut, wir kommen über das Kollektiv“, sagte Butscher. „Aber wir kriegen den Ball einfach nicht über die Linie.“ Ein Manko, das sich durch die gesamte Saison zieht und auch etwas mit Geld zu tun hat. „Manchmal“, sagte Butscher, „schießt Geld eben doch Tore.“

Bochum machte Druck – Dortmund traf. Vor dem 0:2 ließen die ansonsten starken Marlon Schmitz und Boboy Dortmunds Flügelflitzer Samuel Bamba zweimal passieren, obwohl sie beide den Ball fast schon sicher hatten. Bamba legte zurück, Bradley Thomas Fink vollstreckte gnadenlos aus elf Metern (43.).

Bochum war kurz geschockt, ließ in der Nachspielzeit dann Julian Dean Rijkhoff zu viel Raum statt zu attackieren. Sein Schuss aus 18 Metern flog nicht vorbei oder drüber, sondern schlug platziert links unten ein. 0:3 - gefühlt war das irgendwie verkehrte Fußballwelt.

Trainer Butscher baut seine Jungs auf - Tasov vergibt Riesenchance

In der Pause baute Butscher seine Jungs auf: Sie sollten, sagte er, einfach so gut weiterspielen. „Und sie haben so gut weitergespielt“, lobte der Trainer. Und sie vergaben, nun im schönsten April-Hagelschauer, weiter ihre Chancen. Ali Demirel schoss vorbei, und Leon Tasov vergab die dickste Möglichkeit. Nach Pass von Berisha hatte er Torwart Ostrzinski bereits umkurvt, scheute aber den Schuss aus spitzem Winkel ins leere Tor. Sein Querpass wurde abgefangen - Anschluss vertan. Wenig später scheiterte auch der eingewechselte Artur Golubytskij frei am BVB-Keeper. Erst in der Schlussphase war Dortmund dann dem vierten Treffer näher als Bochum dem Ehrentor.

Trotz des 0:3: Das Team des VfL hat in dieser Saison eine erkennbare Entwicklung genommen und sie in Dortmund spielerisch auf den Platz gebracht. „Wir haben die Mannschaft jetzt da, wo wir sie haben wollten“, sagte Butscher. Und bedauert entsprechend, dass dieses Team überwiegend in der nächsten Saison nicht mehr A-Jugend spielen kann. „Aber so ist es halt im Jugendfußball“, so Butscher.

Zweimal können seine Jungs noch attackieren und sich empfehlen, der eine oder andere wie Boboy auch für einen Profivertrag. In der Liga geht es am 23. April noch gegen Viktoria Köln auf eigenem Platz und am 30. April zu Borussia Mönchengladbach.

Die Fakten zum Spiel

Tore: 1:0 Bamba (6.), 2:0 Fink (43.), 3:0 Rijkhoff (45.)

VfL Bochum: Ernst - Petritt, Oermann, Boboy, Schmitz - Tasov, Tersteeg (86. Böll), Demirel, Yardimci (80. Wasilewski) - Pannewig (58. Golubytskij) - Berisha (68. Santo).