Bochum. Alex Richter verlässt den VfL Bochum, wird NLZ-Leiter in Frankfurt. Im WAZ-Interview spricht er auch über die Entdeckung von Leon Goretzka.

Der VfL Bochum wird demnächst einen neuen Leiter des Nachwuchsleistungszentrums präsentieren, präsentieren müssen. Alex Richter, der viele Jahre Leiter des Nachwuchsleistungszentrums war, hat seine Kündigung eingereicht. Er wechselt zu Eintracht Frankfurt, wird dort Leiter des Nachwuchsleistungszentrums. Im Interview mit der WAZ spricht er über seine Arbeit beim VfL, seine Heimatverbundenheit und seinen Anteil an der Laufbahn von Nationalspieler Leon Goretzka.

Hallo Herr Richter. Wie war der Wochenanfang nach Bekanntgabe ihres Wechsels nach Frankfurt?

Ich war am Montagmorgen beim U19-Training. Wir haben nach der Niederlage gegen Köln einige Dinge angesprochen. Jetzt hat die Vorbereitung auf das nächste Spiel gegen Leverkusen begonnen.

Sie sind jetzt 51 Jahre alt. In wieweit hat es eine Rolle gespielt, dass Sie nicht mehr am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen?

Natürlich hat bei meinem Wechsel zu Eintracht Frankfurt auch eine Rolle gespielt, dass ich voraussichtlich nicht mehr so viele Gelegenheiten bekomme, etwas Neues zu machen. Ich bin noch einige Jahre davon entfernt, aber mit 60 hätte ich dieses Angebot wohl eher nicht mehr bekommen.

Nehmen sie uns mal kurz mit: Markus Krösche, der Sportvorstand von Eintracht Frankfurt, hat sie irgendwann angerufen und ihnen ein Angebot gemacht, das sie nicht ausschlagen konnten?

Ich arbeite im Fußballgeschäft. Da gehört es auch auf meiner Position dazu, dass es immer mal wieder Angebote gibt. Beim Angebot von Frankfurt aber war es das erste Mal, dass ich ins Überlegen gekommen bin. Es war eine schwierige Entscheidung, ein langer Prozess, der Wochen gedauert hat. Es gab viele Gespräche mit meiner Frau und den Kindern. Ich bin in Bochum geboren, habe in Bochum studiert, ich habe im Kreis Recklinghausen meinen Lebensmittelpunkt. Dort wird er auch wegen der Familie, wegen der Kinder bleiben. Ich werde mir eine Wohnung in Frankfurt nehmen und pendele dann hin und her. Das war der wichtigste Punkt bei den Verhandlungen, dass ich die Kinder regelmäßig sehen kann.

Ab wann geht es für Sie bei der Eintracht los?

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Beim Termin für den Wechsel gibt es keine Neuigkeiten. Ich bin beim VfL angestellt und die Vereine einigen sich jetzt, wann der Wechsel über die Bühne geht. Bis dahin steht der VfL an erster Stelle.

Was erwartet Sie bei der Eintracht?

Die Arbeit bei Eintracht Frankfurt wird eine Herausforderung, ich bin gespannt was mich erwartet. Ich bin jetzt fast 14 Jahre beim VfL, ich bin jetzt nicht das, was man einen Wandervogel nennt. Aber die sportliche Herausforderung bei der Eintracht, Talente auszubilden und zu formen, reizt mich schon.

Auch wenn Sie noch beim VfL sind: Wie fällt – Stand jetzt – ihr Rückblick auf ihre Zeit beim VfL Bochum aus?

Wir haben beim VfL Bochum in den vergangenen Jahren viel auf den Weg gebracht. Der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußball-Liga haben im Rahmen der Zertifizierung das Nachwuchsleistungszentrum des VfL Bochum mit der Höchstwertung „Drei Sterne” ausgezeichnet. Mehr geht nicht. Damit gehört das Talentwerk zu den Top-Ausbildern im deutschen Profifußball. Auch unsere Trainerqualität ist hoch. Da sind schon Top-Jungs dabei.

Gutes Stichwort Top-Jungs. In Ihrer Zeit als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums haben etliche junge Fußballer den Weg zu den Profis gefunden. Sie gelten auch als Entdecker von Leon Goretzka.

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Was die Spieler anbelangt, die während meiner Zeit beim VfL Bochum den Weg zu den Profis geschafft haben, sind schon einige bekannte Spieler dabei. Und neben Leon Goretzka oder Ikay Gündogan gibt es ja auch noch etliche andere, die ihren Weg gemacht haben. Daniel Heuer Fernandes, Torwart beim Hamburger SV, oder Kevin Vogt, Innenverteidiger bei der TSG Hoffenheim. Aber wenn ich jetzt lese, der Goretzka-Entdecker wechselt nach Frankfurt, dann ist mir das zu viel. Du entdeckst solche Talente nicht, du musst sie kriegen, also in deinen Verein holen. Dann kannst du sie nur begleiten und versuchen auf den Weg Richtung Profi zu bringen. Das versuche ich jetzt in Frankfurt. Das Ziel ist, mehr Spieler für die Profis auszubilden als bisher.

Wie gut kennen Sie sich denn in Frankfurt schon aus?

Frankfurt und den Frankfurter Raum kenne ich bisher nur von verschiedenen DFB-Tagungen oder von Fahrradtouren durch den Taunus.